Bergstraße. Die Bekämpfung von Einbruchs- und Eigentumskriminalität stand im Mittelpunkt einer behördenübergreifenden Verkehrskontrolle auf dem Rastplatz Wildbahn an der A67 in Höhe von Lampertheim. Es ging unter anderem darum, Tätergruppen aufzuspüren und verdächtige Fahrzeuge zu überprüfen. Zwischen 10 und 18 Uhr waren am Dienstag (4.) über 110 Einsatzkräfte vor Ort.
Insgesamt wurden mehr als 200 Fahrzeuge überprüft und rund 400 Personen kontrolliert. An der Aktion beteiligt waren neben den Kräften des Polizeipräsidiums Südhessen auch die Polizeipräsidien Südosthessen, Westhessen, Frankfurt am Main und das Hessische Polizeipräsidium. Unterstützung kam zudem aus den benachbarten Bundesländern Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg sowie vom Zoll, dem Technischen Hilfswerk (THW) und von der Ausländerbehörde des Kreises Bergstraße. Diese enge und behördenübergreifende Zusammenarbeit war laut Polizeisprecher Murat Avci ein entscheidender Erfolgsfaktor. „Das hat uns erneut gezeigt, dass diese Maßnahmen einen deutlichen Mehrwert bringen, weil wir Fachleute verschiedener Zuständigkeiten direkt vor Ort haben, die auftretende Delikte sofort bearbeiten können“, betonte Avci.
Die Einsatzkräfte hatten mehrere „Kontrollboxen“ aufgebaut, an denen Fahrzeuge und Personen gezielt überprüft wurden. Auf der Autobahn selbst waren zahlreiche Streifenwagen unterwegs, um verdächtige Fahrzeuge aus dem Verkehr zu ziehen und zur Raststätte zu lotsen. Dort wurden Fahrer- und Fahrzeugdokumente geprüft, Gepäckstücke kontrolliert und bei Verdachtsmomenten auch Drogentests durchgeführt. Besonders im Fokus der Ermittlungen standen „reisende Tätergruppierungen“, die die gute Verkehrsanbindung der Region nutzen, um schnell Tatorte zu erreichen und sich ebenso rasch wieder aus dem Staub zu machen.
Im Verlauf der achtstündigen Aktion leiteten die Beamten insgesamt 30 Ermittlungsverfahren und 28 Ordnungswidrigkeitenverfahren ein. Dabei deckten sie unter anderem Verstöße im Zusammenhang mit berauschenden Mitteln, dem Pflichtversicherungsgesetz sowie Urkundenfälschung und Fahren ohne Fahrerlaubnis auf. Zudem wurden Ermittlungen wegen des Verdachts auf Kennzeichenmissbrauch und Verstöße gegen das Markengesetz eingeleitet. Ein Beispiel dafür war ein grauer Audi, den die Polizei gegen 12.30 Uhr kontrollierte. In dem Fahrzeug saßen drei Männer im Alter zwischen 22 und 38 Jahren. Bei der Durchsuchung entdeckten die Beamten mehrere Packungen mit gefälschten Kopfhörern. Bei der Überprüfung der Personalien stellte sich außerdem heraus, dass gegen den 22-jährigen Mitfahrer bereits eine Aufenthaltsermittlung wegen Kennzeichenmissbrauchs und eines Verstoßes gegen das Markengesetz vorlag. Die sichergestellten Kopfhörer wurden als mutmaßliche Fälschungen beschlagnahmt. Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen durften die Männer ihre Fahrt fortsetzen.
Mit manipulierten Fahrzeugpapieren unterwegs
Kurz darauf, gegen 13 Uhr, stoppten die Einsatzkräfte einen 24-jährigen Autofahrer, der mit manipulierten Fahrzeugpapieren unterwegs gewesen sein soll. Der Verdacht: Urkundenfälschung und Verstoß gegen das Pflichtversicherungsgesetz. Bei der Kontrolle erhärtete sich der Verdacht, dass der Fahrzeugschein verändert worden war und das Fahrzeug keinen gültigen Versicherungsschutz mehr besaß. Die Polizei leitete ein Ermittlungsverfahren ein, legte das Auto still und untersagte die Weiterfahrt. Zudem wurde das Auto von einem speziell ausgebildeten Spürhund durchsucht, der den Wagen nach Rauschgift absuchte, ohne fündig zu werden.
Auch zwei ausländische Großraum- und Schwertransporte wurden genauer überprüft. Dabei stellten die Beamten fest, dass beide Fahrzeuge länger sind als zugelassen. Zudem hatte einer der Fahrer die vorgeschriebenen Lenkzeiten überschritten und eine fremde Fahrerkarte genutzt. Die Transporte durften nicht weiterfahren, beide Fahrer mussten eine Sicherheitsleistung hinterlegen. Zudem kam es öfter vor, dass die Ladung verschiedener Transporter nicht korrekt gesichert und die erlaubte Menge deutlich überschritten wurde.
Neben den eigentlichen Polizeikontrollen waren auch die Fachleute des Zolls aktiv. Sie überprüften unter anderem die Ladungssicherung, die Einhaltung der Ruhezeiten und sie kontrollierten mögliche Verstöße im Bereich Schwarzarbeit. Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks unterstützten die Einsatzleitung bei logistischen Aufgaben. Insgesamt zeigte sich, dass die Kombination aus verschiedenen Behörden und Fachrichtungen einen wichtigen Beitrag zum Erfolg solcher Maßnahmen leistet. „Jede Behörde hat ihren eigenen Aufgabenbereich, und genau das macht den Erfolg solcher Einsätze aus“, erklärte Polizeisprecher Avci. „Zoll, Polizei und Ausländerbehörde ergänzen sich optimal, sodass wir gemeinsam ein sehr breites Spektrum abdecken können.“
Das Sicherheitsgefühl der Bürger stärken
Gleichzeitig wolle man mit derartigen Kontrollen das Sicherheitsgefühl der Bürger stärken, insbesondere in der dunklen Jahreszeit, in der die Zahl der Einbrüche erfahrungsgemäß steigt. Die Wahl des Zeitpunkts war dabei kein Zufall. „Viele Menschen denken, Einbrüche geschehen vor allem nachts, aber wir sehen seit Jahren eine deutliche Zunahme von Tageswohnungseinbrüchen“, so Avci weiter. „Gerade am Vormittag oder Mittag, wenn viele auf der Arbeit sind, nutzen Täter diese Gelegenheit.“ Entsprechend könne es jederzeit sinnvoll sein, Kontrollen durchzuführen – auch tagsüber.
Die Polizei Südhessen wertete den Einsatz als „vollen Erfolg“. Die Kontrolle auf der Raststätte Wildbahn war Teil einer landesweiten Aktion unter der Leitung des Hessischen Landeskriminalamts (LKA), das eine umfassende Bilanz für die kommenden Tage angekündigt hat. „Wir wollen mit solchen Maßnahmen deutlich machen, dass die Polizei da ist, kontrolliert und handelt“, fasste Avci zusammen. „Unser Ziel ist es, Straftaten zu verhindern, Täter frühzeitig zu erkennen und den Menschen in der Region das Gefühl von Sicherheit zu geben.“
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