Bergstraße.. Von Fördermöglichkeiten bis Versicherungsfragen, von Mitgliedergewinnung bis zur Sicherung von Dokumenten, von moderner Kommunikation bis zum Kinder- und Jugendschutz im Sportbetrieb: Erstmals hatte der Sportkreis Bergstraße am Wochenende einen umfangreichen Thementag organisiert, zu dem zahlreiche Teilnehmer auf das Areal der TSV Rot-Weiß Auerbach gekommen waren. Im Weiherhaus wurde eine Vielzahl an Vorträgen und Praxisteilen angeboten, die in geballter Form mehrfach und parallel stattgefunden haben.
So konnten Vertreter von Mitgliedsvereinen in kurzer Zeit auf viele Informationen zugreifen. Das Angebot war kostenfrei.
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Auch für Vorstände, Trainer und Übungsleiter war der Tag „Geballtes Vereinswissen“ eine gute Gelegenheit, um ihr Know-how zu erweitern und sich über die neuesten Entwicklungen im Vereinsmanagement „upzudaten“. Bis Samstag lagen 105 Anmeldungen vor. Der Vorstand des Sportkreises war mit der Resonanz auf die Premiere recht zufrieden. Vorsitzender Günter Bausewein sprach von einer einmaligen Gelegenheit für regionale Vereine, um sich in elementaren Fragen weiterzubilden und so besser für die Zukunft zu positionieren. Katja Zeth-Seidel, die den Infostand des Sportkreises besetzte, ist gespannt auf das Feedback der Teilnehmer im Nachgang der Veranstaltung, der nach Möglichkeit keine einmalige Angelegenheit bleiben soll.
Vielfältiges Spektrum
Die angebotenen Themenschwerpunkte waren keinem zentralen Thema untergeordnet, sondern boten ein vielfältiges und umfassendes Spektrum rund um den Vereinsalltag. Aufgegriffen wurden neben allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklungen auch rechtliche und Versicherungsfragen, mit denen Vereine regelmäßig konfrontiert sind und die bei einer allzu lockeren Auslegung existenzielle Folgen haben können. Letztlich drehte sich der Thementag um Aspekte, die auch das Portfolio des Sportkreises Bergstraße spiegeln. Darunter Fragen zu Vereinsförderungen und Zuschüssen sowie die Pflege des Ehrenamts, aber auch spezifische und konkrete Komplexe wie Zielgruppenangebote („Fit und mobil im Alter“) oder die Pflege der Vereinshistorie.
Gemeinsam mit Horst Knop (Archivar im Sportkreis) informierte Claudia Sosniak vom Bensheimer Stadtarchiv über die Konservierung von wertvollen Unterlagen, die für die Dokumentation von hoher Relevanz sind. Dazu gehören Protokolle, Kassen- und Prüfungsberichte, aber auch Haushalts- und Jahresabschlussberichte, die neben dem internen Verbleib auch bei Finanzamt und Registergericht eingereicht werden müssen. Um wichtiges Material dauerhaft zu sichern, kann eine Digitalisierung sinnvoll sein, so Claudia Sosniak. Damit können etwa Gründungsprotokolle oder andere vereinsbiografisch interessante Daten langfristig konserviert werden, um sie gegebenenfalls bei Jubiläen schnell und einfach sichten und nutzen zu können.
Angesichts der Daten-Komplexität in vielen Vereinen empfiehlt die Expertin aber auch eine regelmäßige Kontrolle des Bestands, um überflüssige Objekte auszusortieren. Im Papiermüll haben Akten aber nichts verloren. Vertrauliche Dokumente gehören in den Shredder, während man dem Bestand eine gewisse Archivhygiene schenken sollte: Nicht nur die Raumumgebung beeinflusst die Haltbarkeit von Papier, auch Kleinteile aus Metall (Büroklammern und Tackernadeln) können durch Korrosion über die Jahre und Jahrzehnte massive Schäden verursachen. Claudia Sosniak rät, diese vorsichtig und frühzeitig zu entfernen und - wenn es angebracht sei - durch nicht rostende Materialien zu ersetzen. Auch Klarsichthüllen können auf Dauer das Gegenteil dessen bewirken, für was sie gedacht sind. Bei Problemen sei ein professioneller Restaurator hilfreich. Für Vereine wird eine spezielle Software angeboten, die das Archivieren von Daten unterstützt.
Fördermöglichkeiten
Sebastian Berger aus dem Referat Sportstättenförderung im zuständigen Ministerium informierte in Auerbach - per Videovortrag - über Fördermöglichkeiten für Vereine. Ein hoch komplexes Feld, das Vorstände nicht selten überfordert. Neben dem Bau und der Sanierung von Sportstätten stellt die Hessische Landesregierung auch Mittel für die „Weiterführung der Vereinsarbeit“ bereit. Dieses Programm ist breit gefächert und soll mit seinen unterschiedlichen Fördermaßnahmen die Vereinsarbeit finanziell unterstützen - sei es bei der Umsetzung kleinerer Instandhaltungsmaßnahmen oder bei der Beschaffung von langlebigen Sport- oder Pflegegeräten. Eine Landeszuwendung kann grundsätzlich nur gewährt werden, wenn die Maßnahme noch nicht begonnen wurde und die Gesamtfinanzierung gesichert ist, so Berger. Für die Antragsstellung müssen unter anderem Kostenvoranschläge und Projektbeschreibungen eingereicht werden. Den Förderbereich innerhalb des Landessportbundes erläuterte Steffen Kipper.
Unverzichtbare Bestandteile
Im Anschluss sprach Steffen Maurer vom Bürger- und Vereinsservice des Kreises Bergstraße über die Zukunft des Ehrenamts. Auch in der Region gibt es tendenziell immer weniger Menschen, die sich dauerhaft und freiwillig in einem Verein engagieren möchten. Doch die zahlreichen Vereine und Verbände seien ein wichtiger und unverzichtbarer Bestandteil des sozialen und kulturellen Lebens vor Ort. Der Kreis Bergstraße übernimmt unterstützende und koordinierende Aufgaben, um die Ehrenamts- und Vereinsarbeit zu stärken, so Maurer, der mit seiner Kollegin Barbara Meyer nach Auerbach gekommen war.
Unter dem Namen „Brich Dein Schweigen - hinter jedem Missbrauch steckt ein Gesicht“ haben der Verein Bürger und Polizei Bergstraße, die Rotary Clubs der Region sowie das Polizeipräsidium Südhessen eine Kampagne initiiert mit dem klaren Ziel, Kinder und Jugendliche zu schützen und die Täterinnen und Täter zur Rechenschaft zu ziehen.
Viele praxisnahe Themen
Durch Vernetzung - auch mit dem Sport - sollen mehr Multiplikatoren gewonnen und die Bevölkerung für das Thema sensibilisiert werden. Den Akteuren geht es darum, die Anzeichen für einen Missbrauch besser einordnen und mit Unsicherheiten umgehen zu können. Sportvereine sind als wichtige Stütze im sozialen Umfeld von Kindern und Jugendlichen ein Bereich, in dem dieser Ansatz besonders relevant sei, wie die Sportjugend Hessen betont.
Neben den Vorträgen wurde das Angebot durch praxisnahe Themen aufgelockert. Prüfer des Sportabzeichens konnten sich weiterbilden und die Einheit als Zertifikat anerkennen lassen. In einem Speziallehrgang Radfahren wurde der Prüfungsstoff theoretisch wie praktisch behandelt. Das weitläufige Sportgelände der TSV war ideales Terrain für den Thementag, der sich über knapp sechs Stunden erstreckt hat.
Konzipiert wurde die Veranstaltung in Kooperation mit dem Landessportbund Hessen, der Sportjugend Hessen sowie dem Hessischen Ministerium des Innern und des Sports. Weitere Partner waren neben dem Kreis Bergstraße auch das Polizeipräsidium Südhessen, die Bildungsakademie des Landessportbunds und die Interessengemeinschaft Sport aus Heddesheim. (tr)
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