Bergstraße. Am Freitagabend gegen 18 Uhr werden die Straßen in Deutschland leergefegt sein. Die Deutsche Fußball Nationalmannschaft empfängt da im Viertelfinale der Fußballeuropameisterschaft die Mannschaft aus Spanien und viele Fußballfans sprechen im Vorfeld von einem vorweggenommenen Finale. Die Kicker von der iberischen Halbinsel waren die Mannschaft, die das bisherige Turnier bestimmt haben, doch auch die Spieler von Julian Nagelsmann wussten zu überzeugen, spielen ein ausgezeichnetes Turnier und haben sich somit für den Titelgewinn empfohlen.
Natürlich wird auch Rafael Sanchez vor dem Fernseher sitzen und auch wenn der ehemalige Trainer des FC 07 Bensheim in Spanien Vall de Uxó unweit von Valencia geboren wurde und seine Sympathien klar verteilt sind, der Spanier erwartet alles andere als einen Durchmarsch seiner Mannschaft. „Das ist ein fifty-fifty Duell, bei dem es im Vorfeld keinen ausgemachten Favoriten gibt. Sicherlich war Spanien im bisherigen Turnierverlauf ein wenig dominanter und souveräner als die Deutschen, doch wir befinden uns in den K.O.-Spielen und da zählt das nur noch wenig.
Über Rafael Sanchez
Rafael Sanchez Sanchez wurde in Vall de Uxó in der spanischen autonomen Region Valencia geboren. Mit vier Jahren zog er mit seiner Familie nach Deutschland. Von 1983 bis 1993 war er (mit einem Jahr Unterbrechung beim SV Edenkoben) als Mittfeldspieler ein Leistungsträger des SV Darmstadt, bestritt für die Lilien in der 2. Bundesliga 231 Spiele und erzielte 21 Tore. Die erfolgreichsten Spielzeiten waren 1986/87 und 1987/88, als seine Mannschaft den vierten und den dritten Platz in der 2. Bundesliga erreichte.
Unvergessen bleiben dabei in der Saison 1987/88 die Relegationsspiele gegen den SV Waldhof Mannheim, bei der die Darmstädter den Aufstieg in die Bundesliga im dritten Entscheidungsspiel in Saarbrücken im Elfmeterschießen verpasst haben. Weitere Stationen als Spieler und Spielertrainer in der Region waren der SV Mörlenbach (1994 - 99), der VfR Bürstadt (1999 - 2005), Rot-Weiß Darmstadt (2005 - 96) und Germania Pfungstadt (2006 - 07). Nach seiner aktiven Zeit als Spieler war Rafael Sanchez nur noch als Coach aktiv. Der VfR Mannheim (2007 - 2009), der FC 07 Bensheim (2009 - November 2010), der FSV Schneppenhausen (2010 – 2013), die KSG Brandau (2013 – 2016) und die SKG Bickenbach (2016 – 2019) waren hier die Stationen des Iberers.
Bei seinem Gastspiel in Bensheim schaffte er in der Saison 2009/10 noch den Klassenerhalt in der Fußball-Verbandsliga, ehe er im November 2010 nach einem schwachen Start in die Saison von seinem Trainerposten zurücktrat und von Peter Mautry abgelöst wurde. Seine letzte Trainerstation bekleidete er bei der SKG Bickenbach, seit Sommer 2019 ist Sanchez ganz bewusst ohne Trainerengagement. „Wenn ich ehrlich bin, fehlt mir das nicht. Ich war viele Jahre in Sachen Fußball unterwegs, seit fünf Jahren genieße ich nun die Zeit ohne Trainingsbetrieb und Sonntage auf dem Sportplatz und es geht mir gut“, genießt Rafael Sanchez seinen fußballerischen Ruhestand. net
Da ist die Tagesform entscheidend und die Mannschaft, die am Freitag die bessere Form auf den Platz bringt, die wird am Ende auch gewinnen und das Halbfinale erreichen“, erwartet der frühere 2.Ligaprofi des SV Darmstadt 98 ein enges Duell auf Augenhöhe. Natürlich hofft er dabei auf einen Sieg seiner Nationalmannschaft. Der inzwischen 61jährige Sanchez könnte am Ende aber auch damit leben, wenn Deutschland den Platz als Sieger verlässt, wenn es der Spielverlauf zulässt.
„Klar wünsche ich mir, dass wir weiterkommen und am Ende auch den Titel gewinnen. Wenn nach 90 oder 120 Minuten dann aber das Deutsche Team das bessere war, dann haben sich die Schützlinge von Julian Nagelsmann das verdient und das kann ich dann als Spanier, der schon seit seinem vierten Lebensjahr in Deutschland lebt, sicherlich akzeptieren.“
Spanien ist für Sanchez klar im Vorteil
Vorteile sieht der Fußballtrainer, der sich seit fünf Jahren nun schon im Ruhestand befindet und das Trainergeschäft auch nicht besonders vermisst, bei seinem Team. „Spanien hat sehr gute Einzelspieler und vor allem unsere Flügelzange mit Lamine Yamal und Nico Williams ist eine echte Waffe. Wenn man sieht, dass dann ein hervorragender Fußballer wie Dani Olmo zumeist nur über die Bank zum Einsatz kommt, dann zeigt das die fußballerische Qualität der spanischen Nationalmannschaft.“
Schwachpunkt glaubt Sanchez in der Innenverteidigung ausgemacht zu haben. „In der Luft sind wir da sicherlich stark, die Innenverteidiger sind aber zu langsam und das könnte Deutschland mit seinen schnellen Spielern ausnutzen.“ In diesem Zusammenhang hebt Rafael Sanchez die beiden Youngsters Jamal Musiala und Florian Wirtz als wichtige Faktoren im Spiel der Deutschen hervor und auch einen Leroy Sane hat er auf der Rechnung, selbst wenn der bisher noch nicht so recht zu überzeugen musste.
Spanische Abwehr wird viel Arbeit bekommen
„Das sind drei Spieler, die bringen ein enormes Tempo mit und das ist sehr schwer zu verteidigen. Da kommt auf die spanische Abwehr Schwerstarbeit zu und wenn du dann mit Niclas Füllkrug noch eine echte Waffe von der Bank nachschieben kannst, dann hat eine Mannschaft definitiv Qualität“, gerät der Spanier, der seit 57 Jahren in Deutschland lebt, im Bezug auf die deutsche Offensivabteilung regelrecht ins Schwärmen.
Sanchez sieht beide Teams in etwa auf einem gleichen Niveau, glaubt bei der deutschen Innenverteidigung ebenfalls in Sachen Schnelligkeit Defizite erkannt zu haben und geht davon aus, dass die Elf, die das erste Tor erzielt, den Platz am Ende auch als Sieger verlassen wird. „Die Mannschaft, die in Führung geht, gewinnt am Ende auch. Dadurch ist der Gegner gezwungen aufzumachen und das bietet dann Räume zum Kontern und das können beide Teams sehr gut. Es wird also spannend und ich freue mich sehr auf dieses Spiel“, fiebert der Fan von Real Madrid dem Anpfiff entgegen.
Das Spiel wird in kleiner Runde genossen
Schauen wird „Rafa“ das Viertelfinale gemeinsam mit spanischen und deutschen Freunden im privaten Kreis. „Die bisherigen Spiele habe ich mir immer beim Public Viewing im Alten E-Werk in Pfungstadt angeschaut, dieses Spiel ist aber schon ein besonderes und das schauen wir uns dann in einer kleinen Runde an. Ich hoffe natürlich, dass ich am Ende einen Sieg der Mannschaft von Luis de la Fuente feiern kann, ich weiß aber, dass in diesem Spiel alles möglich ist und auch am Ende Deutschland den Platz in Stuttgart als Sieger verlassen kann“, erwartet Sanchez in jedem Fall ein spannendes und engen Duell zweier starker Teams. net
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