Community-Treffen I

Die Flames brauchen mehr Geld

Der Frauenhandball-Bundesligist HSG Bensheim/Auerbach steht vor einigen kostenintensiven Herausforderungen. Die Weststadthalle ist die größte, aber nicht die einzige Baustelle.

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Eric Horn
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Flames-Geschäftsführer Michael Geil gab in einer emotionalen Ansprache einen Einblick in den Katalog der Anforderungen, die die HSG Bensheim/Auerbach erfüllen muss, um in der Bundesliga wettbewerbsfähig bleiben zu können. © Thomas Zelinger

Bergstraße. . Das Strategie- und Professionalisierungskonzept des Ligaverbandes HBF (Handball Bundesliga Frauen) bereitet den Verantwortlichen der HSG Bensheim/Auerbach seit Jahren Kopfzerbrechen. Die in dem Programm formulierten infrastrukturellen Anforderungen bringen die HSG an die Grenzen ihrer Möglichkeiten.

Wie ernst die Lage beim aktuellen Tabellenzweiten der Bundesliga ist, verdeutlichte die Rede von Michael Geil beim traditionellen Flames-Community-Treffen, das am Mittwochabend in den Räumlichkeiten des Autohauses Ebert in der Bensheimer Robert-Bosch-Straße stattfand. Tief bewegt und mit zeitweise stockender Stimme schilderte der ehrenamtliche Flames-Geschäftsführer den zahlreich anwesenden Sponsoren und Unterstützern des Bundesliga-Teams die Vielzahl von kostenintensiven Herausforderungen, die innerhalb von zwei Jahren erfüllt werden müssen, damit Erstliga-Handball in Bensheim eine Zukunft hat. „Wir stehen vor einem Berg von Problemen“, sagte Geil.

250 000 Euro für mobile Tribüne

Größte Baustelle ist die Weststadthalle, die, sofern keine Lösung gefunden wird, ab der Saison 2025/26 nicht mehr erstligatauglich ist. Ein dauerhafter Umzug in eine andere Halle in der Region kommt nicht in Frage, betonte Geil. Während der drei Europapokal-Heimspiele im Januar und Februar mussten die Flames in die rund 100 Kilometer entfernte Untermainhalle nach Elsenfeld ausweichen, weil die Bensheimer Arena am Berliner Ring die Europacup-Standards ebenfalls nicht erfüllt. „Das hat alles prima funktioniert, ist für die Liga aber keine Alternative“, unterstrich Geil auch mit Blick auf den Publikumszuspruch. Rund 800 Zuschauer verfolgten die drei Partien der Flames in der European League in Elsenfeld. „In Bensheim hätten wir pro Spiel 400 Zuschauer mehr gehabt.“

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Teuerster „Brocken“ im Rahmen des HBF-Professionalisierungskonzeptes ist die geforderte zweite Längstribüne für die Bundesliga-Spielstätten. Die Weststadthalle, die 1989 eröffnet wurde und bei Handballspielen über eine Kapazität von 2000 Plätzen verfügt, hat keine zweite Längstribüne.

Da ein Hallenneubau in Bensheim die nächsten Jahre kein Thema sein dürfte, ist eine mobile Tribüne für die Ostseite mit 400 bis 450 Sitzplätzen derzeit die favorisierte Lösung. Die Kosten für eine solche Konstruktion inklusive einer Lagermöglichkeit belaufen sich laut Michael Geil auf circa 250 000 Euro.

Die Tribüne müsste bei jedem Heimspiel neu aufgebaut werden, die Unterränge der Westtribüne (750 Zuschauer) könnten nicht mehr ausgefahren werden, das Spielfeld müsste um einige Meter verschoben werden. Das Fassungsvermögen der Halle würde sich auf 1700 Zuschauer verringern, die HBF-Vorgaben in diesem Punkt aber weiter erfüllen. Zudem müssten Brandschutz und Rettungswege in der Halle auf die veränderten Bedingungen angepasst werden.

Veränderte Kameraposition

Besonders glücklich wären die Flames mit dieser Lösung nicht. Denn auf den Unterrängen der Westtribüne schlägt bei Flames-Spielen das Herz der Arena, von dort überträgt sich die Atmosphäre in die anderen Bereiche: aus der Weststadthalle wird die „Weststadthölle“. „Die Unterränge sind sehr wichtig für die Stimmung“, verdeutlichte Geil.

Um den „Stimmungskiller“ mobile Tribüne zu verhindern, haben die Flames ein neues Modell entwickelt. Die zweite Längstribüne diene in erster Linie dazu, fernsehtaugliche Bilder liefern zu können, so der Flames-Funktionär. Mit einer beweglichen Kamera, die von der West- auf die Ostseite der Halle verlegt wird, könne dieses Ziel ebenfalls erreicht werden.

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Diese Perspektive würde die zumeist voll besetzte Westtribüne zeigen und somit die Anforderungen der TV-Anstalten erfüllen. „Technisch ist das möglich.“ Beim nächsten Ligatreffen im Juni will Michael Geil der Versammlung diese Idee vorstellen. „Wird das abgelehnt, brauchen wir die mobile Tribüne.“ Weiterer Kostenpunkt ist eine neue Videoanzeige, die bereits zur Runde 2024/25 installiert werden muss und mit etwa 60 000 Euro kalkuliert wird.

Die Umsetzung dieser infrastrukturellen Maßnahmen sind Grundvoraussetzungen für Bundesliga-Handball an der Bergstraße in den nächsten Jahren. Weitere Veränderungen sind nötig, damit die Flames langfristig die Spitze und damit die internationalen Startplätze im Visier haben können. „Wir wollen uns nicht im langweiligen Mittelfeld bewegen, sondern unter die Top-Fünf kommen.“

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Um dieses Ziel zu erreichen, müsse der Kader entsprechend vergrößert werden und die Mannschaft unter professionellen Bedingungen arbeiten können. Spitzenhandball und eine Berufstätigkeit mit einer 30-Stunden Woche, wie sie alle Flames-Spielerinnen derzeit in der Regel ausüben, seien kaum unter einen Hut zu bringen. „Das funktioniert auf Dauer nicht, deswegen müssen wir versuchen, unseren Etat zu erhöhen.“ Das Budget der Flames lag in den letzten Jahren bei etwa einer halben Million Euro. „Wir brauchen 20 Prozent mehr“, sagte Geil und appellierte an die Sponsoren ihr Engagement zu überdenken.

Arbeitskreis „Flames 2030“

Darüber hinaus seien weitere Schritte in Richtung einer weiteren Professionalisierung des Gesamtkonstrukts erforderlich. Sowohl die Strukturen im Bereich Geschäftsstelle/Marketing als auch die Organisationsform der Auerbacher Handball Sport und Marketing GmbH, dem wirtschaftlichen Träger des Bundesligahandballs der Flames, müssten überdacht werden. Der neu gegründete Arbeitskreis „Flames 2030“ unter Leitung von Michael Geil soll hierzu Lösungsvorschläge entwickeln.

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