Kinofilm

Filmpremiere: Liebesdrama vor Bergstraßen-Kulisse

Der Streifen „4 Tage bis zur Ewigkeit“ hatte Premiere im Saalbau-Kino in Heppenheim. Drehorte waren das Felsenmeer und und das Fürstenlager.

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Thomas Tritsch
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Bei der Filmpremiere von „4 Tage bis zur Ewigkeit“ (von links): Simon Pilarski (Produzent und Regisseur), Hauptdarstellerin Lea van Acken, Hauptdarsteller Eric Kabongo und Konstantin Korenchuk (Produzent und Regisseur). Pilarski und Korenchuk sind zugleich die Geschäftsführer der Produktionsfirma Sternenberg Films. © Thomas Neu

Bergstraße. Es war ein steiniger Weg von der Idee bis zur Premiere: Über sieben Jahre nach den ersten Drehbuchzeilen wurde die Filmproduktion „4 Tage bis zur Ewigkeit“ jetzt erstmals in Deutschland gezeigt. Die Premiere fand am Freitagabend vor rund 250 Gästen im Heppenheimer Saalbau-Kino statt. Gedreht wurde das fantasievolle Liebesdrama unter anderen im Felsenmeer und im Staatspark Fürstenlager. Beide Locations prägen die zauberhafte Bild-Ästhetik der Produktion, die als historischer Survival-Thriller-Mix auf der Sage um das verschwundene Mädchen Idilia Dubb basiert und im 19. Jahrhundert angesiedelt ist.

In ihrem ersten großen Kinofilm erzählt die Wiesbadener Produktionsfirma Sternenberg Films von einer jungen Frau, die in einer Burgruine am Rhein verdurstet sein und ihre letzten vier Tage schriftlich festgehalten haben soll. Der Plot changiert irgendwo zwischen literarischer Rheinromantik und realer, doch der Stoff ist durchaus filmreif. Davon war auch Konstantin Korenchuk überzeugt, der mit seinem Produzentenkollegen und Regisseur Simon Pilarski eine Geschichte ins Visier nahm, die sie bereits als Jugendliche fasziniert hatte. „Wir waren zudem überrascht, dass noch kein deutscher Film das Felsenmeer als Kulisse genutzt hat“, sagte er in Heppenheim, wo auch die beiden Hauptdarsteller Lea van Acken und Eric Kabongo zu Gast waren.

Diesmal ging’s nicht um Bollywood

Die Indo-German Film Agency (IGFA), ein Projekt der Wirtschaftsförderung Bergstraße (WFB), hatte das Vorhaben tatkräftig unterstützt. Unter anderem half sie bei der Suche nach geeigneten Drehorten und unterstützte die Produktion bei der Gewinnung von Fördermitteln. Mit 315 000 Euro war „Hessen Film und Medien“ an der Produktion beteiligt. Das Gesamtbudget betrug rund 750 000 Euro. Die IGFA will als Service-Agentur die Bergstraße als Filmstandort etablieren.

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Diesmal ging es nicht um Bollywood. Sternenberg Films verfügt über Standorte in Wiesbaden und Köln. Seit 2012 entwickelt das Unternehmen außergewöhnliche Genre-Projekte für die Kinoleinwand sowie den VoD-Markt (Video on Demand). Mit ihrem historischen Film „Nächstenliebe“ hat die Firma den Hessischen Filmpreis gewonnen. Darüber hinaus ist Sternenberg Films auch im Werbung- und Marketingbereich aktiv. Nach eigenen Angaben möchte man originelle, unverbrauchte und marktfähige Stoffe für die Kinoleinwand produzieren. Unterhaltung und Anspruch sollen sich in einer Art intelligentem Mainstream-Kino vereinen.

Kinostart am 27. April

„4 Tage bis zur Ewigkeit“ ist das Spielfilm-Debut der beiden Geschäftsführer, die Anfang September 2019 mit dem Dreh begonnen hatten. Damals noch unter dem Arbeitstitel „Trümmer der Erinnerung“. Die Weltpremiere war im Februar 2022 im Rahmen des Paris International Film Festivals. Der offizielle Kinostart ist am 27. April.

Zwölf Tage waren Cast und Team im Herbst 2019 im Lautertaler Felsenmeer unterwegs, wo die Kamera märchenhafte Bilder von einer gleichsam verwunschenen Umgebung einfängt, die hervorragend zu der fantastischen Story passen. Der technische und visuelle Aufwand war für eine Low-Budget-Produktion relativ hoch, und auch bei der Besetzung wurde nicht gespart. Mit der damals erst 20-jährigen Lea van Acken (Titelrolle in „Das Tagebuch der Anne Frank“, „Fuck ju Goethe“) konnte eine elfenhafte Protagonistin gewonnen werden, die das schottische Fräulein Idilia Dubb verkörpert, die mit massiven Gedächtnislücken in einem noch massiveren Burgverlies im Mittelrheintal aufwacht und versucht, die Gedächtnislücken zu einer sinnvollen Geschichte zu montieren. Nur ihr Tagebuch kann Idilia dabei helfen, die Ereignisse der letzten Tage zu entschlüsseln. Stück für Stück erinnert sie sich an ihren heimlichen Liebhaber, mit dem sie im angrenzenden Wald eine romantische Nacht verbracht haben soll.

Die Sage als Inspiration zum Film sagt, dass die junge Frau 1851 mit ihren Eltern eine Fahrt auf dem Rhein unternommen haben und am Morgen des 16. Juni verschwunden sein soll. Sie war beim Besteigen des Turms von Burg Lahneck eingebrochen, hieß es. Ihre nebulösen Aufzeichnungen deuten auf eine Romanze hin. Realität und Fiktion verschwimmen. Angeblich sollen Bauarbeiter 1860 ein Skelett und ein Tagebuch entdeckt haben. Die unklare Authentizität der Story habe sie gereizt, die Sage in einen Kinofilm zu übersetzen, so Konstantin Korenchuk.

Vier Jahre bis zur ersten Klappe

Nicht nur vier Tage, sondern vier Jahre hatte es gedauert, bis die erste Klappe fallen konnte für einen Liebes-Thriller, der an insgesamt 32 Tagen in Hessen gedreht wurde; darunter drei Tage im Auerbacher Fürstenlager. Das Dörfchen dient als malerischer Ort, wo der skrupellose Geschäftemacher und Idilias Verlobter Franz Hagerberg (André Hennicke) mit einer Kolonialschau gastiert: ein „Menschenzoo“, wie er im Europa des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts üblich war. Die Hauptfigur verliebt sich in den jungen Caven aus Abessinien, mit dem sie eine heimliche Romanze mit tödlichem Ausgang beginnt.

Dramaturgisch wird die dominante Todesstimmung dieses Fantasy-Mystery-Films während der Traumszenen aufgebrochen, was der Handlung beeindruckend expressive Bilder verleiht. Allerdings wird jede einzelne Szene auf Kosten einer straffen Erzählsprache über die Maßen ausgekostet, was bisweilen den Eindruck erweckt, dass hier die visuelle Ästhetik über der Story rangiert.

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ai/ü
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Im Grunde sei das Projekt zum Scheitern verurteilt gewesen, so die Produzenten in Heppenheim. Als exotischer Genrefilm mit einem historischen Setting und aufwendigen Kulissen habe es jedes Kinodebut grundsätzlich schwer. Von über 40 Produktionsfirmen und Verleihern abgelehnt, beschloss man kurzerhand, den Film im Eigenverleih zu veröffentlichen. Korenchuk und Pilarski waren als Drehbuchautoren, Produzenten und Regisseure maßgeblich beteiligt. Und dann kam die Pandemie und mit ihr die Krise der Kinobranche.

„Die Premiere sollte an der Bergstraße sein“, so Pilarski. Im nostalgischen Saalbau-Lichtspielhaus habe man einen idealen Ort gefunden, sagt er bei der Premiere vor geladenen Gästen, die vom Landrat und WFB-Aufsichtsratsvorsitzenden Christian Engelhardt begrüßt wurden.

Schon mit zwölf Jahren hatte der gebürtige Wiesbadener Simon Pilarski seine ersten Kurzfilme gedreht. Es folgte ein Studium der Filmregie und Filmproduktion an der FH Darmstadt. 2009 lernte er seinen künftigen Kollegen kennen, mit dem er zusammen als Autor, Regisseur und Produzent zahlreiche Kurzfilmprojekte realisierte, die auf nationalen und internationalen Festivals teilweise preisgekrönt wurden.

Felsenmeer „eine tolle Location“

2017 hatte Korenchuk dann erste Kontakte an die Bergstraße geknüpft. Die Drehorte seien wunderbar. „Ein großes Abenteuer“, kommentierte der belgische Schauspieler Eric Kabongo die Tage im Felsenmeer, wo die Produktionsfirma die steinige Bühne um eine sagenhafte Burg erweitert hat: Das Modell im Kleinformat wurde hinterher in die Filmkulisse eingefügt.

„Eine tolle Location“, schwärmte auch Lea van Acken nach der Premierenvorstellung. Sie musste damals im historisierten Kleid mit hohen Hacken über Wurzeln und bemooste Steine klettern.

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