Evangelische Kirche

Dennis Kramer leitet jetzt die Diakonie Bergstraße

Er ist Nachfolger von Tobias Lauer, der nach Frankfurt gewechselt ist. Geplant ist eine engere Zusammenarbeit mit der Kirche als Mutter und es gibt einen parallelen Wechsel an der Dekanatsspitze.

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Thomas Tritsch
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Dennis Kramer (r.) löst Tobias Lauer als Leiter der Regionalen Diakonie Bergstraße ab. Dieser ist nach Frankfurt gewechselt. © Thomas Zelinger

Bergstraße. Die 17 Diakonischen Werke wurden im vergangenen Jahr ein fester Teil der verfassten Kirche. Unter dem neuen Namen „Regionale Diakonische Werke in Hessen und Nassau gGmbH“ agieren sie seither als privatrechtliche und gemeinnützige Tochtergesellschaft der Evangelischen Kirche (EKHN). Damit wurde die Diakonie auch organisatorisch eingegliedert. Als Folge fand auch im Landkreis eine Umfirmierung statt: Aus dem Diakonischen Werk wurde die Regionale Diakonie Bergstraße.

Bereits im November 2022 hatte die Kirchensynode der EKHN mit großer Mehrheit für einen Zusammenschluss gestimmt. Aufsichtsrat und Gesellschaftervertreter haben dann im Sommer letzten Jahres den bisherigen Leiter der Bergstraße, Tobias Lauer, als zweiten Geschäftsführer mit dem Schwerpunkt Soziale Arbeit berufen. Der 45-jährige Diplom Sozialpädagoge übernahm im Januar 2021 die Leitung an der Bergstraße und war bereits im September nach Frankfurt gewechselt. Sein Nachfolger heißt Dennis Kramer, ist ausgebildeter Diplom-Sozialarbeiter und Evangelischer Diakon. Er bezeichnet sich als „Wandler zwischen den Welten“, was auch angesichts seines aktuellen Auftrags überaus vorteilhaft sei. Seit 2019 war der heute 44-Jährige als Bereichsleiter für Gemeinwesenarbeit und Migrationsdienst bei der Diakonie Darmstadt tätig.

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Kramer wird am 23. Juni in Rahmen eines Gottesdienstes in der Stephanus Gemeinde in Bensheim offiziell eingeführt. Der gebürtige Niedersachse lebt in Seeheim-Jugenheim und sieht in der aktuellen Dynamik eine große Chance, um gewachsene Strukturen zu optimieren, Synergien zu nutzen und den Dialog mit der Kirche künftig noch straffer zu gestalten. „Wir vernetzen uns seit einigen Jahren eng vor Ort und sind gemeinsam im Sozialraum tätig. Diakonie und Kirche sollen als Einheit vor Ort noch besser erlebbar sein“, so der neue Leiter beim Pressegespräch in der zentralen Verwaltung an der Bensheimer Riedstraße. Er betont die Rolle der Diakonischen Werke als wichtige sozialpolitische Stimme vor Ort, die als Organisation die soziale Arbeit und damit auch die gesellschaftliche Verantwortung der evangelischen Kirche in den Kommunen wahrnehme.

250 Ehrenamtler im Kreis Bergstraße

Im Kreis beschäftigt das Werk aktuell mehr als 110 hauptamtliche Mitarbeiter plus rund 250 Ehrenamtler, die unter anderem bei den Tafeln aktiv sind. An zwölf Dienststellen in Bensheim, Lampertheim, Bürstadt und Rimbach werden außerdem Beratungsdienste, gemeindepsychiatrische Angebote und Wohnungsnotfallhilfen organisiert, um Menschen in allen Lebensphasen und Lebenssituationen zu unterstützen.

Dennis Kramer betont die gemeinsame Mission von Kirche und Diakonie auch vor dem Hintergrund des laufenden Reformprozesses „ekhn2030“, der eine engere Vernetzung der lokalen Akteure mit einer stärkeren Gemeinwesen-Orientierung vorsieht.

Dazu gehören laut EKHN auch Einsparungen, um Kirche fit für die Zukunft zu machen. Kramer hält das für richtig, will aber auf absehbare Zeit im eigenen Zuständigkeitsbereich keine Einschnitte vornehmen. „Never change a running system“, kommentiert er seinen Einstand – an einem funktionierenden System wolle er zunächst nichts verändern. Die Bergstraße sieht er als „gut bestelltes Feld“. Einrichtungen wie die Tafeln in Rimbach, Lampertheim und Bürstadt, das Zentrum der Wohnungsnotfallhilfe, die Integrationsfachdienste und die zahlreichen Beratungsstellen für unterschiedliche Personengruppen sollen in gewohnter Qualität beibehalten werden.

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Dass demnächst auch im Dekanat ein Leitungswechsel stattfindet, sei ein perspektivisch spannender Zufall. Denn am 2. Februar wird der amtierende Dekan des Evangelischen Dekanats Bergstraße, Arno Kreh, in den Ruhestand verabschiedet. Seine Nachfolgerin wird Sonja Mattes. Das Kirchenparlament wählte die Pfarrerin im Sommer zur neuen Dekanin. Die reguläre Amtszeit beträgt sechs Jahre. „Als neue Köpfe sind wir in einer ähnlichen Situation und können Dinge gemeinsam angehen“, so Dennis Kramer über die Chancen des personellen Umbaus. Die Neubesetzung könne auch zum Neubeginn werden. Er will den eingeschlagenen Weg des Diakonischen Werks fortsetzen: es gehe darum, soziale Systeme zu korrigieren und Strukturen zu verändern. Man versteht sich als Regulativ gesellschafspolitischer Entwicklungen.

Wohnen ist ein wichtiges Thema

Der Kern diakonischen Handelns sei die Gewährleistung von kultureller, materieller und politischer Teilhabe in einem christlichen Selbstverständnis, als Teil von Kirche im Kontext des Verkündungsauftrags des Evangeliums, so Kramer weiter. Als zivilgesellschaftlicher Akteur biete das Werk Raum für Engagement und beteilige sich zunehmend an öffentlichen Diskussionen – vor allem im Dialog mit Politik und Verwaltung.

Ein gewichtiges Thema bleibe Wohnen. In der Metropolregion Rhein-Neckar – und auch direkt an der Bergstraße – sei der Mangel an bezahlbarem Wohnraum eines der zentralen Probleme. „Wohnen bedeutet Stabilität und Sicherheit“, so Kramer, der eine Förderung des nicht-gewinnorientierten Sektors am Wohnungsmarkt für notwendig hält. Der Markt allein werde die Dinge nicht regeln. Ohne das Instrument der Wohngemeinnützigkeit würden die relevanten Akteure aber rechtlich daran gehindert, preisgünstigen Wohnraum zu schaffen. Denn eine Vermietung ist bisher nicht als gemeinnütziger Satzungszweck anerkannt.

Auch Tobias Lauer erkennt hier einen Fehler im System. Darüber hinaus kündigt er ein verstärktes Engagement in den Bereichen zivilgesellschaftlicher Bürgerbeteiligung und basisdemokratischer Prozesse an. Als 100-prozentige Tochter der Landeskirche sei dies nun noch besser möglich. Er selbst will auch am Standort Bergstraße weiterhin aktiv mitarbeiten. Seinen Wohnort in Lautertal werde er beibehalten.

Nicht aber aus dem internen Diakonie-Team

Mit Dennis Kramer, der seit Anfang Oktober in Bensheim die Regie übernommen hat, sei ein geeigneter Nachfolger gefunden, der bereits in der Region gearbeitet hat, nicht aber aus dem internen Diakonie-Team stammt.

Für Lauer ist das eine ideale Expertise. Vor seiner Zeit in Darmstadt hatte Kramer zehn Jahre lang in der Diakonischen Bezirksstelle Tuttlingen mit dem Schwerpunkt Arbeitslosenhilfe gearbeitet, die drei letzten Jahre als Geschäftsführer.

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