Umwelt

Den Bächen in der Region Bergstraße geht das Wasser aus

Die Regierungspräsidien kündigen verschärfte Kontrollen gegen illegale Entnahmen an

Von 
Bernhard Zinke und Kai Segelken
Lesedauer: 
Ein Bild, das keiner sehen möchte: ein ausgetrockneter Bach im vergangenen Sommer. © Regierungspräsidium Darmstadt

Bergstraße. Der teils wenig ergiebige Regen Ende vergangener Woche hat die Not nicht wirklich gelindert. Angesichts der zuvor wochenlangen Trockenheit schlagen die beiden für die Region zuständigen Regierungspräsidien (RP) in Darmstadt und Karlsruhe Alarm: Den kleinen Bächen in der Region geht das Wasser aus.

Das RP in Darmstadt kündigt schärfere und engmaschigere Kontrollen an. „Bei unsachgemäßen Entnahmen drohen Geldstrafen“, schreibt die Behörde in einer Pressemitteilung. Die hochsommerlichen Temperaturen sorgten dafür, dass mehr Wasser aus den Gewässern verdunstet. Und gleichzeitig steige das Bedürfnis, Wasser zu entnehmen – keine gute Kombination.

Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"

Vor diesem Hintergrund bittet das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt in seiner Eigenschaft als Obere Wasserbehörde die Bevölkerung um einen verantwortungsvollen Umgang mit dem wertvollen Gut, um die Fließgewässer zu schützen. Es sollte daher ab sofort auf Wasserentnahmen aus Bächen verzichtet werden. Die Wasserbehörden werden die Pegelstände weiter beobachten und sofern notwendig weitere Schritte einleiten.

Mehr zum Thema

Bergstraße

In Hessen herrscht aktuell keine Dürresituation

Veröffentlicht
Von
dpa
Mehr erfahren

Angesichts der anhaltenden Trockenheit bittet das RP Darmstadt die Bevölkerung, zur Gartenbewässerung möglichst Regenwasser zu verwenden.

Durch geringe Abflüsse und die starke Erwärmung des Wassers verschlechtern sich die Lebensbedingungen für Fische und andere Gewässerorganismen zusehends. Besonders an kleinen Gewässern wie Bächen besteht die Gefahr, dass zusätzliche Wasserentnahmen den Fischen und anderen Gewässerorganismen jegliche Überlebensmöglichkeiten entziehen und diese dann absterben.

Die Kollegen beim RP in Karlsruhe mahnen außerdem, auch Einleitungen von Schadstoffen zu vermeiden. Wer ungewöhnliche Begebenheiten feststelle, solle umgehend die Feuerwehrleitstelle informieren, damit sofort im Sinne des Umweltschutzes reagiert werden könne.

Nur Pfützen übrig

Vor zwei Jahren seien ganze Gewässerabschnitte trockengefallen, beschreibt die Karlsruher Behörde. Bei vergleichbarer Temperatur- und Niederschlagsentwicklung sei auch in diesem Jahr mit einer ähnlichen Situation zu rechnen. Besonders schlimm war es im Bereich des Kriegbachs im Landkreis Karlsruhe. Dort blieben stellenweise nur ein paar Pfützen übrig. Im Rhein-Neckar-Kreis gibt es mit dem Mandelbach bei Dossenheim und dem Goldbach bei Sinsheim auch zwei Problemgewässer. Die sind nach Angaben der Kreisverwaltung noch nicht ganz trockengefallen, bereiten den Umweltexperten jedoch wegen ihres niedrigen Wasserflusses durchaus Kopfzerbrechen.

Das Dilemma für die Behörde: Kurzfristig gibt es keine Handlungsmöglichkeiten, um die Austrocknung der Wasserläufe zu verhindern – mit allen Konsequenzen für die Tier- und Pflanzenwelt.

Absage an kurzfristige Aktionen

Das Regierungspräsidium Karlsruhe initiiert – auch mit dem Blick auf weitere drohende Hitzesommer als Folge des rasch fortschreitenden Klimawandels – eine Studie mit externen Partnern, wie man den Gewässern den Trockenstress in Teilen ersparen kann. Dies ist Teil einer landesweiten Strategie zum Umgang mit dem Wassermangel. Ziel der Strategie ist es, für die komplexen und vielfältigen Problemstellungen ganzheitliche Lösungen zu finden. Bis Ergebnisse dieser Untersuchungen vorliegen und Maßnahmen ausgearbeitet sind, werde es jedoch Jahre dauern.

Kurzfristige Aktionen wie das Ausbaggern der Bachbette oder die Entfernung von Bewuchs sind nach Angaben des RP Karlsruhe keine Option. Dies könne im Zweifel sogar zu einer Zuspitzung der Situation führen. Wenn der Bewuchs fehle, erhitze die direkte Sonneneinstrahlung das Wasser, was wiederum zu verstärktem Algenwachstum und noch größerem Sauerstoffmangel führe.

Insofern bleibt beiden Regierungspräsidien der dringende Appell an die Bürgerinnen und Bürger, bei trockenem Wetter generell den Bächen kein Wasser zu entnehmen, um den Fischen und Kleinlebewesen die Lebensgrundlage zu erhalten. Das Wasserschöpfen mit Gießkannen sei zwar erlaubt, aber sollte der Natur zuliebe eingestellt werden. Eine Entnahme mit Motorpumpen sei ohne wasserrechtliche Erlaubnis ohnehin verboten. red/ü

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

Redaktion Kai Segelken ist Redakteur beim Bergsträßer Anzeiger im Ressort Region.

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger