Straßenverkehr

Bergsträßer Schüler lernen: Handy am Steuer ist Gefährdung für alle

Das Handy im Straßenverkehr: Was ist erlaubt? Was ist verboten? Und wie gefährlich ist das Smartphone am Steuer wirklich? Diese Fragen klärte eine Roadshow jetzt für die Schüler der Heinrich-Metzendorf-Schule in Bensheim.

Von 
Lea Fiehler
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Schon bei der Fahrt auf dem Kettcar-Parcours gibt es bei gleichzeitiger Handy-Nutzung Probleme – wie viel schneller ist man erst mit dem Auto unterwegs. © Thomas Zelinger

Bergstraße. Das Handy im Straßenverkehr: Was ist erlaubt? Was ist verboten? Und wie gefährlich ist das Smartphone am Steuer wirklich? Diese Fragen klärte die Roadshow „Handy im Straßenverkehr“ jetzt für die Schülerinnen und Schüler der Heinrich-Metzendorf-Schule in Bensheim.

Das Projekt webcare+ der hessischen Landesstelle für Suchtfragen soll junge Menschen für die Risiken der Handynutzung am Steuer sensibilisieren. In Kooperation mit der Awo Prisma Suchthilfe & Prävention und der Polizeidirektion Bergstraße, konnten die Schüler im Außengelände der Heinrich-Metzendorf-Schule an fünf verschiedenen Stationen neue Erfahrungen sammeln und erhielten Tipps, auch mal den eigenen Medienkonsum kritisch zu reflektieren.

Highlight war dabei der Kettcar-Parcours. Hier durften die Schüler der Berufsschule das tun, was sonst verboten ist: während der Fahrt aufs Handy schauen. So schnell wie möglich sollten die Fahrer den Parcours absolvieren und dabei eine kurze Textnachricht verschicken, ohne gegen die Hindernisse auf der Strecke zu prallen. Gar nicht so einfach – dabei ist man im Straßenverkehr mit dem Auto noch viel schneller unterwegs. Wer etwa auf der Autobahn einen kurzen Blick auf sein Smartphone wagt, der legt schnell mal 100 Meter im Blindflug zurück.

Wer beim Fahren mit dem Handy in der Hand tippt, liest oder telefoniert, ist ein Sicherheitsrisiko. © Sebastian Gollnow, dpa

Nicht immer bleibt das ohne Konsequenzen: Wer im Straßenverkehr zum Handy greift, der gefährdet sich und andere. So wird etwa jeder dritte Autounfall mit Personenschaden durch Ablenkung verursacht.

Die stellvertretende Schulleiterin der Heinrich-Metzendorf-Schule, Anja Windus, merkte an, dass Lehrkräfte sich schon im Unterricht immer häufiger mit der Handynutzung ihrer Schüler auseinandersetzen müssen. Dass die Schüler ihr Handy aber nicht nur im Klassenraum, sondern auch während der Fahrt zücken, sei natürlich noch einmal ein ganz anderes Problem. Mit Freude blickten die Schulleiterin sowie die Lehrkräfte Christine Ludwig und Ralf Stadler, die für die Schulsozialarbeit und die Suchtprävention an der Schule zuständig sind, daher auf den Aktionstag.

Mit Hilfe von Erklärvideos auf der Plattform Youtube und einem digitalen Qui, lernten die Jugendlichen, welche rechtlichen Konsequenzen das Handy am Steuer mit sich bringen kann. Viele seien sich den Folgen gar nicht bewusst, die ein Blick aufs Handy mit sich bringen kann, berichtete Bettina Noll, die Jugendkoordinatorin der Polizeidirektion Bergstraße.

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Für eine Strafe muss es dabei nicht zu einem Unfall kommen. Schon allein mit dem Handy am Ohr beobachtet zu werden ist ein Verstoß. Zwischen 55 und 200 Euro Geldstrafe, bis zu zwei Punkte in Flensburg, Aufbauseminare, Fahrverbote und eine Verlängerung der Probezeit können drohen. Was viele dabei nicht wissen: Auch beim Fahrradfahren ist die Handynutzung untersagt. Telefonieren im Auto ist ausschließlich mit Freisprechanlage erlaubt und wer sein Smartphone als Navigationsgerät nutzen möchte, muss vor der Fahrt die Navigation starten und das Handy in einer Halterung im Auto befestigen.

Mediensucht sei ein immer häufiger auftretendes Problem, schilderten Adrian Steier-Bertz und Nikita Girard von der Awo Prisma Suchthilfe & Prävention. Besonders die Corona-Pandemie mit Kontakteinschränkungen und Lockdown habe dafür gesorgt, dass das Smartphone zum ständigen Begleiter geworden ist. Aus Angst, vielleicht etwas zu verpassen, hätten es viele jederzeit griffbereit.

Mit Bodenzeitung und Selbsttest konnten die Teilnehmer ihre eigene Mediennutzung reflektieren und einordnen. Zusätzlich gab es Tipps und Tricks, um die eigene Handyzeit zu reduzieren und Bildschirm-Pausen einzulegen.

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Dass die Schüler durch die Roadshow die Möglichkeit haben, an den verschiedenen Stationen selbst aktiv zu werden und von eigenen Erfahrungen zu lernen, sei besonders effektiv und ein wichtiger Schritt zur Veränderung, so der Fachbereichsleiter Adrian Steier-Bertz. Statt stumpfem Frontalunterricht sollen die Jugendlichen auch Spaß an dem Aktionstag haben.

Als letzte Station durften die Teilnehmer an einem Glücksrad drehen, um ein kleines Andenken an den Tag mit nach Hause nehmen. Dieses soll die Schülerinnen und Schüler auch in Zukunft daran erinnern, das Handy im Straßenverkehr in der Tasche zu lassen und sich voll und ganz auf den Straßenverkehr zu konzentrieren.

Der Bensheimer Stadtrat Adil Oyan bedankte bei allen Mitwirkenden für die „analoge Veranstaltung“. Das Projekt biete die Chance, ein Bewusstsein für die Gefahren im Straßenverkehr zu schaffen. Er selbst beobachte immer häufiger Verkehrsteilnehmer, die während der Fahrt tippen oder telefonieren und dadurch unaufmerksam werden. Dass das Projekt in Zukunft wiederholt werden soll, darin waren sich alle Anwesenden einig.

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