Natur

Bergsträßer Bienen vor Asiatischen Hornissen schützen

Inwieweit die invasive Art hierzulande die Biodiversität bedroht, ist noch nicht abschließend geklärt.

Von 
Marvin Zubrod
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Eine Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) wird von einem Biologen mit einem Handschuh festgehalten. © Axel Heimken

Bergstraße. Die Invasion gebietsfremder Arten gilt weltweit als zweitgrößte Ursache für den Verlust von Biodiversität. Um die Bevölkerung über die damit verbundenen Konsequenzen aufzuklären, hatte der Starkenburger Imkerkreis unter der Leitung von Martin Weyrauch sowie in Kooperation mit dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) zu einer Informationsveranstaltung geladen.

Im Dorfgemeinschaftshaus von Schönberg und Wilmshausen referierte der hessische Hornissenberater Reiner Jahn über die Verbreitung der Asiatischen Hornisse im Kreisgebiet.

Mit einem Irrtum aufräumen

Bereits zu Beginn wollte der Insektenschützer mit einem weit verbreiteten Irrtum aufräumen: Bei der „Vespa velutina“, wie sie in der Fachsprache auch genannt wird, handelt es sich nicht um die Asiatische Riesenhornisse. Das oftmals als „Killerhornisse“ bezeichnete Insekt kommt in Deutschland nicht vor, was aber oft verwechselt werde, betonte Jahn.

Referent Reiner Jahn © Thomas Zelinger

Auf dem europäischen Kontinent wurde die kleinere Wespenart erstmals im Jahr 2004 in der Nähe von Bordeaux nachgewiesen. Vermutlich wurde sie per Container aus Asien eingeschleppt. Seitdem hatte sich die Vespa velutina mit einer Geschwindigkeit von bis zu 80 Kilometern pro Jahr nach Deutschland ausgebreitet, wo sie eine Bedrohung für die Honigbiene darstellt.

Untersuchungen hätten gezeigt, dass die heutige Population vermutlich von einer einzigen Königin abstamme, was beim fachkundigen Publikum allerdings kein allzu großes Erstaunen auslöste.

Bis zum Winteranfang aktiv

„2022 war ein starkes Wespenjahr“, erzählte Jahn. Für die hiesigen Imker ist das ein zunehmendes Problem. Die Asiatische Hornisse gilt im Gegensatz zu ihrem europäischen Pendant als besonders zäh, da sie bis in den Dezember hinein aktiv ist.

Daher wurde die Vespa velutina von der Europäischen Union als „invasive gebietsfremde Art“ eingestuft. Hierbei handelt es sich um Tiere oder Pflanzen, die vom Menschen eingeschleppt wurden und sich in ihrem neuen Lebensraum so erfolgreich verbreiten, dass sie heimische Arten verdrängen. Ziel der entsprechenden Initiative ist, die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse zu verlangsamen. Denn ganz verhindern könne man sie nicht, erläuterte Jahn.

Um die Bedrohung Bergsträßer Bienenvölker durch die Asiatische Hornisse ging es bei einer gut besuchten Veranstaltung des Starkenburger Imkerkreises. © Thomas Zelinger

Dazu beigetragen hat auch der Klimawandel. Durch die Erderwärmung ist es invasiven Insekten nun möglich, auch in ursprünglich kälteren Gegenden zu bestehen. Zudem haben die Tiere keine natürlichen Feinde, was die Verbreitung der Population erleichtert.

Für Laien ist nicht ganz einfach festzustellen, ob es sich um ein heimisches oder exotisches Insekt handelt. Beide Arten haben eine ähnliche Größe. Allerdings hat die Asiatische Hornisse eine braunschwarze Färbung, die Europäische hingegen eine gelb-orangene.

Zudem unterscheiden sich die Nester der Tiere. Der Unterschlupf des heimischen Insekts ist zylindrisch mit einer nach unten gewandten Öffnung. Die asiatische Art gelangt hingegen über ein Flugloch an der Seite in das ellipsenförmige Nest.

Nester mit Peilsender lokalisieren

Ein solches aufzuspüren, ist nicht ganz einfach. Hierfür macht Jahn von der Radiotelemetrie Gebrauch. Dazu lockt er zunächst die Insekten mittels eines Köders an. Meistens handelt es sich hierbei um Gerüche von Bienenmaterial. In Portugal verwende man allerdings Garnelen, auf Mallorca habe man schon Fisch und Hühnchen als Proteinquelle eingesetzt, berichtete der Experte.

Vor Ort betäubt der Hornissenberater das Tier und stattet es mit einem Peilsender aus, wodurch der Weg von der Futterstelle bis zum Nest verfolgt wird. Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Insekten eine Distanz von bis zu 1300 Metern zurücklegen, erklärte Jahn.

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Hat der Naturschützer das Nest lokalisiert - oftmals befindet sich dieses in einem Baumwipfel - beginnt der unangenehme Teil der Arbeit. Zunächst wird das Flugloch verschlossen. Das solle man am besten abends oder nachts erledigen, verriet Jahn auf Nachfrage. Denn im Gegensatz zur heimischen Art sind Asiatische Hornissen nicht nachtaktiv.

Anschließend wird das Nest betäubt: „Wir versuchen, das möglichst giftfrei zu machen“, betonte der Hornissenberater in seinem Vortrag. Beispielsweise verwende man CO2, was sich allerdings noch nicht als sonderlich effektiv erwiesen habe. Dann wird der Ast, an dem das Nest hängt, abgesägt und in einem Sack verstaut. Anschließend werden die Insekten tiefgefroren und somit getötet.

Weitere Forschung notwendig

Inwieweit die invasive Art hierzulande die Biodiversität bedroht, ist noch nicht abschließend geklärt. Daher hat das HLNUG in Kooperation mit der Universität Marburg ein Meldeportal zur Datensammlung angelegt. Wer glaubt, eine Vespa velutina gesehen zu haben, sollte dies der Behörde mitteilen (inklusive Foto). Hiermit wollen die Forscher die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse in Deutschland sowie deren Auswirkung auf die Artenvielfalt genauer untersuchen.

Liebhaber des Bergsträßer Rebensafts sollten besonders aufmerksam sein: Aus Spanien sind Fälle bekannt, in denen sich die Hornissen an Weintrauben zu schaffen machten. (maz)

HLNUG-Meldeportal: https://bit.ly/3Tv1BhJ

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