Bergstraße. Fehler passieren bei einer Tageszeitung – hin und wieder auch beim Bergsträßer Anzeiger. Zum Beispiel? Michael Ränker denkt kurz nach – und schildert ein Missgeschick aus seiner eigenen journalistischen Vita. Bei einem Text zur Ankündigung einer Veranstaltung passierte ihm vor einigen Jahren ein kleines Malheur. Ränker schickte die BA-Leser einst zum Pilse-Sammeln in den Wald. Pils oder Pilz, dem Rechtschreibprüfprogramm ist der Sinn egal, Hauptsache korrekt geschrieben.
Dieses und weitere Details aus dem Innenleben des BA erfuhren die Schülerinnen und Schüler der Klasse 4b der Zwingenberger Melibokusschule bei einer Fragerunde mit Michael Ränker. Der Besuch eines Redakteurs ist Bestandteil des medienpädagogischen Projektes „Klasse Kids“. Das fand unlängst in seiner 14. Auflage als gemeinsames Projekt des Bergsträßer Anzeigers mit seinen Kooperationspartnern – der Sparkasse Bensheim, der Weinheimer Verlagsgruppe Beltz & Gelberg und der Medienanstalt Hessen – statt.
„Der Krokodildieb“
„Klasse Kids“ will das Lesen fördern und beschränkt sich dabei nicht nur auf das Zeitunglesen – seit vielen Jahren ist daher die Verlagsgruppe Beltz mit Sitz in Weinheim Projektpartner des Bergsträßer Anzeigers und spendiert jeder teilnehmenden Klasse ein (Vorlese-)Buch aus dem Beltz-Kinderbuchprogramm. In diesem Jahr war das die Mutmachgeschichte „Der Krokodildieb“ der norwegischen Autorin Taran Bjørnstad mit Illustrationen ihres Landmannes Christoffer Grav.
Zum Inhalt: Den Schulausflug ins Aquarium findet der schüchterne Odd ein bisschen gruselig. Er könnte von einem Hai gebissen oder von einer Schlange erwürgt werden! Doch dann trifft er den coolen, tätowierten Tierpfleger Rolf, der Würgeschlangen und Krokodile wie Kumpel behandelt. Da ist Odd klar: Er braucht ein Krokodil zum Freund. Es könnte den Sportlehrer in den Hintern beißen und zusammen würden sie es allen zeigen. Keiner aus seiner Klasse würde ihn mehr mobben. Also schmuggelt er kurzerhand einen Zwergkaiman mit nach Hause …
Überdies erhielten die teilnehmenden Lehrerinnen und Lehrer auch die von der Grundschullehrerin Regine Schäfer-Munro und dem Diplom-Pädagogen Marc Böhmann zum Buch konzipierte Lehrerhandreichung „Der Krokodildieb im Unterricht“. mik
www.beltz.de
Auf spielerische Art und Weise
Das Medienprojekt richtet sich alljährlich an die dritten und vierten Klassen der Grundschulen im Verbreitungsgebiet des Bergsträßer Anzeiger. Vier Wochen lang erhalten die Kids im Klassensatz die tägliche Ausgabe der Zeitung und lernen auf spielerische Weise den BA kennen.
Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 4 b der Melibokusschule hatten gemeinsam mit ihrer Deutschlehrerin Ariane Ritzheim-Schweiger im Vorfeld einen umfangreichen Fragenkatalog für Michael Ränker zusammengestellt. Zwei Schulstunden dauert für den BA-Redaktionsleiter das Interview aus ungewohnter Perspektive.
Wissen will die 4 b etwa, woher der BA weiß, welche Serien im Fernsehen laufen und wo überhaupt die ganzen Informationen herkommen, die jeden Tag in der Zeitung stehen. Das tägliche TV-Programm macht nicht der BA, das wird ebenso „eingekauft“ bei speziellen Anbietern wie das Horoskop, die Nachrichten aus Deutschland und der Welt bei Nachrichtenagenturen.
„Internet-ABC“
Bereits zum zweiten Mal als Unterstützerin von „Klasse Kids“ mit von der Partie ist die Medienanstalt Hessen. Sie hat bei ihrem Engagement für das medienpädagogische Projekt vor allem die Digitalkanäle im Blick und will mit dem sogenannten „Internet-ABC“ Kinder im Umgang mit dem World Wide Web sicherer und selbstbewusster machen.
Das „Internet-ABC“ ist eine werbefreie Plattform, die sich mit Erklärungen, Tipps und Tricks an Kinder von fünf bis zwölf Jahren – also an die Zielgruppe von „Klasse Kids“ – sowie deren Eltern und Pädagogen wendet.
Hinter dem Projekt steht der gemeinnützige Verein „Internet-ABC“, dem alle Landesmedienanstalten Deutschlands angehören, so auch die Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR Hessen), die dabei eng mit dem Hessischen Kultusministerium zusammenarbeitet.
Zentrales Ziel der Vereinsarbeit ist es, Kinder und Erwachsene beim Erwerb und der Vermittlung von Internetkompetenz zu unterstützen.
Bestandteil der „Klasse Kids“-Unterrichtsmaterialien, die der Bergsträßer Anzeiger den Lehrenden zum Download zur Verfügung stellt, waren nun zum zweiten Mal auch Lernmodule und Unterrichtsmaterialien des Vereins Internet-ABC. mik
www.internet-abc.de
Am meisten Spaß macht Schreiben
Für alles, was in seinem Verbreitungsgebiet passiert – also unter anderem in Zwingenberg, Bensheim oder Lorsch – ist der Bergsträßer Anzeiger der Spezialist. Die Redakteure und freien Mitarbeiter des BA besuchen politische, gesellschaftliche, kulturelle Veranstaltungen in der Region, unterhalten sich mit vielen Menschen, hören zu, fragen nach und berichten wahrheitsgemäß darüber. Ob das anstrengend ist, hakt die 4 b nach. Körperlich nicht, es kann aber mitunter Nerven kosten. Weil Leute manchmal finden, ihre Aussage ist in der Zeitung nicht richtig wiedergegeben und sich dann darüber beschweren. Die in solchen Fällen vorgebrachte „Das-habe-ich-so-nicht-gesagt-Erklärung“ ärgern einen Journalisten, sagt Ränker.
Zu den schönen Aspekten des Berufs zählt der Kontakt zu vielen Menschen und vor allem das Schreiben. „Das mache ich am liebsten.“ Allerdings hat sich im Zuge der Digitalisierung der Aufgabenbereich eines BA-Redakteurs in den vergangenen Jahren verändert. So müssen Redakteure nicht nur Texte verfassen, sondern sind ebenso für die Gestaltung der Zeitungsseiten zuständig. Was früher per Hand von speziell ausgebildeten Fachkräften erledigt wurde, besorgen heute die Redakteure am PC. Für reine Textarbeit bleibt deswegen nicht mehr so viel Zeit. „Ich würde gerne mehr schreiben.“
Zeitungsdiplom zum Abschluss
Von Anfang an mit im „Klasse Kids“-„Boot“ des Bergsträßer Anzeigers „sitzt“ die Sparkasse Bensheim. Dank ihrer Unterstützung wird den Schülerinnen und Schülern vier Wochen lang täglich die druckfrische Tageszeitung im Klassensatz in die Schulen geliefert.
In diesem Jahr beteiligten sich 28 Klassen beziehungsweise über 560 Mädchen und Jungen; ein Dutzend Schulen aus dem Verbreitungsgebiet des BA und dem Geschäftsgebiet der Sparkasse Bensheim waren vertreten. Zur Ausstattung der teilnehmenden Kinder gehört auch eine Mappe, in der die während des Unterrichts bearbeiteten „Klasse Kids“-Arbeitsblätter abgeheftet werden können. Und zum krönenden Abschluss gibt es für alle Nachwuchs-Reporter das „Zeitungsdiplom“ für die Teilnahme an dem medienpädagogischen Projekt. mik
www.sparkasse- bensheim.de
Wie man Journalist wird, interessiert die Klasse ebenfalls. Michael Ränkers Weg in diesen Beruf begann bereits als Schüler. Auf der Suche nach einem Nebenverdienst und mit einer Foto-Schul-AG als Rüstzeug sprach er beim Bergsträßer Anzeiger vor. Fotografen oder Foto-Entwickler wurden damals nicht benötigt, Texter dagegen schon. Mit Deutsch-Leistungskurs im Rücken nahm er den Job an, studierte berufsbegleitend. Inzwischen ist Ränker seit 30 Jahren beim Bergsträßer Anzeiger und verantwortet als Zwingenberger unter anderem das Ressort Zwingenberg.
Mit der tariflich vereinbarten Arbeitszeit von 36,5 Stunden pro Woche kommt man als Zeitungsredakteur nicht hin, ein paar Extraschichten sind häufig unausweichlich. In der Einteilung der Dienstzeit ist eine gewisse Flexibilität möglich. Feste Termine beim BA sind für die Redakteure die tägliche Themenkonferenz am Vormittag und die Blattabnahme am Abend. Dienst am Wochenende und am Abend sind für einen Lokaljournalisten nahezu tägliches Brot. Einzelheiten zum Verdienst nennt Ränker auf Nachfrage ebenfalls.
Zum BA-Zeitungspapier (kommt aus Schweden), zu den vielen verschiedenen Abkürzungen unter den Texten (Kürzel der Autoren) oder zu Verbrechen (darüber berichtet man nicht gerne) wollen die Schülerinnen und Schüler ebenfalls Näheres erfahren.
Nach gut 90 Minuten ist das Fragespiel weit nach 13 Uhr vorbei. „Frau Ritzheim-Schweiger, nach dem anstrengendem Unterricht kann man unmöglich Hausaufgaben aufgeben, zumal bei dem strahlendem Sonnenschein draußen, oder?“ – „Okay, keine Hausaufgaben“, sagt Frau Ritzheim-Schweiger. Keine Hausaufgaben für die 4 b und tolles Wetter – an einem so schönen Tag möchte man sich als Erwachsener auch etwas Gutes gönnen. In einem Café in der Sonne sitzen und ein kaltes, alkoholfreies Getränk genießen: Ein Pilz – äh: Pils – bitte!
Info: Zeitungsdiplom zum Abschluss; „Internet-ABC“; „Der Krokodildieb“
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