Bergstraße. Die Wasserpumpen am Bibliser Kraftwerk laufen auf Hochtouren. Das sagte RWE-Sprecher Alexander Scholl. Die starken Regenfälle der vergangenen Tage sowie der daraus resultierende hohe Wasserstand des Rheins haben dazu geführt, dass Teiles des Geländes des ehemaligen AKW sowie angrenzende Ausgleichsflächen aktuell überschwemmt sind. Auf der ehemaligen Kühlturmfläche von Block A gibt es seit Sonntagabend einen Wassereintritt. Das Wasser drückt aus dem Untergrund auf die ehemalige Kühlturmfläche, die vollständig unter Wasser steht, informiert eine Pressemitteilung des Kreises. Über den Objektschutzgraben, der das Anlagengelände umgibt, drückt das Wasser in das Grabensystem der Bibliser Gemarkung und auf angrenzende Felder.
Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"
Auf die Rückbauanlage des Atomkraftwerks selbst habe der Wasseranstieg keine Auswirkungen, da diese im Rahmen des Hochwasserschutzes auf angeschüttetem Gelände erhöht errichtet wurde. Auch das Gaskraftwerk liegt auf erhöhtem Gelände. „Aktuell besteht keine Gefahr für die Bevölkerung, auch da die Abstände zwischen überschwemmten Gebieten und Siedlungsgebieten groß sind“, heißt es in der Pressemitteilung des Kreises weiter.
Zu- und Ablaufkanäle mit Schotter und Big-Bags verschließen
Zur Normalisierung der Lage seien bereits verschiedene Maßnahmen ergriffen worden. Mit Unterstützung verschiedener Einsatzkräfte – unter anderem Freiwillige Feuerwehren aus dem Kreis und aus Hessen, Werkfeuerwehren der Region, THW und Landwirten der angrenzenden Felder – wird unter Einsatz von Pumpen seit Montag (3.) daran gearbeitet, den Wasserstand zu stabilisieren beziehungsweise zu senken. Zudem wird daran gearbeitet, die großen unterirdischen Zu- und Ablaufkanäle, die zwischen Kühlturmfläche und Rhein bestehen, mit Hilfe von Schotter und so genannten Big-Bags – große befüllbare Kunststoffsäcke – zu verschließen. Damit soll die Zulaufmenge reduziert werden. Darüber hinaus wurde die Errichtung einer „Big-Bag-Wand“ als Deich um die Kühlturmfläche herum vorbereitet. Damit soll die Ausbreitung des Wassers auf die angrenzenden Felder reduziert werden. Auch Sandsäcke wurden befüllt und bereitgestellt. Verschiedene Rettungs- und Einsatzkräfte der Bergstraße sind in Bereitschaft. Die Leitstelle des Kreises Bergstraße hat einen Einsatzstab gebildet und unterstützt die Maßnahmen.
Die Situation wird engmaschig überwacht, gegebenenfalls werden weitere Maßnahmen ergriffen. Am Mittwochmorgen (5.) griffen die Maßnahmen laut Pressemitteilung bereits: Die Pegelstände (Kühlturmfläche und Rhein) sinken.
Die Bevölkerung wird dennoch gebeten, die überschwemmten Gebiete weiträumig zu umgehen beziehungsweise zu umfahren und die Deiche nicht zu betreten.
Überflutungen machen Bauern zu schaffen
„Besonders schlimm von dem Hochwasser betroffen sind die Landwirte. Für sie ist es eine absolute Katastrophe“, sagte Matthias Schaider, Leiter der Pressestelle des Regierungspräsidiums Darmstadt am Dienstag. In der Nähe des Kraftwerksgeländes stand auf beiden Seiten des Winterdeichs das Wasser. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: „Der Deich ist sicher“, sagt Schaider. „Für die Landwirte ist das aber kein Trost.“
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/region-bergstrasse_artikel,-bergstrasse-atomkraftwerk-biblis-hochwasser-_arid,2212738.html