Geldanlage

Aktienranking: Deutsche Bank hängt Commerzbank ab

Nicht alle Aktien aus der Region kommen bei der Börsenrally mit: Die SAP-Papiere preschen davon, während der Ukraine-Krieg Südzucker und die BASF belastet.

Von 
Michael Roth
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Der Walldorfer Softwarekonzern SAP zog nicht nur das Aktiendepot Rhein-Neckar nach oben, sondern auch zu großen Teilen den Deutschen Aktienindex Dax. Das Papier des Biotechunternehmens Brain hat sich von seinen Tiefständen etwas erholt. Die Lufthansa leidet unter Wettbewerbsnachteilen gegenüber der Konkurrenz und den Arabischen Emiraten. © Archiv, dpa

Bergstraße. Die sogenannte Weihnachtsrally an der Börse kommt so ziemlich jedes Jahr so zuverlässig wie die Feiertage. Und sie ist berechenbar. Gekauft werden in der Regel die Kurssieger des Jahres, wie dieses Jahr der Walldorfer Softwarekonzern SAP oder Siemens Energy, der mittlerweile aus der Krise gekommene Hersteller von Wind- und anderen Energieanlagen.

Niedrigere Zinsen, wie gestern von der Europäischen Zentralbank (EZB) beschlossen, tun ein Übriges und spülen Anlagegeld an die Börse. Und wie passt das alles mit der Wirtschaftslage hierzulande zusammen? Ganz gut. Denn es steigen die Kurse der Konzerne, die sich zu wesentlichen Teilen unabhängig von ihrem deutschen Heimatmarkt machen können. Denn der steht, dank der Politik (chaotisches Heizungsgesetz, hohe Energiepreise, Bürokratieauswüchse wie Nachhaltigkeitsberichte, Subventionswirrwarr unter um Intel und Northvolt, keine Lösung für die Migration, Ampel-Chaos und vieles mehr) vor der nächsten Rezession. Das heißt, die Wirtschaft schrumpft. Weltweit beträgt das Wirtschaftswachstum hingegen mehr als drei Prozent, in China sogar fünf Prozent.

Und so kommen auch bei Börsenaufschwung nicht alle Unternehmen aus der Region mit. Das Depot Bergstraße/Südhessen konnte sich fast auf dem Vormonatsniveau halten, das Depot Rhein-Neckar legte vor allem dank der (global aufgestellten) SAP um mehr als fünf Prozent zu und das Depot Rhein-Main wuchs dank Deutscher Bank und Fraport um vier Prozent.

Aktie des Biotechnologie Konzerns Brain aus Zwingenberg machte einen Sprung

Im Depot Bergstraße/Südhessen hat sich das Papier von Dentsply Sirona von seiner Kurskatastrophe im November nach roten Zahlen nur leicht erholt. Seit Jahresbeginn beträgt der Verlust aber noch immer mehr als ein Drittel. Viel Arbeit habe man vor sich, sagte Konzernchef Simon Campion kürzlich. Die Transformation wolle er fortsetzen, wohin genau, hat er nicht gesagt. Nur von Initiativen gesprochen, die positiv zur Profitabilität beitragen und die Grundlage des Unternehmens langfristig stärken. An der Börse wird da noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten sein.

Das Gegenstück lieferte TE Connectivity, der zweitgrößte private Arbeitgeber an der Bergstraße. Der Elektrotechnikkonzern, global aufgestellt, profitiert unverändert vom weltweiten Wachstum bei E-Autos. Das lässt sich auch am Aktienkurs ablesen, der seit Jahresbeginn um rund zehn Prozent zulegte.

ARCHIV - Lufthansa-Flugzeuge stehen am 03.04.2014 auf dem Flughafen in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen) auf dem Vorfeld. Im Tarifkonflikt bei der Lufthansa legen die Piloten an diesem Dienstag die Arbeit nieder. Der Streik auf allen Langstreckenflügen aus Deutschland heraus beginne um 8.00 Uhr morgens und dauere bis Mitternacht, teilte die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) am Montag mit. Foto: Federico Gambarini/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ © dpa

Einen Sprung hat auch die Aktie des Zwingenberger Biotechnologiekonzerns Brain gemacht und notiert derzeit auf einem Jahreshoch. Ein Auslöser dürfte der Verkauf von Einnahmen aus Pharmalizenzen an ein US-Unternehmen sein. Der Wert der Transaktion war mehr als viermal so hoch wie die gesamte Marktkapitalisierung von Brain vor der Ankündigung des Geschäfts.

Kurs der BASF-Aktie hat sich berappelt

Die Aktie des Darmstädter Pharma- und Chemiekonzerns Merck blieb in den vergangenen Wochen stabil, der Kurs könnte demnächst aber steigen. Im dritten Quartal habe Merck erstmals seit dem Jahresauftaktquartal 2023 wieder ein organisches Umsatzwachstum in allen Segmenten erzielt, berichtet Analyst Peter Spengler von der DZ Bank. Für die erste Jahreshälfte 2025 erwartet er weitere Wachstumsimpulse aus dem Elektronik- und Life-Science-Geschäft (Laborausrüstung). Die Darmstädter seien ein Qualitätsunternehmen mit attraktiver Bewertung. Der starke Kurssprung von SAP hat das ganze Depot Rhein-Neckar nach oben gezogen. Und das Ende der Fahnenstange für den Softwarekonzern muss noch lange nicht erreicht sein. Die positive Entwicklung sollte sich fortsetzen, meint Analyst Toby Ogg von der US-Bank J.P. Morgan. Man habe zwar bereits eine grobe Vorstellung davon, wie eine Prognose für 2025 ausfallen werde. Er schätzt aber, dass die Cloud-Umsätze und Währungseffekte für noch etwas Aufwärtspotenzial sprechen könnten.

Drei Regionen – drei Depots: Das Aktienranking des Bergsträßer Anzeigers

Der Bergsträßer Anzeiger hat verschiedene regionale Aktiendepots zusammengestellt und berichtet in regelmäßigen Abständen über die Entwicklung dieser (fiktiven) Geldanlagen.

Im Depot Bergstraße/Südhessen sind die Anteilsscheine des Dentaltechnikweltmarktführers Dentsply Sirona enthalten, ebenso die Papiere von TE Connectivity. Beide Konzerne sind an US-Börsen notiert. Für den besseren Vergleich werden Euro-Wechselkurse verwendet. Mit von der Partie sind die Anteilsscheine des Flurfördertechnikunternehmens Jungheinrich und des Zwingenberger Biotechunternehmens Brain. Nicht fehlen darf natürlich der Dax-Konzern Merck aus Darmstadt.

Im Depot Rhein-Neckar liegen Aktien des Softwarekonzerns SAP, des Mannheimer Energieversorgers MVV, von Südzucker, dem Schmierstoffkonzern Fuchs Petrolub sowie der BASF.

Das Depot Rhein-Main enthält Papiere der Deutschen Bank und der Commerzbank, sowie von Lufthansa und Fraport. Hinzu kommt der Bad Homburger Fresenius-Konzern. mir

Berappelt hat sich der Kurs der BASF-Aktie. Der Konzern leidet unter hohen Energiepreisen hierzulande und hat für seinen Stammsitz Ludwigshafen, wo laut Vorstand ein Fünftel aller Anlagen nicht wettbewerbsfähig ist, ein Stellenabbauprogramm angekündigt. Eines der meistdiskutierten Themen in der europäischen Chemieindustrie sei die Frage, was wäre, wenn russisches Gas wieder stark nach Europa flösse, erklärt Analyst Geoff Haire von der Schweizer Großbank UBS. Ein Waffenstillstand Russlands mit der Ukraine würde den Risikoaufschlag verringern, zu mehr Export und damit zu deutlich sinkenden Gaspreisen führen. Im Chemiesektor würde unter anderem die BASF profitieren. Zudem steigt in China und den USA die Chemienachfrage wieder. In beiden Ländern ist die BASF stark vertreten.

Aktie der Deutschen Bank setzte sich im Depot Rhein-Main von der Commerzbank ab

Ein Gewinner der für Verbraucher und Unternehmen teuren deutschen Energiepolitik dürfte der Versorger MVV Energie aus Mannheim sein. Der hat angekündigt sein Gasnetz in zehn Jahren stillzulegen und will dann unter anderem mehr Fernwärme verkaufen. Als Monopolist, auf dem Fernwärmemarkt gibt es technikbedingt keine Konkurrenz, verdient es sich besser als an Gaskunden, die sich einen günstigen Anbieter aussuchen können.

Schwer gebeutelt ist hingegen die Aktie von Südzucker. „Der weitere Verlauf der negativen Einflüsse aus dem durch die EU verlängerten zollfreien, mengenmäßig nun begrenzten Zugang für Agrarimporte aus der Ukraine bleibt ungewiss. Insgesamt sind die finanziellen Auswirkungen sowie die Dauer dieser Ausnahmesituationen nur schwer abschätzbar.“ So ist es im jüngste Quartalsbericht von Südzucker nachzulesen.

Zwingenberg; Darmstaedter Strasse 34-36; BRAIN AG; fotografiert anlaesslich der ordenlichen Hauptversammlung der BRAIN AG; Bild: Dietmar Funck © Dietmar Funck

Im Depot Rhein-Main hat sich die Aktie der Deutschen Bank von der der Commerzbank abgesetzt. Im September und Oktober lagen die Papiere noch in etwa gleichauf. Die US-Bank J.P. Morgan rät Anlegern für 2025 zu einem selektiven Vorgehen in der Bankenbranche. Analyst Kian Abouhossein präferiert die Aktien jener Geldinstitute, die weniger stark vom Zinsergebnis abhängen. Zu seinen Favoriten gehört die Deutsche Bank. Das sieht auch Anke Reingen von der kanadischen RBC so. Sie bevorzugt Geldhäuser mit einer geringeren Abhängigkeit vom Zinsüberschuss, einer stärkeren Ausrichtung auf die USA und einem strafferen Kostenmanagement.

Lufthansa-Aktie kommt aus dem Sommerloch

Bei der Commerzbank haben sich die Übernahmephantasien durch die italienische Unicredit wieder abgekühlt. In den Mittelpunkt rücken stattdessen wieder Geschäftsziele und Ausschüttung. Im Gegensatz zur Deutschen Bank ist die Commerzbank stärker vom Zinsergebnis abhängig und in den USA schwächer vertreten. Dass die Kosten bei der Commerzbank im Vergleich zur Hypovereinsbank, die vor zehn Jahren von Unicredit übernommen wurde, höher sind, erwähnten die Italiener des Öfteren.

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Veröffentlicht
Von
Sabine Rößing
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Die Lufthansa-Aktie ist zwar aus ihrem Sommerloch gekommen, doch von den Kursen von Jahresbeginn noch weit entfernt. Analysten rechnen auch für 2025 mit einem durchwachsenen Jahr für die gesamte Branche. Eine höhere Luftverkehrssteuer und teurere Sicherheitskontrollen belasten zusätzlich. Und im Vergleich zur internationalen Konkurrenz hat die Lufthansa auch noch die Strapazen der EU-Klimapolitik zu schultern. Ab 2025 kommt die verpflichtende Beimischung von nachhaltigem Treibstoff auf Bio-Basis, den die EU in steigenden Quoten verlangt. Weil dies nur für Starts innerhalb der EU gilt, sehen sich die europäischen Airlines im Nachteil mit Wettbewerbern aus der Türkei und dem arabischen Raum. Ähnlich wie bei der deutschen Energiepolitik müssen hiesige Firmen mehr leiden als die internationale Konkurrenz.

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