Bergstraße. Inzwischen gibt es insgesamt sechs bestätigte Fälle von Afrikanischer Schweinepest (ASP) bei Wildschweinen südlich von Rüsselsheim im Landkreis Groß-Gerau . Alle infizierten Tiere wurden nach Angaben des hessischen Landwirtschaftsministeriums innerhalb der 7.300 Hektar umfassenden Kernzone gefunden. Insgesamt wurden 23 tote Wildschweine getestet. Sechs davon waren positiv, bei zwei Proben stehe das Ergebnis noch aus.
Wie der hessische Bauernverband (HBV) mitteilt, gelten für landwirtschaftliche Betriebe innerhalb dieser Restriktionszone neben dem vorübergehenden Jagdverbot für alle Tierarten auch Einschränkungen für die Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen, um ein Versprengen der Wildschweine zu vermeiden.
Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"
Im Kreis Bergstraße ist bislang kein Fall der Seuche nachgewiesen worden, aber dennoch teilt der hauptamtliche Kreisbeigeordnete und für das Veterinäramt sowie die Jagdbehörde zuständige Dezernenten Matthias Schimpf auf Anfrage mit, dass man bereits reagiere. Veterinärrechtliche Restriktionszonen wurden bisher den Angaben nach aber noch nicht eingerichtet. Da es sich bei der ASP um ein sehr dynamisches Seuchengeschehen handele, könne sich die Situation jedoch jederzeit ändern. Deutschland gehört weltweit zu den Ländern mit der höchsten Wildschweindichte.
Lesen Sie auch: Einsatz von Drohnen gegen Afrikanische Schweinepest
„Als direkte Folge des Ausbruchs hat das Veterinäramt sowohl die Schweinehalter als auch die Jäger erneut über die erforderlichen Biosicherheitsmaßnahmen informiert,“ wie Schimpft weiter mitteilt. Um die Schäden bei einem Seuchenausbruch möglichst gering halten zu können, sei es wichtig, APS frühestmöglich nach der Einschleppung nachzuweisen. Dazu müssten tot aufgefundene Wildschweine schnell im Hessischen Landeslabor untersucht werden.
Nähere Informationen zur Afrikanischen Schweinepest
- Infizierte Schweine bekommen Fieber, Schwäche, Fressunlust, Bewegungsstörungen und Atemprobleme sowie Durchfall und Blutungsneigung in Form von Haut- und Nasenblutungen. Erkrankte Tiere zeigen mitunter eine verringerte Fluchtbereitschaft (z.B. Liegenbleiben in der Suhle) oder andere Auffälligkeiten wie Bewegungsunlust und Desorientierung. In der Mehrzahl der Fälle sterben die Tiere innerhalb einer Woche.
- Erstmals wurde die Afrikanische Schweinepest im Jahr 1921 in Kenia beschrieben. Sie ist in Afrika, besonders südlich der Sahara bei Warzenschweinen weit verbreitet. Im Juni 2007 traten erste Fälle der ASP in Georgien auf. 2020 wurde der erste Nachweis in Brandenburg bestätigt
- Das Virus kann direkt von Tier zu Tier übertragen werden sowie indirekt über kontaminiertes Material, wie landwirtschaftlich genutzte Geräte, Futtermittel oder Speiseabfälle. Der schnellste Übertragungsweg ist der Kontakt mit Blut. Das Virus ist sehr widerstandsfähig gegenüber Umwelteinflüssen und kann im Fleisch infizierter Schweine lange (in Parma-Schinken über ein Jahr, in tiefgefrorenen Schlachtkörpern viele Jahre) infektiös bleiben. Dadurch ist eine Ausbreitung sowohl über große Zeiträume als auch Distanzen möglich und wurde bereits beobachtet. asch
Online-Schulung über die „Bergung von Wildschweinkadavern im Seuchenfall“
Jäger sind aufgerufen, Proben von sogenannten Indikatorwildschweinen zu entnehmen und bei der zuständigen Veterinärbehörde abgeben. Indikatorschweine sind tot aufgefundene Wildschweine, Unfallwild und schwer krankes Wild. Wie der Kreis auf der Homepage hinweist, zahle das Land Hessen eine Aufwandsentschädigung von 50 Euro. Außerdem können die Proben kostenfrei direkt an das Hessische Landeslabor verschickt werden. Durch die Nähe des Kreises zu den Sperrzonen wurden die Jäger zusätzlich darum gebeten, vermehrt nach Kadavern zu suchen.
Darüber hinaus wurde, wie Schimpft angibt, bereits eine erste Online-Schulung über die „Bergung von Wildschweinkadavern im Seuchenfall“ durchgeführt. Eine zweite sei terminiert. Die Einrichtung einer zentralen Kadaversammelstelle, beziehungsweise Verwaltungsrechtliche Anordnungen, werden für den Ernstfall gerade vorbereitet. Landwirte und Jäger werden, wie es heißt, direkt über relevante Entwicklungen informiert.
Die Bürger sind dazu aufgerufen, weggeworfene Speisereste immer in verschlossenen Müllbehältern zu entsorgen, da infiziertes Fleisch oder auch Wurst von Wildschweinen gefressen könnte und so die Ausbreitung der Seuche bedeuten. Menschen können sich mit dem Virus nicht infizieren. Selbst der Verzehr von infiziertem Schweinefleisch birgt, wie der Kreis mitteilt, kein gesundheitliches Risiko.
Zu den sogenannten Biosicherheitsmaßnahmen, die die Schweinehalter im Kreis auch in seuchenfreien Zeiten beachten sollen, gehört das Verbot der Verfütterung von Speiseabfällen, aber auch die strikte Abschirmung der Tiere und des Futters nach draußen. Zudem dürfen Landwirte ihre Kleidung nicht außerhalb des Stalls tragen. Zum Schutz der Schweinebestände sind auch Hobby- oder Kleinsthalter aufgefordert, die notwendigen Maßnahmeneinzuhalten.
Lesen Sie auch: Mit Leinenpflicht und Jagdverbot gegen die Schweinepest
Sollte ASP tatsächlich im Kreis nachgewiesen werden, ist das oberste Ziel, die im Seuchenausbruchsgebiet lebenden und mit dem Virus infizierten Wildschweine in dem betroffenen Gebiet zu halten. Dies könne unter anderem durch eine Umzäunung des Gebietes erreicht werden. Zaunmaterial wurde, wie es heißt, im Zuge der Prävention bereits beschafft und eingelagert.
Sollten Spaziergänger ein totes Wildschwein sehen, ruft der Kreis dazu auf, bitte umgehend das zuständige Veterinäramt zu informieren.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/region-bergstrasse_artikel,-bergstrasse-afrikanische-schweinepest-wildschweine-bergstrasse-_arid,2219270.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.bergstraesser-anzeiger.de/region-bergstrasse_artikel,-bergstrasse-weitere-faelle-afrikanischer-schweinepest-in-hessen-_arid,2218458.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.bergstraesser-anzeiger.de/region-bergstrasse_artikel,-bergstrasse-einsatz-von-drohnen-gegen-afrikanische-schweinepest-_arid,2217956.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.bergstraesser-anzeiger.de/region-bergstrasse_artikel,-bergstrasse-mit-leinenpflicht-und-jagdverbot-gegen-die-schweinepest-_arid,2217396.html
[4] https://www.mannheimer-morgen.deunter%20www.kreis-bergstrasse.de/unser-buergerservice/gesundheit-und-verbraucherschutz/veterinaerwesen-und-verbraucherschutz/tiergesundheit/afrikanische-schweinepest