Berlin. In der Berliner CDU und besonders in der Abgeordnetenhausfraktion ist es schon lange ein offenes Geheimnis. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner und seine Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (beide CDU) sollen mehr sein als nur Parteifreunde. Der 51 Jahre alte Berliner aus dem westlichsten Stadtbezirk Spandau, der zwischen den Jahren die Trennung von seiner langjährigen Lebensgefährtin bekannt gegeben hatte, und die 40-Jährige aus Marzahn im Osten sollen ein Liebespaar sein. Die Geschichte laufe schon seit mehreren Monaten, berichteten übereinstimmend mehrere gut vernetzte Christdemokraten.
„Besondere Nähe“
Man habe schnell gemerkt, dass es zwischen Wegner und Günther-Wünsch eine besondere Nähe und Sympathie gebe, sagte einer, der bei Klausurtagungen und anderen Treffen dabei war. Auch sollen vor dem Wohnhaus der Senatorin im Ortsteil Mahlsdorf des Öfteren auch über Nacht die Bürgermeister-Limousinen gesichtet worden sein. Offiziell bestätigt werden die Hinweise nicht, über die die Berliner Boulevardzeitung „B.Z.“ als erste berichtete. Aber die mutmaßliche Beziehung wird auch nicht dementiert. Senatssprecherin Christine Richter verweist auf Wegners Rechtsanwalt Christian Schertz. Dieser schrieb auf Nachfrage der „Berliner Morgenpost“, er bitte „um Verständnis, dass wir keinen Anlass sehen, zu Gerüchten über seine Privatsphäre Stellung zu nehmen. Auch Politiker müssen eine Berichterstattung über derartige Spekulationen nicht hinnehmen, zumal hier auch die Familie meines Mandanten geschützt werden muss.“
Dass allerdings eine intime Beziehung zwischen einem Regierungschef und einer Senatorin eine rein private Angelegenheit ist, diese Meinung teilen längst nicht alle in der Berliner CDU. Mehrere Gesprächspartner verwiesen am Mittwoch auf die Schwierigkeiten, private und dienstliche Belange etwa in Debatten um die Bildungspolitik auseinanderzuhalten. Wenn Wegner sich etwa für eine geringere Sparauflage für Günther-Wünschs Ressort einsetze, dann könne das immer als nicht objektiv motiviert angesehen werden. Immer wenn der Senatschef sich für das Bildungsthema starkmache, blieben Zweifel, was wirklich dahinterstecke.
„Einer muss gehen“
In jedem Wirtschaftsunternehmen sei klar, dass so eine Beziehung zwischen einem Vorstandsvorsitzenden und einem Vorstandsmitglied gegen die Compliance-Regeln verstoße, hieß es in der Berliner CDU. Einer von beiden müsse gehen. Die mögliche Verquickung von Interessen und Loyalitäten beeinträchtige die politische Funktion des Regierenden Bürgermeisters, sagte ein wichtiger Christdemokrat. Wo die Funktionsfähigkeit bedroht sei, müsse das Folgen haben. „Es gibt ein Problem, das ist allen klar“, so ein anderer Parteifreund.
Wegner hatte die studierte Lehrerin Günther-Wünsch stets gefördert, seit sie 2021 mit einem Direktmandat ins Berliner Abgeordnetenhaus eingezogen war. Die Senatorin, Mutter von vier Kindern, ist zwar noch verheiratet, hat sich aber vor mehreren Monaten von ihrem Mann getrennt. Wegner hatte sich im September vergangenen Jahres von seiner Lebensgefährtin getrennt.
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