Medizin

Patentgeschützte Medikamente für wenige Versicherte

Seit Jahren steigen die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung für Arzneimittel. Teuer sind neue Medikamente - von denen aber nur wenige profitieren.

Von 
Stefanie Ball
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Blick in das Medikamentenlager einer Apotheke. © picture alliance/dpa

Mannheim/Stuttgart. 3276 Euro – das ist die Summe, die jeder Versicherte der Techniker Krankenkasse (TK) in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr als medizinische Leistungen erhalten hat. Damit hat die TK nach eigenen Angaben 6,6 Prozent mehr für ihre etwa 1,3 Millionen Versicherten im Land ausgegeben als 2023. Insgesamt beliefen sich die Ausgaben der TK für die medizinische Versorgung auf 4,1 Milliarden Euro.

Wie in den Jahren zuvor ist auch 2024 das meiste Geld in Krankenhausbehandlungen geflossen: Rund 967 Euro waren es im Durchschnitt für jede und jeden TK-Versicherten in Baden-Württemberg. Insgesamt ergibt das eine Summe von mehr als 1,2 Milliarden Euro für den stationären Bereich. Rund 885 Millionen Euro gehen auf das Konto der ambulanten ärztlichen Leistungen, gefolgt von Arzneimitteln (777 Millionen) und zahnärztlichen Behandlungen (294 Millionen). Die größte Steigerungsrate mit 11,5 Prozent je Versicherte gab es der TK zufolge bei den Arzneimittelausgaben.

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Patentgeschützte Medikamente treiben Kosten in die Höhe

Steigende Arzneiausgaben sind seit Jahren ein Thema in der gesetzlichen Krankenversicherung: Laut einem Report der Krankenkasse DAK-Gesundheit sind die Arzneimittelausgaben in der gesamten gesetzlichen Krankenversicherung innerhalb von fünf Jahren um 34 Prozent gestiegen. Treiber bei den Kosten sind dabei einige wenige Arzneimittel. Im Jahr 2024 entfielen knapp elf Prozent der Gesamt-Arzneimittelausgaben auf ein Prozent der umsatzstärksten patentgeschützten Arzneimittel. Neben hohen Einstiegspreisen liegt dies dem DAK-Report zufolge daran, dass Pharmahersteller die Indikationen, für die die neuen Medikamente eingesetzt werden können, nach und nach erweiterten.

Hohe Einstiegspreise, die unter anderem durch die kleinen Patientengruppen beim Markteinstieg begründet würden, würden durch die Indikationsausweitungen schleichend auf weitere, meist deutlich größere, Patientengruppen übertragen – mit entsprechenden Auswirkungen auf die Ausgaben. Demnach entfallen im Zeitraum von 2019 bis 2024 zusammengefasst 51 Prozent der Gesamtumsätze für patentgeschützte Arzneimittel auf lediglich ein Prozent der bei der DAK-Gesundheit versicherten Personen. Auf zehn Prozent der Versicherten entfallen 88 Prozent der Ausgaben für patentgeschützte Arzneimittel. Im Gesamtmarkt entfallen 73 Prozent der Ausgaben auf zehn Prozent der Versicherten.

© Monika Skolimowska/dpa

Kassen tragen Kosten für Bürgergeld-Empfänger

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen sieht den Bund außerdem in der Pflicht, die Kosten für die gesundheitliche Versorgung von Bürgergeld-Empfängern vollständig zu tragen. Es sei gesetzlich geregelt, dass der Staat die Kosten übernehme und nicht der Beitragszahler, erklärte der Vorstandsvorsitzende des Verbands, Oliver Blatt, in einem Interview mit dem Deutschlandfunk. Er kritisierte, dass stattdessen die Krankenkassen die Kosten in Höhe von zehn Milliarden Euro alleine tragen würden – ohne Erstattung. Laut Techniker Krankenkasse zahlt der Bund zwar die Beiträge für Bürgergeldempfänger, im Jahr 2025 seien dies monatlich 133 Euro pro Person gewesen. Die Summe sei jedoch viel zu niedrig angesetzt, sie decke nur ein Drittel der tatsächlichen Kosten.

Freie Autorin

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