Auszeichnung

Ehrung für eine mutige junge Frau aus Somalia

Die Menschenrechtsaktivistin Ilwad Elman erhält den Hessischen Friedenspreis

Von 
Gerhard Kneier
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Ilwad Elman setzt sich für Frieden und Menschenrechte in ihrer Heimat Somalia ein – vor allem auch für Mädchen und Frauen, die Opfer sexueller Gewalt wurden. © dpa

Wiesbaden. Ob Ministerpräsident Boris Rhein, Landtagspräsidentin Astrid Wallmann (beide CDU) oder die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Anna Lührmann (Grüne): Bei der Verleihung des Hessischen Friedenspreises würdigen am Mittwoch im Hessischen Landtag alle Redner Ilwad Elman vor allem als mutige junge Frau. Die 33 Jahre alte Preisträgerin war als Kind mit ihrer Mutter und ihrer Schwester den Bürgerkriegswirren in ihrer Heimat Somalia entkommen und lebte jahrelang als kanadische Staatsbürgerin in Sicherheit. Doch 2010 kehrte sie freiwillig in das bis heute von Krieg, Terror, aber auch von Hunger und Armut geprägte ostafrikanische Land zurück und arbeitet seitdem aktiv für Frieden und Menschenrechte.

Ganz besonders setzt sich das von ihr und ihrer Mutter geleitete Elman Peace and Human Rights Center aber für Frauen und Mädchen ein, die als Opfer von Vergewaltigungen oder anderen Formen sexualisierter Gewalt in der strikt patriarchalischen Gesellschaft Somalias mit am meisten zu leiden haben. Sehr passend erschien es Parlamentspräsidentin Wallmann und dem Stiftungskuratorium daher auch, den Preis diesmal am Internationalen Frauentag 8. März zu verleihen. „Sehr dankbar“ nahm die Somalierin die mit 25 000 Euro dotierte Auszeichnung entgegen und sprach von einem „Zeichen der Solidarität und Ermutigung“.

Vater und Schwester verloren

Und schnell kam Ilwad Elman in der Dankesrede auf ihren Vater zu sprechen. Als sie sich seinerzeit von ihm verabschiedeten, um ins Ausland zu flüchten, hätten sie nie geglaubt, dass sie ihn nie wiedersehen würden, berichtete sie. Der Mann starb 1996 in der Hochphase des Bürgerkriegs in Somalia, 2019 wurde auch eine ihrer Schwestern der Nähe des Flughafens von Mogadischu erschossen. Nach der Rückkehr aus Kanada gründete ihre Mutter in Somalia das Elman Center, das die beiden Frauen heute gemeinsam leiten. Zu ihrer Arbeit gehört es, Kindersoldaten zu entwaffnen und ihnen den Weg zurück in die Gesellschaft zu ebnen. Und sie kümmern sich um Straßenkinder, vergewaltigte Frauen und Mädchen, die Opfer sexualisierter Gewalt wurden.

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dpa/lhe
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Ministerpräsident Rhein nennt die bisher jüngste Friedenspreisträgerin im historischen Musiksaal des Wiesbadener Landtags „Flamme der Hoffnung“ in einem der ärmsten Länder der Welt, das zugleich von Hunger, Krieg und Terror geprägt sei. 78 Prozent der Bevölkerung Somalias seien unter 30 Jahre alt und hätten somit noch nie Frieden erlebt.

Wallmann würdigt Elman als „mutige Stimme der Menschlichkeit, die auch Hoffnung verbreitet“. 2020 war die Somalierin zusammen mit ihrer Mutter bereits mit dem Alternativen Nobelpreis in Schweden geehrt worden. Erfreut zeigt sich Ilwad Elman in ihrer Replik am Mittwoch über den von Staatsministerin Lührmann in der per Video ausgestrahlten Laudatio verwendeten Begriff von der „feministischen Außenpolitik“ Deutschlands.

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