Kultur - Wenngleich die aktuelle Eigenproduktion auch nicht zu einem „musikalischen Spektakel“ wird, bietet der Zwingenberger Theaterverein über zwei Stunden lang beeindruckende Abendunterhaltung

Zwingenberger Mobile-Ensemble verhilft „Heartbreak Inn“ zu neuem Glanz

Von 
Michael Räbker
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Lena Seidl in der (Haupt-)Rolle des „Luders“ Carol Bialystock will sich im „Heartbreak Inn“ einen Millionär angeln, Kofferjunge Paul Smith (Hendrik Seidl) soll ebenfalls zu einem „Luder“ werden und ihr dabei helfen. © Thomas Zelinger

Zwingenberg. Nein, ein „musikalisches Spektakel“, wie es im Ankündigungstext heißt, ist es nicht, was die Mobilisten mit ihrer neuesten Eigenproduktion „Heartbreak Inn“ da auf die Beine – oder vielmehr auf die Bühne – gestellt haben: Aufsehenerregende – also spektakuläre – Gesangsleistungen stehen nicht im Mittelpunkt der Inszenierung. Lediglich Lena Seidl in der (Haupt-)Rolle des „Luders“ Carol Bialystock springt über die von den ehrenamtlichen Theatermachern selbst hoch gelegte Messlatte – das wiederum ist jedoch keine Überraschung, denn Lena Seidl ist als ausgebildete Musicaldarstellerin und Schauspielerin ein Vollprofi.

Dass die Zuschauer im Gewölbekeller unter dem Alten Amtsgericht seit der Premiere von „Heartbreak Inn“ Ende September trotzdem Woche für Woche herrliche Theaterabende erleben und das Ensemble nicht ohne Zugabe-Rufe von der Bühne lassen, das liegt vielmehr an der immensen Spielfreude, mit der die fast zwanzig Protagonisten ans Werk gehen. Eben dieser Begeisterung kann sich das Publikum in den stets nahezu ausverkauften Aufführungen im Theater Mobile nicht entziehen und spart am Ende daher auch nicht mit dem verdienten Beifall.

Vor und hinter den Kulissen

Buch und Regie: Danilo Fioriti.

Darsteller: Gabrielle Poitevin (Kathleen Vanderbill), Dieter Wagner (Francois Beaumon), Martin Ackermann (Jonathan Campbell), Andrea Gewald (Ninotchka Ivanova), Debbie Maier (Janice Gonzalez), Sarah Siebeck (Julia Price), Hendrik Seidl (Paul Smith), Lena Seidl (Carol Bialystock), Jasmin Petricig (Tschicki Flores), Dagmar Kopsch (Agatha Jones), Birgit Nägele (Margaret Copper), Annika Sohnrey (Betty Reed), Jochen Herrmann (Jacob Garibaldi) Michaela Schweitzer (Grace Garibaldi), Jessica Hartmann (Judith Garibaldi), Leo Ohrem (David Bloomberg), Monika Hartz (Abigail Bloomberg) Rolf Cassells (Alexander McAllister), Nina Wenz (Olivia McAllister).

Technik und Choreographie: Kirsten Willenbuecher. red

Denn wenngleich die Inszenierung auch nicht zu einem „musikalischen Spektakel“ wird – mit allen anderen Ankündigung haben Danilo Fioriti, Autor und Regisseur des Stückes, und seine Mitstreiter wahrlich nicht zu viel versprochen: „Heartbreak Inn“ ist in der Tat eine Theaterinszenierung „voller Kalauer und voller schräger Momente, aber am Ende auch liebenswürdiger Figuren, die doch nur versuchen, ihren Platz in der Welt und auch sich selbst zu finden“.

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Ort des Geschehens ist besagtes „Heartbreak Inn“, ein in die Jahre gekommenes Grand Hotel, dessen nicht minder in die Jahre gekommene Eigentümerin Kathleen Vanderbill (Mobile-Urgestein Gabrielle Poitevin) mit ihren ebenso treuen wie schrägen Angestellten versucht, dem „Gasthaus der gebrochenen Herzen“ zu neuem Glanz zu verhelfen. Da kommt die Jahrestagung eines Keuschheit und Emanzipationsverzicht predigenden Hausfrauenverbands, der sich im Hotel eingebucht hat, gerade Recht. Doch das ist nur ein Handlungsstrang.

Im Hotel abgestiegen ist auch das eingangs erwähnte „Luder“ Carol Bialystock (Lena Seidl), das sich endlich einen Millionär angeln will, bevor sie als Zechprellerin auf- und rausfliegt. Als die Präsidenten-Suite tatsächlich wieder belegt wird, schöpft sie neue Hoffnung, muss aber zu ihrem Leidwesen feststellen: Alexander McAllister (Rolf Cassells) – das Objekt ihrer Begierde – steht mehr auf den Kofferjungen Paul Smith (Hendrik Seidl)… Eingestehen will sich McAllister das zunächst nicht, denn seine Tochter Olivia (Nina Wenz ) ist schließlich bei den keuschen Hausfrauen aktiv – bis sie sich ihrerseits zum Zimmermädchen hingezogen fühlt...

Inszenierung voller Kurzweil

Die Hotel-Sauna-Besucher David Bloomberg (Leo Ohrem, Vorsitzender des Mobile-Vereins) und Jacob Garibaldi (Jochen Herrmann) tragen ebenso zum Verwirrspiel bei – und sie sind überdies auch optisch ein Genuss: Wenn die beiden Geschäftsleute ihre Business-Anzüge ablegen und in der Schwitzkammer am Bühnenrand fast im Adamskostüm sitzen, braucht es im Zuschauerraum des Gewölbekellers unter dem Alten Amtsgericht keinen Aufguss mehr...

„Eine Intrige, die das Leben aller Bewohner des Hotels umkrempeln wird, nimmt ihren Anfang“, kündigen die Mobilisten in ihrer Zusammenfassung an – und sie bleibt nicht stehen, sondern nimmt ihren teils rasanten Lauf und mündet nach äußerst kurzweiligen zweieinhalb Stunden (Pause inklusive) in ein furioses Finale mit allen Akteuren in der Lobby des „Heartbreak Inn“, das am Ende doch scheinbar nichts von seinem alten Glanz eingebüßt hat. Ein Verdienst des Mobile-Ensembles und von Danilo Fioriti.

Noch drei Aufführungen

Wer im „Heartbreak Inn“, dem ersten Haus am Platz, einchecken möchte, der hat noch drei Mal dazu die Gelegenheit: Unter Beachtung der 3 G-Regeln (nachweislich geimpft, genesen oder getestet) wird man am kommenden Wochenende – Freitag (15.), 20 Uhr / Samstag (16.) 20 Uhr / Sonntag (17.), 18 Uhr – zum letzten Mal in der laufenden Spielzeit eingelassen.

Eintrittskarten gibt es im Vorverkauf im BA-Medienhaus am Bensheimer Ritterplatz (Rodensteinstraße 6, Telefon: 06251/100816), beim Zwingenberger Handarbeitsladen Schnipp-Schnapp oder auf der Webseite des Theater Mobile, das seinen Ticketvorverkauf über das Internetportal „ztix“ abwickelt. Eventuell vorhandene Restkarten gibt es an der Abendkasse, die jeweils eine Stunde vor Beginn öffnet.

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