Es ist ein vergifteter Heiratsantrag, den Maximilian Krah, der Spitzenkandidat der AfD für die Europawahl in seinem Manifest „Politik von rechts“ den Kirchen gemacht hat. Er sieht das Christentum als natürlichen Verbündeten der rechten Bewegung. Die „tradierte Ordnung“, um die „echtes konservatives Denken“ sich drehe, sei zweifellos christlich begründet und ohne das Christentum nicht aufrechtzuerhalten, meint Krah. „Wir sehen in den orthodox geprägten Ländern, wie wertvoll eine intakte, traditionelle Kirche für die politische Rechte ist. Auch der rechte Aufbruch in den USA wäre ohne die tiefe Gläubigkeit in ,God´s own country’ nicht möglich.“
Diesem Versuch, das Christentum in eine Art ethnische Stammesreligion zu verwandeln, die sich nur um die eigenen Leute kümmert, alle anderen als Feinde und Bedrohung ansieht, hat die Katholische Bischofskonferenz mit ihrer Erklärung „Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar“ mit klaren und eindeutigen Worten eine unmissverständliche Absage erteilt.
Die Bischöfe schreiben: „Rechtsextreme Gesinnungen und Konzepte zielen fundamental auf Ab- und Ausgrenzung. In diesem radikalisierten Denken wird die gleiche Würde aller Menschen entweder geleugnet oder relativiert …. Für die Kirche aber ist klar: Jeder Mensch besitzt eine unantastbare und unverfügbare Würde. Sie gründet in der Gottebenbildlichkeit aller Menschen und ist die Basis der Menschenrechte. So ist die Menschenwürde der Ausgangs- und Zielpunkt des christlichen Menschenbildes. …
In den vergangenen Jahren haben sich rechtsextreme Haltungen in der Gesellschaft jedoch stark verbreitet, sie sind „sagbar“ geworden und gewinnen an Einfluss. Nach mehreren Radikalisierungsschüben dominiert inzwischen vor allem in der Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) eine völkisch-nationalistische Gesinnung. Die AfD changiert zwischen einem echten Rechtsextremismus, den der Verfassungsschutz einigen Landesverbänden und der Jugendorganisation der Partei attestiert, und einem Rechtspopulismus, der weniger radikal und grundsätzlich daherkommt. Der Rechtspopulismus ist der schillernde Rand des Rechtsextremismus, von dem er ideologisch aufgeladen wird. In beiden Fällen wird stereotypen Ressentiments freie Bahn verschafft: gegen Geflüchtete und Migranten, gegen Muslime, gegen die vermeintliche Verschwörung der sogenannten Eliten, immer stärker auch wieder gegen Jüdinnen und Juden.
„Wir sagen mit aller Klarheit: Völkischer Nationalismus ist mit dem christlichen Gottes- und Menschenbild unvereinbar. Rechtsextreme Parteien und solche, die am Rande dieser Ideologie wuchern, können für Christinnen und Christen daher kein Ort ihrer politischen Betätigung sein und sind auch nicht wählbar. …
Ohne ein umfassendes Verständnis der Menschenwürde gibt es kein freiheitliches und gerechtes Zusammenleben. Die Menschenwürde ist der Glutkern des christlichen Menschenbildes und der Anker unserer Verfassungsordnung. Leisten wir alle Widerstand, wenn Menschenwürde und Menschenrechte in Gefahr geraten! Engagieren wir uns gemeinsam aktiv für die freiheitliche Demokratie.“
Mit ihrem Beschluss vom 22. Februar 2024 hat die Katholische Bischofskonferenz eine eindeutige Haltung gezeigt und ist jeglichem völkisch nationalistischem Gedankengut entgegengetreten.
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