Kommunalpolitik

Starkregengefahrenkarte für Zwingenberg soll bald vorliegen

Die Starkregenvorsorge stockt, weil die Stadt weiter auf entscheidende Planungsgrundlage wartet. Anfrage der SPD an den Magistrat.

Von 
Michael Ränker
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Unser Archiv-Bild zeigt Mäharbeiten am Horstgraben, einem offenen Entwässerungskanal westlich von Rodau. © BA-Archiv

Zwingenberg. Das Ergreifen lokaler Maßnahmen, um gegen die eventuellen Folgen von heftigen Niederschlägen besser gewappnet zu sein, verzögert sich in Zwingenberg weiter, denn nach wie vor fehlt dafür die nötige Planungsgrundlage in Form einer Starkregengefahrenkarte, wie Bürgermeister Sebastian Clever jetzt auf Anfrage der SPD-Fraktion berichtete. Die Sozialdemokraten hatten in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung vom Magistrat einen Statusbericht eingefordert, in dem sie unter anderem wissen wollten, welche Projekte in Zwingenberg vorgesehen sind.

„Die Verwaltung wartet nach wie vor auf die Fertigstellung der Starkregengefahrenkarte, diese dient als Datengrundlage für die Umsetzung von Maßnahmen gegen Starkregen“, erläuterte der Rathauschef: Auf Nachfrage habe der Gewässerverband Bergstraße, der diese Aufgabe übernommen hat, im Juni dieses Jahres mitgeteilt, „dass die Starkregengefahrenkarten für den gesamten Landkreis Bergstraße bis spätestens Ende 2025 vorliegen werden“. Mit Blick auf das Fehlen der besagten Karte seien in Zwingenberg bis dato weder Maßnahmen geplant und umgesetzt noch sei ein Zeitplan entwickelt worden.

Förderprogramme können genutzt werden

Die SPD wollte überdies vom Magistrat erfahren, ob zur Finanzierung der Planung und der Umsetzung von entsprechenden Projekten Förderprogramme vom Land oder vom Bund genutzt werden können. Nach den Rathaus-Recherchen ist das der Fall: „Eine Möglichkeit bietet beispielsweise die kommunale Klimarichtlinie des Hessischen Ministeriums für Landschaft und Umwelt. Damit können Städte und Gemeinden finanzielle Unterstützung für investive Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und damit unter anderem für die Starkregenvorsorge erhalten.“ Zum gegenwärtigen Zeitpunkt könne jedoch keine Aussage über Zuschusshöhen, Förderbedingungen und Fristen gemacht werden, weil das alles von Art und Umfang der jeweiligen Starkregenmaßnahme abhänge.

Die Entscheidung, dass die Stadt sich entsprechend wappnet, wurde von der Stadtverordnetenversammlung im Juli 2023 getroffen. Das Kommunalparlament war einstimmig einer Initiative der SPD-Fraktion gefolgt und hatte den Magistrat dazu „aufgefordert, für besonders gefährdete Gebiete in Zwingenberg geeignete Schutzmaßnahmen vor Überflutungen und Starkregenschäden zu erarbeiten“. In ihrem Antrag nahmen die Sozialdemokraten „insbesondere die Straßen Wetzbach, Im Weidental und Hohl“ in den Blick.

Kritische Bereiche sind in Fließpfadkarten ausgewiesen

Allerdings soll der Magistrat erst dann tätig werden, wenn weitere Daten vorliegen – die wiederum erhofft man sich von den bereits genannten Starkregengefahrenkarten, die der Gewässerverband Bergstraße mit Blick auf den gesamten Landkreis bei einem Fachbüro in Auftrag gegeben hat. Dass es auch im ältesten Bergstraßenstädtchen kritische Bereiche gibt, zeigen sogenannte Fließpfadkarten, wie sie das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) vorgelegt hat (wir haben berichtet). Zwingenberg hatte die Aufstellung einer solchen Karte gemeinsam mit seinen Nachbarn Bensheim und Heppenheim bei der Behörde in Auftrag gegeben.

Die lokale Initiative dazu ging ebenfalls von den Sozialdemokraten aus, die bereits im August 2020 einen entsprechenden Antrag in der Zwingenberger Stadtverordnetenversammlung gestellt hatten: Um bei der Ausweisung von Baugebieten künftig auch den Aspekt einer möglichen Starkregengefährdung der entsprechenden Flächen berücksichtigen zu können, wurde der Magistrat vom höchsten Beschlussgremium der Kommune einstimmig beauftragt, beim HLNUG detaillierte Informationen – vor allem Kartenmaterial – für Zwingenberg und Rodau zu besorgen.

Tipps zur Minimierung des Risikos

In dem bereits vorliegenden Kartenmaterial sind kritische Bereiche, die in einem Überflutungsbereich liegen, dargestellt. Die kommunale Fließpfadkarte zeigt eine Übersicht der potenziellen Fließpfade, die das Regenwasser bei einem Starkregenereignis nehmen würde. Einbezogen sind Hangneigungen, Geländenutzungen und Gebäudeinformationen. Mit der Fließpfadkarte für Zwingenberg hat das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie auch – allerdings allgemein gehaltene – Tipps geliefert, um das Risiko von Starkregenschäden zu minimieren. Ganz grundsätzlich gilt: Bei heftigen Niederschlägen muss das Wasser bereits vor der Ortslage zurückgehalten und versickert werden. Dazu muss Bodenschutz mit dem Ziel betrieben werden, funktionsfähige Böden als wichtigen Baustein zur Anpassung an Starkregen und für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung zu erhalten. Und es muss ebenfalls Gewässerschutz betrieben werden, hier ist es das Ziel, den Abfluss des Wassers zu verzögern.

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Als konkrete Maßnahmen schlägt die Behörde zum Beispiel mit Blick auf die Landwirtschaft vor, dass Flächen quer zum Hang bewirtschaftet werden, Felder durch den Einsatz von Untersaaten und den Anbau von Zwischenfrüchten nicht brach liegen und dass Erosionsschutzstreifen und Wälle eingebaut werden, die das Wasser zurückhalten. Weitere Schutzmaßnahmen sind der Erhalt beziehungsweise die Erweiterung von Grünflächen, die Versickerung von Wasser in Mulden- und Rigolensystemen oder auch das Speichern von Wasser. Überdies muss darauf geachtet werden, dass vorhandene Ablaufsysteme funktionieren und ausreichend dimensioniert sind.

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