Rodau. Auch Mobilität ist Teil von Inklusion. Es geht um barrierefreie Teilhabe, uneingeschränkte Begegnungsmöglichkeiten und den persönlichen Freiraum, das Leben aktiv gestalten zu können. Mit einem eigenen Kleinbus hat der Verein Sonnenkinder Elterninitiative Handicap seinen Bewegungsradius jetzt deutlich ausgebaut und erweitert. Damit werde man unabhängiger vom öffentlichen Mobilitätsangebot, das gerade im ländlichen Raum erheblich limitiert sei, so die stellvertretende Vorsitzende Lena Gölz bei einem Treffen auf dem Begegnungshof in Rodau, an dem der Verein den Spendern für ihre Unterstützung gedankt hat.
Großer Wunsch des Vorstandes hat sich erfüllt
Mit dem Bus, ein Ford Transit mit dem Kennzeichen HP SK 1009, erfüllt sich ein großer Wunsch des Vorstands, der darauf über ein Jahr lang hingearbeitet hat. Ermöglicht wurde die Übergabe durch einen Spendenaufruf einer karitativen Organisation, die sich im Namen von Vereinen und Einrichtungen an Unternehmen wendet und die jeweiligen Wünsche zielgerichtet kommuniziert.
Daher wurden aus Rodau weder die Spendensumme noch der Preis des Fahrzeuges kommuniziert. Knapp 30 Unternehmen hatten sich an der Aktion beteiligt. Viel wichtiger ist für den Verein, dass der Bus groß genug ist, um acht Personen plus Fahrer zu transportieren und zudem über eine Anhängerkupplung verfügt. So kann auch der Pferdeanhänger mitrollen. Individuellen – und auch spontanen – Ausflügen und anderen Touren steht damit nichts mehr im Wege. „Wir genießen jetzt eine Freiheit, die wir vorher nicht hatten“, so Lena Gölz, die von einem riesigen Zugewinn für die Vereinsarbeit spricht.
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Und: die Aktion passt zum Selbstverständnis der Initiative, die sich 2005 gegründet hatte. Denn hier wird Inklusion als solidarisches und kooperatives Miteinander unabhängig von Alter, Herkunft und den körperlichen oder geistigen Voraussetzungen im Alltag gelebt. Unterschiedlichkeit ist Normalität, bedingungslose Akzeptanz eine elementare Voraussetzung für ein barrierefreies Denken und Handeln. Es geht darum, Räume zu öffnen und neue Perspektiven für die individuelle Entfaltung zu ermöglichen, heißt es aus dem Vorstand.
Alle Spender sind Teil des Sonnenkinder-Kollektivs
Und weil der Bus die Gemeinschaft fördere, seien auch alle Spender ein Teil des Sonnenkinder-Kollektivs, so Lena Gölz. Als Begegnungshof für Menschen mit und ohne Behinderung bietet der Verein inklusive Freizeitangebote in einem betont familiären Rahmen. Unterstützt und getragen von gut ausgebildeten Übungsleitern und Assistenten.
Die Initiative bietet pädagogisch-therapeutische Angebote mit Tieren und verschiedene Bewegungsprogramme sowie kreative Workshops und einen großen öffentlichen Spielraum im Freien. Dazu gehören drei Esel, zwei Ponys und sechs Pferde. Landwirt Harald Öhlenschläger begleitet das Projekt von Anfang an und kümmert sich um das Wohlergehen der Tiere. Der Verein ist immer offen für ehrenamtliche Mitarbeiter, um das Angebot insgesamt stabil und thematisch vielfältig zu halten.
Auch das Hof-Café steht beispielhaft für den uneingeschränkten Zugang und die offene Ausrichtung der Sonnenkinder, die ihre Freizeitangebote mit dem neuen Bus noch flexibler gestalten können. Unter anderem sind Ausflüge in Seniorenheime geplant. Der Überzeugung folgend, dass Inklusion in den Köpfen der Menschen und in der Mitte der Gesellschaft beginnen muss. „Wir wünschen allzeit gute Fahrt!“, so einer der Spender auf dem Begegnungshof, der seinen Gästen am Dienstag auch Führungen über das Areal angeboten hat. Vorsitzende Katharina Becker hatte noch eine weitere gute Nachricht: die Eselgruppe kam aus gegebenem Anlass ein wenig früher als sonst.
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