Veranstaltung

Zwingenberg lockte mit Mittelalter-, Handwerker- und Bauernmarkt

Der historische Rathaushof wurde zum Schauplatz eines Mittelaltermarktes mit Ritterspielen und einer Feuershow / Der Handwerker- und Bauernmarkt lockte mit buntem Angebot in die Scheuergasse

Von 
Michael Ränker
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Zwingenberg. Pilze lieben bekanntermaßen Feuchtigkeit. Die Schwammerl allerdings, die da an Pfingsten im Zwingenberger Rathausgarten standen, hätten auf das Regenwetter gut und gerne verzichten können: Ihre Stiele waren aus Holz, ihre Schirme aus Keramik gefertigt. Und so wenig wachstumsfördernd das kühle Nass von oben am Sonntag für die Deko-Pilze war, so wenig umsatzfördernd waren die zum Teil heftigen Schauer für die 100 Standbetreiber, die entlang der Scheuergasse und im nördlichen Teil des Stadtparks ihre Pavillons oder Marktschirme aufgebaut hatten.

Am Montag war die Wetterwelt wieder in Ordnung

Der Geschichtsverein Zwingenberg hatte an den beiden Pfingstfeiertagen einmal mehr zum Handwerker- und Bauernmarkt im Rahmen des Weinfestes eingeladen, und das Event begann ernüchternd: Am zeitigen Sonntagvormittag lugte zwar noch die Sonne hervor, aber quasi pünktlich zum offiziellen Start des Markttreibens wurde aus dem Blau des Himmels ein Grau und es goss zeitweise wie aus Kübeln.

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Am frühen Sonntagnachmittag klarte das Wetter dann auf und beim Blick vom Max-Teichmann-Denkmal hinunter auf die Scheuergasse bot sich das gewohnte Bild: Drei Sonnenstrahlen reichen ja in der Regel aus, um die Menschen von drinnen nach draußen zu locken – rasch war der Handwerker- und Bauernmarkt, den der Geschichtsverein erstmals im Jahr 1999 zum 725. Stadtrechtsjubiläum veranstaltet hatte, wieder gut besucht.

Die Hoffnung allerdings, dass sich das gute Wetter nun dauerhaft durchsetzen würde, die erfüllte sich zunächst nicht wirklich: Immer wieder öffnete der Himmel am Pfingstsonntag seine Schleusen und zeitweise war sogar Donnergrollen zu vernehmen. Am Pfingstmontag allerdings war die Wetter-Welt dann wieder mehr als in Ordnung: Nicht nur das älteste Bergstraßenstädtchen wurde ganztags und ohne Unterbrechung von der Sonne verwöhnt.

Die „Junker“ Karl-Heinz Zecher (li.) und Andreas Pietralla kümmerten sich beim Mittel-altermarkt im Rathaushof um das Grillgut. © Thomas Zelinger

Die Marktbeschicker waren bemüht, sich die Laune vom Wetter genauso wenig verdrießen zu lassen wie die Veranstalter: Bei Ingrid Krimmelbein, der Vorsitzenden des Geschichtsvereins, liefen wieder alle Fäden für die Großveranstaltung zusammen, an der sich der Verein selbst stets mit seinem traditionellen Schlachtfest beteiligt. So auch in diesem Jahr.

Im Museum sprühten die Funken und flogen die Späne

Im Garten des Heimatmuseums an der Scheuergasse schlugen die Schmiede mit mächtigen Hämmern auf glühendes Eisen und ließen die Funken sprühen, in der benachbarten Drechslerei flogen die Späne. Der Holzbackofen war angefeuert und produzierte schmackhaftes Brot, dazu gab’s unter anderem Bratwurst und Sauerkraut und zum Nachtisch leckeren Erdbeerkuchen. Musikalisch gestaltet wurde das Schlachtfest vom Duo „ Salt and Vinegar“.

Zwingenberg, Kunsthandwerker- und Mittelaltermarkt in Zwingenberg,20.05.2024; Foto: Thomas Zelinger © Thomas Zelinger

Ein paar Scheuergassen-Anwesen weiter westlich hatte sich, wie bereits im vergangenen Jahr, der Zwingenberger „Alte Burg“-Verein einquartiert. Die Scheune dient dem Geschichtsverein seit wenigen Jahren als Erweiterung seiner Ausstellungsfläche und der Landschaftspflegeverein „Alte Burg“ nutzte den Handwerker- und Bauernmarkt, um seine Arbeit vorzustellen. Vorsitzender Florian Kaffarnik und sein Team schenkten Rebensaft des örtlichen Bio-Winzers „Feligreno“ aus und servierten frische Brothäppchen aus dem Holzbackofen des Geschichtsvereins, dabei kamen sie mit etlichen Besuchern ins Gespräch. Bekanntermaßen engagieren die Ehrenamtlichen sich für die Kultur- und Naturlandschaft rund um Zwingenberg.

Wegen der Feier des Jubiläums „750 Jahre Zwingenberger Stadtrechte“ wurde der Handwerker- und Bauernmarkt dieses Mal um Ritterspiele erweitert, ein Geschenk der Stadt an die Bürger und Gäste – und die Kulisse für den Schwertkampf hätte nicht besser gewählt werden können: Auf dem Kopfsteinpflaster des Zwingenberger Rathaushofes – der mittelalterliche Verwaltungssitz wird bekanntermaßen auch „Schlösschen“ genannt – schlugen an den beiden Pfingstfeiertagen tapfere Recken aufeinander ein.

In der Scheuergasse, Zentrum des Handwerker- und Bauernmarktes, boten die Aussteller ihre Waren an. © Thomas Zelinger

Der Schlagabtausch der Fechter, die in Kostümen der Renaissance gewandet waren, entbrannte natürlich – wie kann es auch anders sein – um die Gunst einer liebreizenden Jungfrau. Mit spektakulären Kampfszenen und Humor versetzte die Truppe die Besucher des Weinfestes sowie des Handwerker- und Bauernmarktes in Erstaunen. Und bei Einbruch der Dämmerung gab’s eine beeindruckende Feuershow.

Organisiert wurde das Ganze von „Junker Andreas“ Pietralla, fast 30 Jahre lang Herr von Schloss Auerbach und versierter Macher der dortigen Ritterspiele und Trinkgelage. Den Kontakt wiederum hatte Karl-Heinz Zecher vermittelt, den Zwingenbergern als Malermeister und stellvertretender Stadtbrandinspektor bekannt, der bis vor einigen Jahren auf Schloss Auerbach immer wieder einmal als „stummer Mönch“ die Zeitreisen in die Vergangenheit mitgestaltet hat. Jetzt an Pfingsten steckte das Duo Pietralla/Zecher in Junker-Kostümen und beschränkte sich dabei nicht auf die Moderation, sondern mischte auch selbst mit: Für die jungen Gäste boten sie ein spannendes Ritterturnier an.

Väter und Mütter als Ritterpferde

Die Kinder erhielten leihweise einen Wappenrock, einen Helm und eine Lanze, um sich auf ihrem Pferd sitzend – dafür mussten Väter oder Mütter herhalten – beim Ringstechen und Helmschlagen zu bewähren. Im Anschluss wurden die Kids unter Schalmeienklängen und Trommelwirbel natürlich zum Ritter geschlagen. Überdies waren mittelalterliche Gaukler im ältesten Bergstraßenstädtchen zu Gast, die das Publikum mit allerlei Jonglagen beeindruckten. Mit Bällen, Keulen und anderen Gegenständen zeigten sie akrobatische und zugleich witzige Einlagen.

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