Kunst

Lee D. Böhm stellt in der Zwingenberger Remise aus

Von 
Eva Bambach
Lesedauer: 
„Musik non stop“, so lautet der Titel der Ausstellung mit Arbeiten von Lee D. Böhm in der Remise beim Alten Amtsgericht in Zwingenberg. © Thomas Neu

Zwingenberg. „Music non Stop“, so heißt die Ausstellung der Künstlerin Lee D. Böhm, die jetzt in der Remise beim Alten Amtsgericht eröffnet wurde. Der Titel trifft doppelt. Einmal, weil die Bilder alle – auf ganz unterschiedliche Weise – Musik zum Thema haben.

Und außerdem, weil die Ausstellung die Zwingenberger Musik-Collagen über ihr eigentliches Ende hinaus verlängert. Die Kammermusikreihe hatte den Anlass und das Thema für die Ausstellung gegeben – das Vorhaben, die Künstlerin in Zwingenberg auszustellen, war aber schon im vergangenen Jahr gereift, als Lee D. Böhm mit ihrer Schwester, der Kinderbuchautorin Andrea Böhm, zu Besuch bei Birgit Heitland war. Dabei lernte auch der Bürgermeister die Arbeiten der Künstlerin kennen. Er war begeistert und steckte damit auch die Kommission für Kunst und Kultur an, die über die Vergabe der städtischen Ausstellungen entscheidet.

Der Kontakt der Künstlerin zur Landtagsabgeordneten bestand indes schon länger, denn Birgit Heitland sammelt zeitgenössische Kunst, insbesondere solche, die gern unter dem Begriff der Neuen Leipziger Schule zusammengefasst wird, deren bekanntester Vertreter Neo Rauch ist. Bei einem Besuch in dessen Atelier in Aschersleben traf die Politikerin die Malerin Lee D. Böhm und es entwickelte sich eine jahrelange Freundschaft.

Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"

Nun sind die Arbeiten der Künstlerin auch in Zwingenberg zu erleben. Bei der Vernissage sprach Birgit Heitland nach der Begrüßung der Gäste durch den Bürgermeister die einführenden Worte. Heitland machte unter anderem auf die ausgeprägte Mutter-Tochter-Beziehung aufmerksam, die auf vielen Bildern dargestellt ist, und auf die Bedeutung des verlorenen Hauses der Großmutter und anderer Elemente aus der Kindheit der Malerin.

Doch auch ein Musicalbesuch mit der Tochter in London und die Widersprüchlichkeit der Coronazeit würden thematisiert: „Aufgewachsen in der DDR hatte Lee hier nochmal einen ganz anderen, sehr kritischen Blickwinkel auf die Einschränkungen, denn sie kannte das Gefühl von Unfreiheit und fühlte sich an manchen Tagen an diese Zeit erinnert“, sagte Heitland.

Autobiografische Bezüge

Lee D. Böhm, geboren 1969 in Ludwigslust, studierte Illustration an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und wurde danach Meisterschülerin bei Ulrich Hachulla. Obwohl sie keine Noten lesen kann, spielte sie über mehrere Jahre in einer Band mehrere Instrumente und sang. Der Bezug zur Musik in ihren Bildern ist also durchaus ein autobiografischer.

Immer wieder zeigt sie sich in ihren Bildern mit Musikinstrumenten, so auch in der wandfüllenden Komposition „Gitarrenstunde“: In der imaginierten Szene erteilt sie dem Maler Neo Rauch Musikunterricht. Die beiden sitzen im Abenddress vor einer möglicherweise etwas kitschig anmutenden, sehr bunten Landschaft und hinter einer steinernen Brüstung, die ganz am unteren Bildrand den Blick auf eine surreale Szene im Miniaturformat freigibt. Im Vordergrund stehen zwei Pflanzkübel, in deren mediterranem Grün sich Elfen tummeln.

In diesem wie in den meisten anderen Bildern kann man mit den Augen spazieren gehen wie ein Kind in einem Bilderbuch. Das passt, denn Lee D. Böhm betreibt mit ihrer Schwester den Kinderbuchverlag Böhm & Böhm. Die Schwester textet, sie selbst illustriert. Wer die Bücher durchblättert, erkennt die künstlerischen Prinzipien wieder, mit denen auch die großen Öl- und Acrylbilder der Ausstellung gestaltet sind – was weder bedeutet, dass die einen naiv, noch, dass die anderen nicht kindegerecht wären.

Mehr zum Thema

Landtagswahl

Birgit Heitland nutzt in Zwingenberg ihren Heimvorteil

Veröffentlicht
Von
Barbara Cimander
Mehr erfahren
Wahl

Welche Bergsträßer Direktkandidaten sitzen künftig im Landtag?

Veröffentlicht
Von
Jörg Keller
Mehr erfahren

Die stets der wiederkennbaren Gegenständlichkeit verpflichtete Malerei der Künstlerin zeigt klar zu deutende Figuren, zugleich aber eine Rätselwelt, die sich bei längerem Betrachten stetig erweitert. So sind immer wieder neue Entdeckungen zu machen, auf völlig unterschiedlichen Ebenen.

Verweilt der Blick des Betrachters eben noch auf einer Gruppe tanzender Miniaturgeister auf einem Küchentisch, so schweift er später zur Untersuchung der abstrakten Form- und Farbbeziehungen, die etwa zwischen der Vertikalen einer einzelnen roten Flasche und einem gelben Rechteck bestehen. Und wird dann wieder von der atmosphärischen Schilderung einer schief hängenden Tür im Küchenschrank eingefangen.

Fundierte Ausbildung

Nicht nur mit Ölfarben und in Acryl malt die Künstlerin. Sie arbeitet mitunter auch mit Eitempera, einer altmeisterlichen Technik, die ebenso auf die fundierte akademische Ausbildung von Lee D. Böhm verweist, wie die souverän angewandten Drucktechniken von Lithografie bis Radierung.

Zur gut besuchten Eröffnung war Lee D. Böhm nach Zwingenberg gekommen und stand für Gespräche zur Verfügung. In der Remise beim Alten Amtsgericht (Obertor 1) ist „Music non Stop“ mit Werken von Lee D. Böhm noch bis zum 23. Oktober zu sehen, samstags von 14 bis 17 Uhr, sonntags von 11 bis 17 Uhr.

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger