Vortrag

Vom Gartendesigner bis zum Ertragsgärtner

Auf Einladung des Landschaftspflegevereins „Alte Burg“ stellte die Expertin Marion Mehring fünf verschiedene Typen von Gärtnern vor.

Von 
Jeanette Spielmann
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Die Wissenschaftlerin Marion Mehring referierte im Diefenbachsaal. © T. Zelinger

Zwingenberg. Es ging um die Artenvielfalt in der Natur und um die verschiedenen Typen gärtnerisch tätiger Menschen und ihr Verhältnis zur Biodiversität. Zum Vortrag „Ich und mein Garten“ im Diefenbachsaal des „Bunten Löwen“ hatte der Verein Alte Burg Zwingenberg im Rahmen seiner Vortragsreihe „Mensch und Natur im Alltag“ eingeladen. Die Zahl der Interessierten war überschaubar und kam wohl vorwiegend aus den Reihen des Vereins. So war es am Ende für Vorsitzenden Florian Kaffarnik eine zentrale Frage, wie sich denn weitere Gärtnerinnen und Gärtner für dieses Thema interessieren lassen.

Fünf Typen von Gärtnerinnen und Gärtnern

Eine Frage, für die Referentin Marion Mehring aber auch nicht die perfekte Antwort hatte. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des Frankfurter Instituts für sozial-ökologische Forschung und Leiterin des Forschungsfelds Biodiversität und Gesellschaft. Sie weiß aus ihrer Arbeit, dass es unterschiedliche Ansprüche und Bedürfnisse an den heimischen Garten gibt.

Fünf Typen von Gärtnerinnen und Gärtnern stellte sie im Rahmen ihres Vortrages vor, ohne diese auch bewerten zu wollen, zumal viele Gärtner sich nicht nur einer Kategorie zuordnen lassen. Den einen gehe es darum, Lebensraum zu schaffen und die Natur zu schützen. Ihnen wird ein hohes Verständnis für die Biodiversität zugeschrieben.

Im naturverbundenen Familiengarten gehe es darum, den Kindern den Kreislauf der Natur näher zu bringen und auch Platz zum Spielen anzubieten. Die Gartendesigner haben vor allem einen hohen ästhetischen Anspruch an ihren Garten, der vor allem auch optisch einen wesentlichen Teil des Heimes ausmacht. Oft werden für die Gestaltung und Pflege Dritte beauftragt.

Der Verein „Alte Burg“

Der Verein Alte Burg Zwingenberg hat sich im Juni 2019 gegründet und kann in diesem Jahr auf sein fünfjähriges Bestehen blicken. Die rund 30 Mitglieder engagieren sich für die Kultur- und Naturlandschaft rund um Zwingenberg und möchten mir ihrer Arbeit zum Erhalt des Artenreichtums beitragen.

Der Vereinsname wurde von der oberhalb der Altstadt liegenden Zwingenberger Weinlage „Alte Burg“ abgeleitet. Hier bewirtschaften die Vereinsmitglieder mit Hilfe des Biowinzerbetriebs Feligreno den Schau-Weinberg „Serpentino“. Als nächste Veranstaltung ist am 14. März wieder ein Vortrag im Diefenbachsaal eingeplant.

Professor Michael Matheus von der Gutenberg-Universität in Mainz wird zum Thema „Winzerdörfer. Wirtschafts- und Lebensformen zwischen Stadt und Land“ sprechen. Präsent ist der Verein beim „Lebendigen Museum“ am 14. April in der Scheuergasse und beim „Tag der offenen Gärten“ am 26. Mai in Zwingenberg sind Gäste im Schau-Weinberg „Serpentino“ willkommen. js

Die vierte Kategorie beinhaltet den ordnungsliebenden Gärtner, für den der Garten vor allem auch Arbeit bedeutet, um Beete und Rasen von Unkraut zu befreien. Insekten werden eher als Schädlinge betrachtet. Schließlich gibt es noch den Ertragsgarten. Hier stehen die Nutzpflanzen zur Versorgung mit Lebensmitteln im Vordergrund. Insekten werden eher als nützliche Bestäuber angesehen und auch der Pestizideinsatz ist als gering einzuschätzen.

Zu Beginn ihres Vortrages informierte Marion Mehring über Grundsätzliches zum Thema Biodiversität, ihrem Wandel und Verlust. So hat es im Zuge der Erdgeschichte bereits fünf Massensterben gegeben, in deren Folge in Millionen von Jahren jeweils neue, andersartige Pflanzen- und Tierwelten entstanden sind. Insbesondere extreme Umweltereignisse waren die Ursache, wie beispielsweise der Asteroid-Einschlag von 66 Millionen Jahren, der das Aussterben der Dinosaurier zur Folge hatte.

30 Prozent der Landfläche bis 2030 unter effektiven Schutz stellen

Derzeit, so die Referentin, sei das sechste Massenaussterben im Gang, das allerdings menschengemacht sei. Seit der Industrialisierung habe die Aussterbungsrate enorm zugenommen. Die Ursachen dafür seien vielfältig und reichen von der nicht nachhaltigen Land- und Meeresnutzung über direkte Ausbeutung, Klimawandel und Verschmutzung bis zum Eindringen von invasiven, gebietsfremden Arten.

Dazu komme, dass die von der Politik gesetzten globalen Ziele bisher nicht umgesetzt werden. Nur bei zwei der bis 2020 gesetzten 20 Ziele seien Teilerfolge erreicht worden. Jetzt stehe die bei der Weltnaturkonferenz Ende 2022 in Montreal getroffene Vereinbarung im Raum, 30 Prozent der Landfläche bis 2030 unter effektiven Schutz zu stellen.

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Um eine Lösung für dieses Defizit zu finden, ist es laut Mehring wichtig, auch das Verhalten der Gesellschaft stärker in den Blick zu nehmen. Dazu gehörte etwa die Befragung von 30 Gartenbesitzern in Frankfurt, um die verschiedenen Gärtnertypen zu ermitteln und aus den Ergebnissen Empfehlungen für die unterschiedlichen Zielgruppen zu erarbeiten. Gefährdungen für das öffentliche und private Grün in den Städten sieht die Referentin im Verkehr, im landschaftsarchitektonischen „Aufräumen“, im Pestizideinsatz, aber ebenso in der Lichtverschmutzung.

 Insekten für eine intakte Natur in der Stadt

Hilfreich seien dagegen die Nutzung geeigneter Blütenressourcen, Nisthilfen, verschiedene Habitat-Elemente bei beispielsweise wilden Ecken oder reduzierte Mahdfrequenzen. Generell sollten aber künstliche Gewässer wie etwa stehendes Wasser in Untersetzern vermieden werden, um Stechmücken zu vermeiden, die zu einem ein gesundheitlichen Problem führen können.

Wie hilfreich Insekten für eine intakte Natur in der Stadt sein können, zeigt die Ausstellung „Stadtinsekten - Frankfurts kleine Helfer“, die aktuell noch bis Anfang Dezember im Frankfurter Senckenberg-Museum zu sehen ist. Diese Sonderausstellung ist Teil des SLInBio-Projekts (Insektendiversität in der Stadt), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird.

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