Rodau. Matthias Schneider freut sich zu Recht, denn der Plan der Freiwilligen Feuerwehr Rodau, mit der Gründung einer Kinderabteilung die für die Aufrechterhaltung des ehrenamtlich organisierten Brandschutzes unerlässliche Nachwuchsgewinnung anzukurbeln, ist tatsächlich aufgegangen: Bei der feierlichen Wiederinbetriebnahme des modernisierten Gerätehauses (wir haben berichtet) konnte Schneider vermelden, dass es schon die ersten Übernahmen von der Kinder- in die Jugendfeuerwehr des Zwingenberger Stadtteils gegeben hat.
Zeitweise war der Betrieb in der Jugendfeuerwehr eingestellt
Um die Jugendfeuerwehr der „Rorrer“ war es in den vergangenen Jahren bekanntermaßen nicht gut bestellt. Der Betrieb in der Nachwuchsabteilung für die 10 bis 17 Jahre alten Teenager war in Ermangelung interessierter Mädchen und Jungen sogar vollständig zum Erliegen gekommen. Es war Matthias Schneider, der dann im 70. Jahr des Bestehens der Rodauer Feuerwehr das Jubiläum zum Anlass nahm, um die Kinderfeuerwehr für 6- bis 10-Jährige zu gründen. Zuvor hatten er und seine Mitstreiter einige Male zu einem Familiencafé eingeladen, um das Interesse von Eltern und Kindern an so einer Kinderfeuerwehr auszuloten – und das Interesse war vorhanden.
Seit der Gründung der Kinderfeuerwehr am 25. September 2022 sind nun drei Jahre vergangen und die (Zwischen-)Bilanz von Leiter Matthias Schneider, seiner Stellvertreterin Christiane Gischas und Betreuerin Sabrina Schneider fällt durchweg positiv aus: Neben den erwähnten Übernahmen in die Jugendfeuerwehr, die es möglich machen, dass die Teenagerabteilung voraussichtlich ab Ostern 2026 mit sieben Mitgliedern wieder eigenständig funktioniert, konnten bei der Einweihung des Gerätehauses zum wiederholten Mal auch „Tatzen“-Abzeichen an Mitglieder der Kinderfeuerwehr verliehen werden.
Landesverband Hessen entwickelte vierstufiges Abzeichen
Bei der „Tatze“ handelt es sich um ein vom Arbeitskreis Kinderfeuerwehr im Landesfeuerwehrverband Hessen entwickeltes vierstufiges Abzeichen. Der Feuerwehrnachwuchs kann dieses Abzeichen jeweils durch das Absolvieren verschiedener Aufgaben erlangen. Die Abnahme erfolgt durch den Leiter der Gruppe. Für die „Tatzen“ sind unterschiedliche Aufgaben zu erledigen. Diese sind so angelegt, dass die notwendigen Fähigkeiten und Fertigkeiten nicht separat für das Abzeichen geübt werden müssen, sondern sie sind an den Inhalten der Gruppenstunden orientiert. Die Form der Abnahme ist frei wählbar, sie wird der Altersgruppe angepasst und erfolgt spielerisch. Die Teilnahme steht dabei im Vordergrund. Kinder, die alle Stationen einer „Tatze“-Abnahme bestritten haben, können nicht durchfallen.
In Rodau erhielten jetzt Johannes Volk, Wilhelm Volk, Raphael Gischas, Jenna Schneider, Mika Gellert und Jakob Schreiber die „Tatze“ der Stufe 3, überdies gab es als Anerkennung auch ein Geschenk von Rathauschef Sebastian Clever. In die Jugendfeuerwehr übernommen wurde Finn Gellert. Wegen der Herbstferien fehlten einige Kinder bei der „Tatzen“-Verleihung; an Henriette Volk, Tobias Frey, Tamim Fares, Yueal Welday und Nathan Welday wird die Auszeichnung bei nächster Gelegenheit verliehen.
Kindergruppen sind unerlässlich für die Nachwuchsgewinnung
Zum Hintergrund: Die Gründung von Kinderfeuerwehren war gewissermaßen eine „Notwehr-Reaktion“, folgte sozusagen dem „Selbsterhaltungstrieb“ des zumeist ehrenamtlich organisierten Brandschutzes. In die Jugendfeuerwehr werden Kinder ab dem zehnten Lebensjahr aufgenommen – und das ist, so die leidvolle Erfahrung der Freiwilligen Feuerwehren, viel zu spät, weil die Mädchen und Jungen sich in diesem Alter häufig bereits anderen Freizeitbeschäftigungen verschrieben haben und als Nachwuchs für die Wehren verloren sind.
Um Kinder im Grundschulalter aufnehmen zu können, musste eine Änderung des Hessischen Gesetzes über den Brandschutz, die Allgemeine Hilfe und den Katastrophenschutz erfolgen, was im Jahr 2007 geschehen ist. „Seitdem können zur Nachwuchsgewinnung bei den Freiwilligen Feuerwehren für Kinder vom vollendeten sechsten bis zur Vollendung des zehnten Lebensjahres Kindergruppen – sogenannte Bambinifeuerwehren - eingerichtet werden. Dadurch sollen Kinder möglichst frühzeitig an die Aufgaben und Tätigkeiten der Freiwilligen Feuerwehren herangeführt werden können“, informiert das Hessische Ministerium des Innern und für Sport. Die Teilnahme ist kostenlos und die Kinder sind versichert.
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