Rodau. Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt: Knapp 500.000 Euro wollte die Stadt Zwingenberg für die Modernisierung des Rodauer Feuerwehrgerätehauses ausgeben und dabei auch das Dach des benachbarten Dorfgemeinschaftshauses sanieren, vielleicht sogar noch eine Photovoltaikanlage montieren. „Jetzt sind wir bei 680.000 Euro gelandet“, zog Bürgermeister Sebastian Clever bei der feierlichen Wiedereröffnung am Samstagnachmittag einen vorläufigen Strich unter die Rechnung – und das ohne DGH-Dachsanierung und PV-Anlage.
Überraschung beim Entkernen des Gebäudes
Eine böse Überraschung hatte man bereits beim Entkernen des in den 1950er-Jahren mit viel Eigenleistung errichteten Bauwerks erlebt: Vor allem die Statik machte Probleme, ein fehlender Ringanker sowie in puncto Kraftanschluss mangelhaft ausgebildete Säulen erwiesen sich als bauliche Mängel, die auf jeden Fall ausgemerzt werden mussten. Und bei der Ausschreibung für die Erneuerung des Daches beispielsweise gab es zunächst nur eine einzige – und noch dazu viel zu teure – Offerte, so dass der Magistrat ein zweites Mal ausschreiben musste. Allgemeine Baupreissteigerungen kamen hinzu.
Doch das Bauvorhaben war unausweichlich: Die Stadt, in deren Zuständigkeitsbereich der Brandschutz fällt, musste den verschärften gesetzlichen Auflagen zur Unfallverhütung und zur Arbeitssicherheit sowie der Tatsache Rechnung tragen, dass der Brandschutz längst keine Männerdomäne mehr ist. „Das alles kostet viel Geld“, ließ Rathauschef Clever bei der Einweihung jedoch keinen Zweifel daran, dass die Kommune gerne in das Projekt investiert habe: „Ihr, liebe Kameradinnen und Kameraden, seid es schließlich, die für uns einstehen, wenn es eng wird.“ Dafür brauche es eben auch eine gute Ausstattung. Clever bedankte sich bei allen am Umbau Beteiligten und besonders bei den ehrenamtlichen Feuerwehrleuten, die viel Eigenleistung erbracht hatten.
Neue Sicherheits- und Hygienestandards waren ausschlaggebend für den Umbau
Bei der Wiedereröffnung des modernisierten Feuerwehrgerätehauses erläuterte anschließend Wehrführer Thomas Schneider die Hintergründe und Details der umfangreichen Sanierungsmaßnahmen. Ausschlaggebend für den Umbau waren neue Sicherheits- und Hygienestandards, darunter die Schwarz-Weiß-Trennung zur Vermeidung von Kontaminationsverschleppung sowie eine getrennte Umkleide- und Sanitärinfrastruktur für Frauen und Männer. Überdies ging es rund um die Fahrzeuge zu eng zu.
Im Dezember 2023 begannen die Bauarbeiten. Zuvor mussten die Einsatzkräfte in eine provisorische Unterkunft umziehen, die dank einer Kooperation mit der benachbarten Firma Weiss zur Verfügung stand. Innerhalb weniger Wochen und rund 160 ehrenamtlichen Stunden wurde das alte Gebäude geräumt. Anschließend rückten die Baufirmen an und der untere Bereich wurde vollständig entkernt und wie ein Rohbau neu aufgebaut. Wände wurden entfernt, Stahlträger eingezogen, die Elektrik komplett erneuert, Lüftungsanlagen installiert und die Bedachung ausgetauscht. Neue Rolltore, Sanitärbereiche und Duschen ergänzen die moderne Ausstattung.
Die Fahrzeughallen bieten nun mehr Platz für den Gerätewagen-Nachschub und das Löschfahrzeug TSF-W. Neben Beamer, Lautsprechern und Schulungsbereich wurden eine neue Stiefelwaschanlage sowie eine Atemschutz-Station eingerichtet. Auf dem Lagerboden befinden sich noch Komponenten für eine Abgasabsauganlage, die noch installiert wird.
Die FFW-Aktiven leisteten 500 Stunden ehrenamtliche Arbeit für Aus- und Einzug
Unerwartete statische Probleme, Lieferschwierigkeiten und Fachkräftemangel verzögerten die Arbeiten. Im Mai 2025 konnte die Feuerwehr Rodau schließlich zurückkehren. Insgesamt leisteten die Aktiven rund 500 Stunden ehrenamtliche Arbeit für Aus- und Einzug sowie Einrichtung des neuen Hauses – der Einsatzbetrieb lief in dieser Zeit ohne Einschränkungen weiter.
Schneider dankte abschließend Magistrat, Stadtverordnetenversammlung, Ortsbeirat, Verwaltung, Planungsbüro und Baufirmen für die Unterstützung: „Dank der guten Zusammenarbeit können wir heute ein modernes Gerätehaus einweihen – einen zentralen Baustein für Brandschutz und technische Hilfeleistung in Zwingenberg.“
Stellvertretender Ortsvorsteher Peter Götz verknüpfte die Wiederinbetriebnahme des modernisierten Feuerwehrgerätehauses mit seinen eigenen Anfängen in der Jugendfeuerwehr vor 25 Jahren. Als Zehnjähriger trat Götz in die Jugendfeuerwehr ein und schon damals sei das Gerätehaus ein zentraler Ort des Dorflebens gewesen, habe aber den wachsenden Anforderungen kaum noch genügt. Mit großem Engagement und in unzähligen ehrenamtlichen Arbeitsstunden hätten die Rodauer Feuerwehrleute und viele Helfer das Gebäude schon damals erweitert und verbessert.
Nun, rund zwei Jahrzehnte später, sei erneut ein wichtiger Schritt getan worden: Das Feuerwehrgerätehaus wurde umfassend modernisiert und technisch auf den neuesten Stand gebracht. Die Arbeiten, die sich über etwa zwei Jahre erstreckten, hätten allen Beteiligten Geduld und Ausdauer abverlangt. „Im Namen des gesamten Ortsbeirats möchte ich euch allen ganz herzlich für euren Einsatz, euer Durchhaltevermögen und eure Zuversicht danken. Der Ortsbeirat hat dieses Vorhaben von Anfang an unterstützt und stets daran geglaubt, dass es gelingen wird.“
„Verlässlicher Mittelpunkt für Sicherheit, Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft“
Das neue Gebäude, so Götz weiter, vereine moderne Technik mit dem Geist gelebter Gemeinschaft und biete sowohl den Aktiven als auch der Jugendfeuerwehr ein zeitgemäßes Zuhause. Abschließend sprach er den Wunsch aus, dass das Feuerwehrgerätehaus auch künftig ein verlässlicher Mittelpunkt für Sicherheit, Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft in Rodau bleibe – und dass alle Kameradinnen und Kameraden stets gesund von ihren Einsätzen zurückkehren mögen.
Die Grüße der Stadtverordnetenversammlung übermittelte Parlamentschef Andreas Kovar, der ebenfalls klarstellte, dass es in der Verantwortung der Kommune liege, den Brandschutz sicherzustellen und die nötige Infrastruktur dafür zu schaffen. „Ich möchte aber auch daran erinnern: So ein Haus ist nicht nur ein Gebäude mit viel Technik, sondern so ein Haus ist auch ein Ort der Gemeinschaft, der Einsatzbereitschaft und des Mutes.“ Im Mittelpunkt auch so einer Einweihungsfeier müssten daher die Menschen stehen, die sich ehrenamtlich dem Brandschutz verschrieben haben.
„Schlagkräftige und leistungsfähige Feuerwehren“
Für den Landkreis Bergstraße beziehungsweise den Kreisfeuerwehrverband war stellvertretender Kreisbrandinspektor Markus Stracke nach Rodau gekommen, dem auch die Leitung der Abteilung Gefahrenabwehr des Kreises obliegt. Er begleitete das Umbauprojekt vom ersten Tag an. Auch Stracke stellte die Ehrenamtlichen in den Mittelpunkt: „Man kann der Stadt Zwingenberg mit ihrem Stadtteil Rodau sowie der Bevölkerung nur dazu gratulieren, über so schlagkräftige und leistungsfähige Feuerwehren zu verfügen.“ Ein Feuerwehrgerätehaus könne seine Funktion nur dank der Ehrenamtlichen erfüllen. Am Ende sei trotz der Mehrausgaben die Investition gut angelegtes Geld, weil die Feuerwehr dadurch zukunftsfähig werde und das Gebäude auch für das dörfliche Leben wichtig sei.
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