Jeanette Wolff: Eine bemerkenswerte Frau

Zwingenberg. Zum Internationalen Frauentag erinnert die SPD-Fraktionsvorsitzende Regina Nethe-Jaenchen am kommenden Freitag (8.) um 19 Uhr im Saal des Alten Amtsgerichts in Zwingenberg (Obertor 1) in einem Vortrag an Jeanette Wolff, Jüdin, Sozialdemokratin und Holocaust-Überlebende. Als erste jüdische Frau wurde Jeanette Wolff 1919 in ihrer Geburtsstadt Bocholt Stadtverordnete.

Früh die Gefahr erkannt

Bereits als Jugendliche trat sie in die Sozialistische Arbeiterjugend und bald darauf auch in die SPD ein. Schon früh erkannte sie die Gefahren des aufkommenden Nationalsozialismus und bezog dazu in zahlreichen Wahlkampfreden klar Position. Im März 1933 wurde Jeanette Wolff für zwei Jahre in sogenannte Schutzhaft genommen.

Am 9. November 1938 wurde die Wohnung ihrer Familie zerstört, ihr Mann verhaftet und für vier Monate ins KZ Sachsenhausen gebracht. 1942 wurden die gesamte Familie Wolff deportiert und in den Folgejahren in verschiedenen Konzentrationslagern sadistischen Grausamkeiten und ständiger Lebensgefahr ausgesetzt. Nur Jeanette Wolff selbst und eine ihrer drei Töchter überlebten diese Torturen und wurden im Frühjahr 1945 von russischen Soldaten befreit.

Rückkehr nach Deutschland

Bereits im Januar 1946 kehrte Jeanette Wolff nach Deutschland zurück und wandte sofort wieder der Politik zu, zunächst als Stadtverordnete der SPD in Berlin, später als Bundestagsabgeordnete. Sie kämpfte gegen die Zwangsvereinigung von SPD und KPD und setzte sich entschieden für die Opfer der NS-Zeit ein. Auch beim Wiederaufbau einer jüdischen Gemeinde in Berlin war sie aktiv.

Trotz Schicksalsschlägen nie den Mut verloren

Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen und in mehreren Städten wurden Straßen oder Schulen nach ihr benannt. Heute kennt kaum noch jemand diese bemerkenswerte Frau, die trotz zahlreicher Schicksalsschläge nie ihren Mut und ihre Zuversicht verlor. Jeanette Wolff starb 1976 in Berlin (West). red