Abschied

Holger Habichs letzter Auftritt als Zwingenbergs Bürgermeister

Der 49-jährige Zwingenberger scheidet nach fast 18 Jahren aus seinem Amt. Ab Montag übernimmt er die Leitung des Ordnungsamts in Frankfurt.

Von 
Michael Ränker
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Zwingenberg. Mit stehenden Ovationen wurde Holger Habich am Mittwochabend im „Adlersaal“ aus seinem Amt als Bürgermeister verabschiedet. Gut 17 Jahre lang war der heute 49-Jährige Rathauschef von Zwingenberg und Rodau, ab Montag ist der promovierte Jurist Leiter des Frankfurter Ordnungsamtes. Stadtverordnetenvorsteher Andreas Kovar bezeichnete den im Stadtteil aufgewachsenen und weiterhin in der Kernstadt lebenden Habich als „Glücksfall für Zwingenberg“.

Auf Habichs Wunsch erfolgte die Verabschiedung mit einer für solche Anlässe eher ungewöhnlichen Dramaturgie: Statt des üblichen Grußwortreigens gab es nur zwei Ansprachen, nämlich eine ebenso humorvolle wie tiefgründige Laudatio von Parlamentschef Kovar, der auch den Part der Begrüßung übernommen hatte, sowie ein kurzes, aber bewegende Dankes- und Schlusswort von Habich selbst. Dazwischen – und das war ebenfalls ein Wunsch von Habich – gab es ein musikalisches Programm, virtuos dargeboten von Nora Friedrichs (Sopran), Theo Lebow (Tenor), Thomas Faulkner (Bass) und Lukas Rommelspacher (Klavier). Auch für das Ensemble gab es stehende Ovationen.

Kovar: „Habichs Liebe zu Zwingenberg war grenzenlos“

Nach dem offiziellen Teil stapelten die gut 250 geladenen Gäste im „Adlersaal“ – wie von Habich „angeordnet“ – ihre Stühle an den Seiten des Raumes und schufen so Platz für Stehtische, auf denen stärkendes Laugengebäck drapiert wurde, während örtliche Winzer an der Theke den Ausschank übernahmen. Nach Reden und Musik konnte so der dritte Wunsch von Habich in Erfüllung gehen: Nämlich mit ihm und untereinander ins Gespräch zu kommen. Davon machten Gäste und Gastgeber rege und langen Gebrauch. Zu Beginn hatte Stadtverordnetenvorsteher Andreas Kovar – als promovierter Pharmazeut nach eigener Einschätzung eher der Typ „nüchterner Wissenschaftler“ – die Aufgabe übernommen, „in siebzehneinhalb Minuten die siebzehneinhalb Amtsjahre von Holger Habich zusammenzufassen“.

Während ihm das zwar nicht in der angekündigten Zeit gelang – am Ende waren es doch 30 Minuten –, erwies sich Kovar als durchaus leidenschaftlicher Laudator: Er hatte sich das musikalische Programm mit Opern- und Operettenmelodien als „roten Faden“ hergenommen, gemäß des Richard-Wagner-Wortes „Der Gesang ist die in höchster Leidenschaft erregte Rede – die Musik ist die Sprache der Leidenschaft“. Und so „sang“ Kovar sozusagen ein „subjektives“ Loblied unter Nennung etlicher Projekte, die in Habichs Amtszeit verwirklicht wurden –und die an dieser Stelle nicht aufgezählt werden, weil das erstens den Rahmen der Berichterstattung sprengen würde und weil zweitens in diesen Tagen an alle Haushalte eine vom scheidenden Rathauschef erstellte Schlussbilanz verteilt wird.

Opernklänge mit Titeln von Richard Strauss



Der scheidende Zwingenberger Rathauschef Holger Habich ist ein leidenschaftlicher Musikliebhaber, vor allem die Oper hat es ihm angetan. Seit vielen Jahren besitzt er ein Abonnement der Oper Frankfurt, die bereits mehrfach von der renommierten Zeitschrift „Opernwelt“ als „Opernhaus des Jahres“ ausgezeichnet wurde.

Die Leidenschaft für klassische Musik war es auch, die Habich vor drei Jahren auf die Idee gebracht hat, in seiner Heimatstadt die „Zwingenberger Musik-Collagen“ zu etablieren. Bei der kleinen, aber feinen Konzertreihe waren auch Nora Friedrichs (Sopran), Theo Lebow (Tenor), Thomas Faulkner (Bass) und Lukas Rommelspacher (Klavier) schon zu Gast, die am Mittwochabend bei der Verabschiedung von Habich im „Adlersaal“ konzertierten.

Die Ausführenden, die Habich allesamt auch von ihren Engagements an der Oper Frankfurt kennt, hatten für diesen Anlass ein abwechslungsreiches Programm mit Titeln aus Opern- und Operetten von Richard Strauss („Die schweigsame Frau“), Pjotr I. Tschaikowski, („Eugen Onegin“), Kurt Weill („Lonely House“ / „Youkali“), Wolfgang A. Mozart („Die Entführung aus dem Serail“ / „Die Zauberflöte“ / „Don Giovanni“), Robert Schumann/Franz Lizst („Die Widmung“), Richard Wagner („Die Meistersinger von Nürnberg“), Giacomo Rossini („Le Cenerentola“), Franz Léhar („Die lustige Witwe“) sowie Johann Strauß („Die Fledermaus“) zusammengestellt. Die Finanzierung der musikalischen Beiträge erfolgte durch Holger Habich privat. Das Publikum bedankte sich bei den hochklassigen Interpreten für die brillante Darbietung mit stehenden Ovationen. mik

Bei allen Vorhaben sei es Habich jedoch um drei wesentliche Aspekte gegangen: „Es war ihm stets ein Anliegen, dass die städtischen Finanzen auf soliden Beinen stehen“, bescheinigte Kovar umsichtiges und solides Wirtschaften. Auch mit Blick auf die bauliche Entwicklung Zwingenbergs sei Habich „durchdacht“ vorgegangen, habe der Innenentwicklung den Vorrang vor der Außenentwicklung eingeräumt. Außerdem habe er die kommunale Infrastruktur in Schuss gehalten beziehungsweise ausgebaut. „Zusammenfassend können wir heute sagen: Deine Führung war geprägt von Weisheit und Weitsicht, deine Liebe zu Zwingenberg und seinen Bürgern war zeit- und grenzenlos“, bilanzierte der Stadtverordnetenvorsteher. Wenn er (Kovar) die Musikauswahl für die Feierstunde zur Verabschiedung hätte beeinflussen können, „wäre mir für den Rückblick vielleicht noch Frank Sinatras ,I did it my way‘ eingefallen“, rief er Habich zu: „You did it your way!“

Ein emotionaler Abschied mit Herz und Hingabe

Andreas Kovar abschließend: „Du hast dich in deiner Art und Weise eingebracht. Und so, wie du es gemacht hast, war es ein Glücksfall für Zwingenberg.“ Habich habe mit „Leidenschaft und Hingabe“ für das Gemeinwesen gearbeitet und dabei stets das Wohl der Bürgerinnen und Bürger im Auge behalten: „Dafür danken wir dir von Herzen und wünschen dir für deine berufliche wie private Zukunft alles Gute und Gottes Segen.“

Diesen Wünschen schloss sich das Auditorium mit stehenden Ovationen an. „In fast 18 Jahren Amtszeit als Bürgermeister einer Kleinstadt gibt es zahlreiche wertvolle und bereichernde Begegnungen; viele Menschen, die hilfreich und engagiert im Sinne unseres Gemeinwesens immer da waren, wenn sie gebraucht wurden oder die mir persönlich mit Rat und Tat zur Seite standen“, setzte Holger Habich nach dem musikalischen Programm selbst den Schlusspunkt des offiziellen Teiles.

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Ohne andere dadurch zurücksetzen zu wollen, erwähnte Habich in seinen Dankesworten alle Beschäftigten der Stadt Zwingenberg sowie des Bauhof- und des Abwasserzweckverbands sowie „meine grandiose Mitarbeiterin im Vorzimmer, Janette Machleid“, die seine Unzulänglichkeiten in Demut ertragen habe. In den Dank schloss Habich auch seine Mutter Gerlinde, enge Freunde sowie die politischen Weggefährtinnen Birgit Heitland und Karin Rettig ein. Den Teilnehmenden der Feierstunde rief er zu: „Vielen Dank, alle guten Wünsche für Sie alle! Bleiben Sie der Stadt Zwingenberg gewogen – sie hat es verdient.“

Zwingenberg, Adlersaal, Verabschiedung Bürgermeister Holger Habich, 27.11.2024; Foto: Thomas Zelinger © Thomas Zelinger

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