Ich mag das: Mein Haus adventlich dekorieren, die Kerzen am Adventskranz anzünden und mir ein paar Minuten Zeit lassen, mit einer Tasse Kaffee davor zu sitzen, den Nikolausstiefel für meine Tochter packen, die Texte in meinem Adventskalender lesen, auf den Weihnachtsmarkt gehen, die alten Adventslieder in der Kirche singen, spazieren gehen und bewusst die Lichter in den Fenstern und Gärten betrachten. Ich schaffe mir bewusst solche kleinen Adventsoasen im rummeligen Alltag.
Manchmal bekomme ich dann ein schlechtes Gewissen. Wie kann ich mich freuen an meinen Adventsoasen, wenn rings um mich die Welt aus den Fugen gerät? Angesichts von Klimakrise, dem Krieg in der Ukraine, dem Krieg im Iran, den die Regierung gegen ihr eigenes Volk führt? Wie kann angesichts all des Schlimmen Weihnachten werden?
Und dann denke ich weiter: Schon damals beim allerersten Weihnachten war die Welt nicht in Ordnung. Jesus ist nicht in eine heile Welt hinein geboren worden. Und ich lese im Wochenspruch für den 4. Advent: „Freut euch in dem Herrn alle Wege. Und abermals sage ich: Freut euch! Der Herr ist nah!“ Ich denke: Was für ein schöner Auftrag. Freue dich! Freue dich auf allen Wegen, die du gehst. Ich darf das: Ich darf mich freuen an Kerzenlicht und Adventskalender. Ich darf mich freuen daran, dass Gott nahe ist und mich mit Kraft erfüllen will, wenn ich zur Ruhe komme und ihn lasse.
Das bedeutet nicht: Verdränge, was um dich herum geschieht. In diesem Sinne hat Freude fast etwas Widerständiges: Freue dich trotzdem! Lass dich auftanken mit Freude und dann gehe hin in die Welt. Lass dir die Hoffnung nicht nehmen. Ich muss an einen Vers aus dem alten Weihnachtslied „Oh, du fröhliche“ denken. Dort heißt es: „Welt ging verloren, Christ wart geboren. Freue dich…“. Ja, unsere Welt ging und geht verloren, aber wir geben die Hoffnung und die Freude nicht auf. Erfüllt von dieser Hoffnung und Freude können wir uns engagieren für Frieden im Kleinen und im Großen, für Klimaschutz oder für mehr Gerechtigkeit.
Für die letzte Adventswoche und die Weihnachtszeit wünsche ich uns allen kleine Adventsoasen zum Auftanken und Freuen und dann den Blick über den Tellerrand, der uns zeigt, wo wir Freude weiter tragen und uns engagieren können.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/zwingenberg_artikel,-zwingenberg-freue-dich-trotzdem-_arid,2030966.html