Veranstaltung

Einäugige Puppen, Spiele-Klassiker und Dalmatiner-Fußmatten

Beim Flohmarkt in der Altstadt wurde am Samstag Originelles und Skurriles angeboten und gekauft.

Von 
Eva Bambach
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Dichtes Gedränge herrschte im Obertor, wo Händler auf beiden Straßenseiten ihre Verkaufsstände aufgebaut hatten. © Thomas Neu

Zwingenberg. Auch wenn einige mögliche Standflächen in der Altstadt leer blieben – es war wohl unmöglich, beim diesjährigen Zwingenberger Flohmarkt am Samstag alle Angebote zu würdigen, so viel zu sehen gab es in der Altstadt und im Stadtpark.

Schon ganz früh am Morgen war es für Auswärtige nicht ganz einfach, einen der ohnehin nicht reichlich vorhandenen Parkplätze zu ergattern. Doch abhalten ließen sich offenbar nicht viele, auch nicht von der angekündigten Sommerhitze, die den Stadtpark schon ab halb zehn zur 1a-Geschäftslage machte, während in den Straßen nur noch stellenweise Schatten zu finden war.

Zufriedene Verkäufer auf dem Flohmarkt in Zwingenberg

Die Verkäufer zeigten sich überwiegend sehr zufrieden. Sogar Bücher und Kleidung gingen recht gut, insbesondere Kleidung für Kinder. Tatsächlich bietet der Zwingenberger Flohmarkt jungen Familien recht zuverlässig ein breites Spektrum an Ausstattungsgegenständen.

Es gab auch diesmal sehr viel hochwertiges Kinderspielzeug für alle Altersstufen, Hochstühle und Autositze, Schwimmwesten und Kindermöbel. Und ganz viel Kleidung für die Kleinen, meist nach Größen sortiert und mit einem hohen Anteil an Markenware zu in der Regel sehr akzeptablen Preisen. Kleidsames gab es über Leinen und Pflegezubehör hinaus übrigens auch für Hunde und Katzen.

Selbst Textilien für Erwachsene fanden guten Zuspruch. An einem Stand mit modischen Kleidern Größe 40 hingen schon gegen zehn Uhr fast nur leere Bügel. Aufmerksamkeit erregten zwar auch ein paar schöne Dirndl und Lederhosen eines anderen Anbieters, doch war hier der Kreis ernsthafter Kunden vermutlich geringer.

Bei hochsommerlichen Temperaturen war der Stadtpark mit seinen großen Schatten spendenden Bäumen beliebt bei Käufern und Verkäufern. © Thomas Neu

Mit Sinn fürs Skurriles wurde man alle mal fündig, denn wie auf jedem Flohmarkt gab es Kitsch und Absonderliches selbstredend en masse. Eine Fußmatte in Melonenform oder in Gestalt eines plattgefahrenen Dalmatiners hat nicht jeder, und wer gern abstaubt oder sich aus Staubablagerungen nicht viel macht, konnte sich mit Dekoartikeln zum Hinstellen zufriedenstellend versorgen.

Auf der anderen Seite wurden auch ernsthafte Sammler gut bedient. Wobei wie immer erstaunlich war, wie weit Werturteile auseinanderliegen könne. Was dem einen ein Haufen herumliegender Steine ist, ist dem Mineralienfan mehrere Euro und einen Ausruf des Entzückens wert. Eine ganze Batterie an analogen Kameras, die meisten noch ohne Seltenheitswert, wurde angeboten und etliche ältere Phonogeräte.

Vielfach fündig werden konnten auch Sammler der seit einigen Jahren zu neuer Popularität gekommenen Einhörner. Die gab es sogar als rosafarbene Kostüme, als Haarreifen, Hausschuhe, Schwimmhilfen – oder als eines der auch in neutralerer Form in überraschend hoher Zahl und Größe angebotenen Gummiboote.

Omas Nudelholz gab es auch zu kaufen

Doch war nichts zu klein, nichts zu unwichtig, nichts zu abgenutzt, um zum Verkauf gestellt zu werden. Da gab es einäugige Puppen und fast noch funktionierendes, fast antikes Spielzeug für drei Euro oder einen Emaille-Eimer mit abgeschlagenen Ecken, annonciert als „antik und unbenutzt“ für stattliche 20 Euro.

Vieles hat aber tatsächlich als Neuware nicht nur ein paar Jahre, sondern gar Jahrzehnte überdauert. Seien es noch in Originalverpackung eingeschweißte Spieleklassiker der 1980er und 1990er Jahre oder mit gutem Vorsatz angeschaffte Fitnessgeräte, die jetzt als ewig mahnende Vorwürfe aus dem Haus sollen.

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Fiel den Verkäufern die Trennung hier sichtlich leicht, so ging es jener Familie ganz anders, die Omas „Welgerholz“ verkaufte, mit dessen Hilfe einst die leckeren Kuchen der Kindheit gebacken worden waren. Überhaupt war bei vielen Käufen auch ein emotionaler Aspekt dabei, das ließ sich jedenfalls erahnen, wenn dem Dank für das erhaltene Geld noch ein „viel Spaß damit, wir hatten immer Freude daran“ hinterhergerufen wurde.

Dinge erzählen die Stadtgeschichte Zwingenbergs

Und natürlich ist der Flohmarkt auch der Ort für Stücke, die einiges zur Stadtgeschichte erzählen können. Das wussten die Verkäufer eines alten Kleiderbügels mit der Aufschrift „Leopold Mainzer, Zwingenberg“ und freuten sich, dass dann tatsächlich jemand das gute Stück erkannte und für 50 Cent erstand, um es in Ehren zu halten: als Erinnerung an die jüdische Familie Mainzer, die an der Ecke Obergasse/Untergasse ein Geschäft für Schuhe und Bekleidung hatte, das im August 1935 vom Bensheimer Kaufhaus Blüm & Krämer übernommen wurde.

Kurz darauf retteten sich Clara und Berthold Mainzer, die damaligen Inhaber der Firma Leopold Mainzer, zusammen mit ihren Kindern in die USA. Die Kleiderbügel mit dem Werbeaufdruck des vom Vater gegründeten Geschäfts überdauerten noch für Generationen in den Zwingenberger Kleiderschränken.

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