Zwingenberg. Dass ein Feuersalamander kurz nach der offiziellen Einweihung am Rande des Gewässers auftaucht und den Kopf interessiert hebt, das hat große Symbolkraft: „Schaut her, hier ist Leben drin und drumherum. Euer Engagement hat sich gelohnt“, so könnte die mit dem Auftauchen des Tieres einhergehende Botschaft lauten. In Zwingenberg und dort im Orbistal, nahe des Wassertretbeckens, hat eine Gruppe engagierter Bürger in den vergangenen Monaten ehrenamtlich und aus eigenem Antrieb daran gearbeitet, einen Amphibienteich zu neuem Leben zu erwecken.
Es waren das Interesse am Erhalt der Natur und der Spaß an der gemeinsamen Arbeit, so hieß es beim Ortstermin aus Anlass der Einweihung, die die Beteiligten zum Anpacken motivierten. Geschaffen haben sie eine Idylle voller Leben – im und am Lebensraum Wasser finden Pflanzen und Tiere zu einem funktionierenden Miteinander.
Alternative zur Skigymnastik
In diesem Frühjahr sind die Arbeiten, mit denen im vergangenen Jahr begonnen wurde, bei einem Fest in der Runde der Beteiligten und im Beisein von Unterstützern abgeschlossen worden. Worte zum Projekt waren zu hören und ein kleiner Zulauf, der den Teich mit frischem Wasser versorgt, wurde feierlich enthüllt.
Umgeben von Bäumen liegt das Gewässer etwas erhöht an der Seite des Weges, der dort vom Wohnquartier hinein in die Natur oberhalb Zwingenbergs führt. Stephan Rützert kennt den Teich aus vergangenen Tagen. Jetzt, in Zeiten von Corona, ist er gemeinsam mit einer Freundesgruppe wieder auf ihn aufmerksam geworden. Normalerweise machen die fünf Männer beim Turn- und Sportverein Zwingenberg Ski-Gymnastik. Was bekanntermaßen in Folge der Pandemie nicht möglich war.
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Somit suchte die Gruppe nach anderen Möglichkeiten, um gemeinsam in Bewegung zu bleiben. Statt Ski-Gymnastik in der Jakob-Delp-Halle ging es zum Wandern hinaus in die Natur. Und da führte der Weg an besagtem Amphibienteich vorbei. Der Blick fiel auf das Gewässer – und die Wahrnehmung war: Der Teich war nicht im besten Zustand, weil stark verschlammt. Hier, so der Gedanke, ließe sich Abhilfe schaffen. Die Gruppe um Rützert suchte den Kontakt zur Stadt, fand dort Gehör und bekam die Patenschaft für das kleine Gewässer übertragen.
Die Rettungsaktion konnte beginnen. Ein Konzept war zu erarbeiten. Schnell sprach sich rum, dass die fünf Männer den Amphibienteich renaturieren wollten. Weitere Freiwillige, darunter auch junge Leute, fanden sich ein, wollten mitmachen, packten mit an. Zugleich wurde Kornelius Kissel ins Team geholt. Er ist seit Jahrzehnten Mitglied in der Ortsgruppe Bensheim/Zwingenberg des Naturschutzbundes und gilt als ausgewiesener Amphibienexperte, er stand der Gruppe mit Rat und Tat zur Seite. Der Dank des Teams ist ihm sicher. Und mit einer Plakette am Brunnen werden seine Expertise und Hilfe gewürdigt.
Auf einer Informationstafel am Teich, die umfassende Erklärungen zu dem Projekt im Gesamten liefert, heißt es zu dem Brunnen: „In Zukunft wird die Speisung des Teichs mit Frischwasser über eine steuerbare Einleitung aus demselben Anschluss erfolgen, der auch das höher gelegenen Wassertretbecken speist. Auf diese Weise wird der Schwebstoffanteil im Wasser reduziert und eine Versandung, wie in den letzten Jahren geschehen, kann hinausgezögert werden.“ Weiterhin ist zu lesen: „Die Einleitung soll beruhigt, über eine Anordnung von Natursteinen erfolgen, sodass eine gewollte Vermoosung und Filterung erreicht werden kann.“
Viele Arbeitsstunden wurden am Teich absolviert. Und das Gewässer und sein Umfeld sind nicht nur zum Lebensraum für den eingangs erwähnten Feuersalamander und dessen Artgenossen geworden. Viele weitere Lebewesen gehören dazu, neben Amphibien auch Insekten und Waldtiere. Vorgestellt wurden bei dem Ortstermin von Stephan Rützert das Projekt, seine Anfänge und sein Werden. Bei der Feier rückte Stephan Rützert die Bedeutung des Teiches ebenso wie das gemeinschaftliche Tun bei den Arbeiten in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen rückte.
Bereits nach dem ersten Arbeitseinsatz stellte sich das Leben im und am Gewässer wieder ein
Das von den Ehrenamtlichen um Stephan Rützert wieder auf Vordermann gebrachte Gewässer gehört eigentlich zu einem Teich-Trio, das zur Amtszeit von Bürgermeister Kurt Knapp Mitte der 1980er Jahre als kommunales Naturschutzprojekt im Orbistal angelegt worden ist.
Sozusagen zu einem „Erste Hilfe“-Einsatz an dem als Amphibienteich angelegten Gewässer ausgerückt waren die Männer, die sich als Skisportler beim TuS treffen, bereits vor gut einem Jahr, weil sie bei ihren Wanderungen festgestellt hatten, dass der Zulauf von Wasser aus der Orbisquelle, die das Wassertretbecken und eigentlich auch den Teich speist, nicht mehr funktionierte. Im Frühjahr 2021 wurde also zunächst dafür gesorgt, dass stets ausreichend Wasser in den Teich hineinlaufen kann, um den heimischen Reptilien eine Überlebenschance zu sichern.
Erste Erfolge waren bereits im Frühjahr/Sommer desselben Jahres zu beobachten: So langsam stellte sich am Teich wieder Leben ein. Auf 70 junge Feuersalamander, Bergmolche sowie einige Erdkröten und Libellen wurde die Zahl der Lebewesen im und am Gewässer zu dieser Zeit bereits geschätzt.
Mitte Oktober 2021 folgte dann ein weiterer Arbeitseinsatz, an dem der Teich von dem aufgehäuften Schlamm befreit wurde – dabei war Handarbeit angesagt: Neun Männer schaufelten erfolgreich zirka sechs Kubikmeter Schlamm aus dem Teich in die Schubkarren und lagerten das Material westlich des Gewässers ab.
Zu diesem Zeitpunkt hatte die Gruppe bereits mit der Stadt Zwingenberg Kontakt aufgenommen, die den Ehrenamtlichen daraufhin die Patenschaft für den Teich übertrug. Überdies wendete man sich an den Zwingenberger Naturschützer und Naturschutzbund-Aktivisten Kornelius Kissel, der das Biotop bereits seit seiner Schaffung in den Jahren 1985/86 kennt und der sich seit Jahrzehnten für das Vogel- und Reptilien-Wohl rund um Zwingenberg engagiert.
Weitere Einsätze folgten – unter anderem, um das Einspeisen von Frischwasser über eine steuerbare Leitung zu gewährleisten. Mit einem Überlauf in Verbindung mit einem Wehr soll gewährleistet werden, dass Jungtiere bei stark ansteigendem Teichpegel und somit erhöhtem Abfluss nicht durch die Strömung in den Bach und letztendlich über die Kanalisation in die Kläranlage gespült werden. red
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