Übernahme

Schweizer Geheimniskrämer auf Einkaufstour

Emil-Frey-Gruppe wurde 1924 in Zürich gegründet.

Von 
mir
Lesedauer: 

Zwingenberg/Zürich. Mit der Übernahme von großen und kleinen Autohäusern, vor allem aber durch das Geschäft mit Autoimporten vieler verschiedener Marken ist die Schweizer Emil-Frey-Gruppe in den letzten Jahren und Jahrzehnten zum größten Autohändler Europas gewachsen. Das geht aus Veröffentlichungen des Bundeskartellamts hervor.

Frey ist ein verschwiegenes Schweizer Familienunternehmen, das 1924 als Reparaturwerkstatt für Autos und Motorräder in Zürich gegründet wurde. Konzernchef Walter Frey, der kürzlich seinen 80. Geburtstag feierte, gilt mit einem Vermögen von rund vier Milliarden Schweizer Franken als einer der reichsten Menschen des Landes. Den Umsatz der Gruppe schätzen Branchenkenner auf mehr als 15 Milliarden Euro. Der Kundenbrief von 1935 hängt noch heute in der Zentrale im Züricher Stadtteil Altstetten und verspricht, dass hier Fachleute Qualitätsware zu fairen Preisen verkaufen.

Die große Gefahr für Autohäuser: das Agenturmodell

Beim Agenturmodell ist das Autohaus nicht mehr Verkäufer des Fahrzeugs, wie es beim Geschäftsmodell mit klassischem Vertragshändler der Fall ist. Stattdessen ist er quasi nur noch ein Agent des Herstellers.

Gegen eine Provisionszahlung nimmt er die Rolle des Vermittlers ein, der den Vertrieb abwickelt, auf fremde Rechnung und in fremdem Namen, dem des Herstellers.

Beim bisher üblichen Geschäftsmodell erwirbt der Händler ein bestimmtes Kontingent an Fahrzeugen beim Autohersteller. Anschließend müssen die Autohäuser ihre Bestände an Kunden verkaufen. Für die Preisgestaltung sind die Händler verantwortlich. Vom Hersteller gibt es nur eine unverbindliche Preisempfehlung.

Da die Kunden ihr Auto beim Agenturmodell jedoch direkt beim Hersteller kaufen, hat dieser hier das Sagen bei der Preisgestaltung.

Soweit die Theorie. In der Praxis sieht das oft anders aus. Wenn die Hersteller Rabatte festlegen, verlangen sie teils von ihren Händlern, dass sie Preisnachlässe aus ihrer Provision bezahlen.

Sprich: Die Vermittler, also die Autohäuser, zahlen die Hersteller-Rabatte dann aus ihrer Tasche. Auch das Restwertrisiko kann an ihnen hängen bleiben. Das drückt die Marge der Autohäuser.

Die Händlerbranche begegnet den neuen Modellen mit einer Konzentration. Immer mehr Händler schließen sich zusammen oder werden übernommen. Größere Einheiten können ihre Nachfragemacht bei den Autoherstellern besser ausnutzen als das klassisch mittelständische Autohaus und auskömmliche Margen verdienen. mir

Unter Kennern gilt der Konzern als sehr effizient, stark an Zahlen und Prozessen orientiert und hat einen Namen als verlässlicher Partner für Hersteller, sagt Willi Diez, ein erfahrener Branchenkenner und Gründer des Instituts für Automobilwirtschaft.

Frey dürfte der Einzige sein, mit dem VW, BMW und Mercedes zugleich kooperieren. Dem Konzern wird als einer der wenigen Adressen in der Branche eine gute Bonität und hohe Finanzkraft nachgesagt. Europaweit kommt Frey auf mehr als 800 Standorte und arbeitet mit mehr als 40 Automarken zusammen.

Wirtschaft

Vogel verkauft BMW-Autohäuser an Emil Frey

Veröffentlicht
Von
Michael Roth
Mehr erfahren

Seit über 50 Jahren ist die Gruppe auch in Deutschland aktiv. Ein Meilenstein war die Übernahme der Stuttgarter Schwabengarage (Marken: Ford, Volvo, Mitsubishi, Nissan, Land Rover, Mazda, Jaguar). Andere Frey-Häuser verkaufen vom Förster-Auto Subaru Allrad über den Gutverdiener-Geländewagen Range Rover bis hin zum Traumauto Aston Martin. Rund 4000 Mitarbeiter arbeiten an über 100 Standorten für das Unternehmen in Deutschland.

Die Vogel-Familiengeschichte

  • Im Jahr 1923 begann Peter Cuntz mit einer Schmiede im pfälzischen Harthausen. Sie war die Keimzelle der heutigen Vogel-Autohäuser.
  • 1946 gründete sein Sohn Adolf Cuntz einen Landmaschinenbetrieb und legte 1970 mit der Eröffnung des BMW-Autohauses die Grundlage des Unternehmens.
  • 1984 übernahm die Tochter und der Schwiegersohn von Adolf Cuntz, Agnes und Rudi Vogel, die Geschicke des Unternehmens.
  • Seit Oktober 1986 leitet Udo Vogel, der Cousin von Peter und Marco Vogel, den BMW- und Mini-Betrieb in Landau.
  • 1993 wurde der dritte BMW-Standort in Germersheim eröffnet, welcher heute zu einem der größten BMW-M-Standorte (Sportversion)in Deutschland zählt. 2007 haben die beiden Söhne Peter und Marco Vogel die Unternehmensführung übernommen.
  • Seit August 2003 sind die Vogel-Autohäuser im südhessischen Zwingenberg unter der Leitung von Marco Vogel mit einem BMW- und Mini-Standort präsent. mir

Wachstum sehen Experten als Königsweg im Autohandel, wo niedrige Margen hohe Investitionen ermöglichen müssen. Gerade wenn wenn es um die Digitalisierung von Auto und Autoverkauf geht. Frey ist auch mit der Übernahme der Vogel-Autohäuser ein Paradebeispiel und auch Renditeprimus in der Branche. In den USA sind Händler jedoch noch größer und rentabler. Die Konsolidierung wird in diese Richtung auch in Europa noch weitergehen, mutmaßen die Branchenkenner der Unternehmensberatung Oliver Wyman.

Unerkannter Riese

Im Laufe der Zeit wurde das Frey-Marken-Tableau recht unübersichtlich. „Das Versteckspiel hat bei der Emil-Frey-Gruppe Methode“, heißt es in einem Artikel des Schweizer Wirtschaftsmagazins „Bilanz“. Als unerkannter Riese arbeitet es sich leichter, wertet das Magazin. Und man müsse ja nicht jeden Autobauer mit der Nase draufstoßen, mit wem seiner Konkurrenten man wo zusammenarbeite.

Die Geschäftsführer der Frey-Autohäuser genießen große Freiheiten. Wer die richtigen Zahlen liefere, höre aus dem Hauptquartier wenig bis gar nichts. Andererseits haben führende Mitarbeiter in der Zentrale den Ruf einer als Manager getarnten Kreissäge, heißt es im „Bilanz“-Bericht weiter.

Dort wird auch Kurioses erzählt. Es geht um ein Hotel bei Rorschach am Bodensee. Das Haus hatte ein Toyota-Händler bei Frey als Sicherheit hinterlegt. Als die Familie zum Rundgang kam und sich die aktuelle Nutzung der Räumlichkeiten offenbarte, soll Walter Frey seinen Vater gefragt haben: „Papi, häsch es Puff kauft?“ mir

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger