Wirtschaft

Vogel verkauft BMW-Autohäuser an Emil Frey

Die drei Autohäuser der Familie Vogel, darunter das in Zwingenberg, werden an die Emil-Frey-Gruppe verkauft. Alle 190 Mitarbeiter, darunter 80 in Zwingenberg, werden übernommen.

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Michael Roth
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Die Familie Vogel verkauft ihre BMW-Autohäuser – darunter den Standort in Zwingenberg (unser Bild) – an die Emily-Frey-Gruppe. © Dietmar Funck

Zwingenberg. Nach rund 100 Jahren in Familienbesitz werden die drei BMW-Autohäuser der Familie Vogel, darunter das in Zwingenberg, an die Emil-Frey-Gruppe verkauft. Frey ist Europas größter Autohändler.

Alle 190 Vogel-Mitarbeiter, darunter 80 in Zwingenberg, werden vom neuen Eigentümer übernommen. Die Vogel-Gruppe umfasst drei Standorte, neben Zwingenberg noch Landau und Germersheim in der Pfalz.

Die Vogel-Familiengeschichte

  • Im Jahr 1923 begann Peter Cuntz mit einer Schmiede im pfälzischen Harthausen. Sie war die Keimzelle der heutigen Vogel-Autohäuser.
  • 1946 gründete sein Sohn Adolf Cuntz einen Landmaschinenbetrieb und legte 1970 mit der Eröffnung des BMW-Autohauses die Grundlage des Unternehmens.
  • 1984 übernahm die Tochter und der Schwiegersohn von Adolf Cuntz, Agnes und Rudi Vogel, die Geschicke des Unternehmens.
  • Seit Oktober 1986 leitet Udo Vogel, der Cousin von Peter und Marco Vogel, den BMW- und Mini-Betrieb in Landau.
  • 1993 wurde der dritte BMW-Standort in Germersheim eröffnet, welcher heute zu einem der größten BMW-M-Standorte (Sportversion)in Deutschland zählt. 2007 haben die beiden Söhne Peter und Marco Vogel die Unternehmensführung übernommen.
  • Seit August 2003 sind die Vogel-Autohäuser im südhessischen Zwingenberg unter der Leitung von Marco Vogel mit einem BMW- und Mini-Standort präsent. mir

Zu den Gründen des Verkaufs sagte Marco Vogel, der auch künftig den Standort an der Bergstraße leiten wird, gegenüber dem BA: „Wir sehen derzeit eine Konsolidierung im Markt wie sie noch nie da war.“

Durch neue Vertriebsformen wie das sogenannte Agenturmodell (siehe Infokasten) verändere sich das Geschäft der Autohäuser grundlegend. „Aktuell sind wir mit unserer Lage zwar einigermaßen zufrieden, aber wenn ich fünf oder zehn Jahr vorausschaue, bin ich froh, dass wir mit Emil Frey nun langfristig einen starken Partner für die Zukunft gefunden haben.“

Große Ungewissheit

Mittelständische Autohäuser, egal, welcher Marke, werden es in Zukunft schwer haben, prophezeit Vogel. Die großen Herausforderungen seien Digitalisierung und Elektrifizierung der Autos. Aktuelle kämpfe die Branche mit Inflation und Kaufkraftverlust der Kundschaft. Das klassische Autohaus werde sich in Zukunft sehr wandeln. Ohne Sorgen hätte Vogel die nächsten Jahre gut bestehen können, doch perspektivisch seien die Ungewissheit und die Unsicherheit groß. Man wisse nicht, „was uns bleiben wird“, so Vogel.

Die große Gefahr für Autohäuser: das Agenturmodell

Beim Agenturmodell ist das Autohaus nicht mehr Verkäufer des Fahrzeugs, wie es beim Geschäftsmodell mit klassischem Vertragshändler der Fall ist. Stattdessen ist er quasi nur noch ein Agent des Herstellers.

Gegen eine Provisionszahlung nimmt er die Rolle des Vermittlers ein, der den Vertrieb abwickelt, auf fremde Rechnung und in fremdem Namen, dem des Herstellers.

Beim bisher üblichen Geschäftsmodell erwirbt der Händler ein bestimmtes Kontingent an Fahrzeugen beim Autohersteller. Anschließend müssen die Autohäuser ihre Bestände an Kunden verkaufen. Für die Preisgestaltung sind die Händler verantwortlich. Vom Hersteller gibt es nur eine unverbindliche Preisempfehlung.

Da die Kunden ihr Auto beim Agenturmodell jedoch direkt beim Hersteller kaufen, hat dieser hier das Sagen bei der Preisgestaltung.

Soweit die Theorie. In der Praxis sieht das oft anders aus. Wenn die Hersteller Rabatte festlegen, verlangen sie teils von ihren Händlern, dass sie Preisnachlässe aus ihrer Provision bezahlen.

Sprich: Die Vermittler, also die Autohäuser, zahlen die Hersteller-Rabatte dann aus ihrer Tasche. Auch das Restwertrisiko kann an ihnen hängen bleiben. Das drückt die Marge der Autohäuser.

Die Händlerbranche begegnet den neuen Modellen mit einer Konzentration. Immer mehr Händler schließen sich zusammen oder werden übernommen. Größere Einheiten können ihre Nachfragemacht bei den Autoherstellern besser ausnutzen als das klassisch mittelständische Autohaus und auskömmliche Margen verdienen. mir

Der Verkauf aller Anteile an die Frey-Gruppe sei kein Schnellschuss gewesen, sondern wohlüberlegt. Man habe einen starken Partner gesucht und gefunden. „Wir geben das Unternehmen in starke Hände“, betont Vogel. Zwar hätten noch andere Interessenten angeklopft, doch Frey sei früh der Favorit gewesen.

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Zum Kaufpreis wollte Vogel keine Angaben machen. Große Händler wie Frey könnten Dellen im Markt oder bei einzelnen Marken besser ausgleichen als kleine Autohäuser. Am Standort in Zwingenberg werde der neue Eigentümer unter anderem mit Fahnen und auf den Nummernschildhaltern sichtbar werden.

„Die Gewissheit, dass Vogel-Autohäuser erfolgreich weitergeführt werden und alle Mitarbeiter bei einem großartigen Arbeitgeber zu wissen, macht uns sehr glücklich“, so Vogel abschließend. In den nächsten Monaten werde die gemeinsame Ausrichtung auf die umfangreichen Herausforderungen der Zukunft im Fokus stehen. Details dazu wurden nicht genannt.

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