Zwingenberg. Zum „Tag des offenen Denkmals“ servierte die Stadt Zwingenberg am Sonntag wieder ein besonderes Jazz-Schmankerl. Bereits zum siebten Mal gastierte der Heppenheimer Jazz-Saxophonist und Musiklehrer Christian Seeger im Gewölbekeller des „Bunten Löwen“. Diesmal in Trio-Besetzung. Das Publikum erlebte unbändige Spielfreude, technische Klasse und musikalische Raffinesse in Reinform. Seegers kultivierter, eleganter Stil und die spontanen Dialoge mit seinen Bandkollegen machten den Abend auch für Kenner zu einem klangvollen Erlebnis.
Improvisation und vielfarbige Soli
Mit Florian Hofmann an der Gitarre und Maurice Kühn am Kontrabass waren zwei versierte und vielseitige Musiker an Bord, die Seegers Faible für die weichen, warmen und leisen Töne sensibel unterstützen. Immer wieder kam es in Zwingenberg zu improvisatorischen Ausflügen und vielfarbigen Soli, die vom Publikum mit Szenenapplaus kommentiert wurden. Die Ouvertüre nach der Begrüßung durch Bürgermeister Holger Habich war feurig: Paul Desmonds „Bossa Antigua“ mit seinen brasilianischen Rhythmen passte wunderbar zu diesem spätsommerlichen Abend.
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Mit Stücken wie „Two for the Road” von Henry Mancini und Wes Montgomerys „Road Song” ging es lässig durch das erste Set, das aus einer kontrastreichen Mischung aus zeitgenössischem Jazz mit Elementen aus Swing, Cool Jazz und Bebop komponiert war. Stets präzise und ausdrucksvoll, getragen von klassischen Arrangements und modernen Bearbeitungen traditioneller Stücke. Eine stimmige Live-Performance, die im gut besuchten Löwenkeller für viel Lob sorgte. „Nobody Else“: dass Maurice Kühn auch als Sänger unterwegs ist, weiß der halbwegs umtriebige Bergsträßer Kulturfreund schon lange. Mit diesem Klassiker eröffnete das Trio die zweite Halbzeit, in der Bill Evans` „Interplay“ (vom gleichnamigen Album) einer der Höhepunkte war: ein vielfarbiges Gitarrensolo von Florian Hofmann, dazu das elaborierte, hoch virtuose Saxophon und Kühns plastischer Bass erzeugten eine Dichte und Transparenz, die in den Ohren blieb.
Ebenso „St. Thomas“, der Jazzstandard von Sonny Rollins offenbarte eine hohe instrumentale Dynamik und war mit seinem karibischen Drive eine der flotteren Nummern des Abends.
Perlen des Genres
Auch mit „Whisper Not“, einer Jazz-Komposition des Tenorsaxophonisten und Arrangeurs Benny Golson, hat das Trio einen scharfen Sinn für ausgefeilte Perlen des Genres bewiesen. Lyrisch und melancholisch kündigte dann das ebenfalls brasilianisch gefärbte „Black Orpheus“ das Finale an: „Moose The Mooche“ von Charlie Parker war ein grandioser Abschied, bevor die Band das Publikum noch mit auf die berühmte „Route 66“ nahm.
Christian Seeger studierte Jazz-Saxophon und Jazz-Klarinette an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar. Er spielt überregional in zahlreichen Ensembles und gewann bereits mehrere Solistenpreise sowie den Deutschen Orchesterwettbewerb. Er ist Dozent beim Landes Jugend Jazz Orchester Hessen. Florian Hofmann, Jahrgang 1985, studierte Jazz-Gitarre an der Hochschule für Musik in Würzburg. Maurice Kühn (geboren 1986) kam mit 18 Jahren zum Kontrabass. Es folgte ein Musikstudium an der Universität Mannheim, dass er 2011 mit dem Bachelor of Music abschloss. Als freischaffender Musiker ist Maurice Kühn in allen Genres zu Hause.
Die jüngste Auflage von „Jazz im Löwenkeller“ dürfte nicht das letzte Gastspiel gewesen sein. Die Veranstaltung wurde von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen in der Reihe „Hör-mal im Denkmal“ gefördert.
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