Sommertour - FDP-Bundestagsabgeordneter Till Mansmann besichtigte Zwingenberger Bauprojekte

B 3-Baustelle laut Habich gut im Zeitplan

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Thomas Tritsch
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Die Zwingenberger FDP war mit dem Bundestagsabgeordneten Till Mansmann (2.v.l.) in der Stadt unterwegs – eine Station war die Baustelle B 3. © Funck

Zwingenberg. Vom Weltkulturerbe Kloster Lorsch zum Regionalbauernverband, dann weiter nach Zwingenberg für Stippvisiten beim Autohaus Vogel und der Brain AG. Beim anschließenden Stadtrundgang mit der örtlichen FDP hatte der liberale Bundestagsabgeordnete Till Mansmann am Donnerstag weniger wirtschaftliche, denn konkrete kommunalpolitische Themen im Blick. Doch auch beim Streifzug durch aktuelle Bauprojekte spielte die Bundespolitik eine prominente Rolle.

Bei der Sanierung der B 3 ist der Bund als sogenannter Baulastträger mit im Boot. Als solcher trägt er die Kosten der Fahrbahn, während die Stadt für die Finanzierung der Gehwege, Parkplätze, Kanal- und Wasserleitungen zuständig ist. Das Langzeitprojekt ist eine Zusammenarbeit mit Hessen Mobil und dem Energieversorger GGEW AG.

Seit fast einem Jahr herrscht Ruhe

Im Gespräch mit Mansmann skizzierte Bürgermeister Holger Habich die bisherigen Etappen des Projekts: Bis voraussichtlich April 2021 läuft mit Phase 3 der Neubau der rund ein Kilometer langen Strecke zwischen Kreisel und Abzweig Alsbacher Straße. Er ist in insgesamt sechs einzelne Abschnitte aufgeteilt.

Laut Habich liegt die Maßnahme gut im Zeitplan. Wo sonst täglich rund 12 000 Fahrzeuge unterwegs sind, herrscht seit August 2019 Ruhe – die Geräusche der Bagger einmal ausgenommen.

Bekanntlich hatte sich die Stadt entschieden, Planung und Bau ihrer wichtigsten Verkehrsachse nicht, wie normalerweise bei Bundesstraßen üblich, der Landesbehörde Hessen Mobil zu überlassen, sondern selbst in die Hand zu nehmen. „Wir wollten einen möglichst großen Einfluss auf die konkrete Gestaltung haben“, sagte Habich an der Baustelle.

Deshalb wurde bereits vorab im Dialog mit Magistrat und Stadtverordnetenversammlung der eigentlichen Verkehrsplanung eine Planungswerkstatt vorgeschaltet, in der verschiedene Interessengruppen vertreten waren. Darunter auch das lokale Gewerbe, das sich wie viele andere Akteure (Anlieger, Vereine, Schule und Kitas) mit der Situation arrangieren muss.

Laut Rathauschef funktioniere das angesichts der massiven Einschränkungen der Vollsperrung recht gut. Eine vitale Öffentlichkeitsarbeit mit Veranstaltungen sowie variierenden Infotafeln und Imagekampagnen des Gewerbes habe sich bewährt.

Breiterer Gehwegbereich

Dass die neue B 3 eine einheitliche Breite von 6,50 Meter haben wird, bedeutet einen über weite Strecken deutlich breiteren Park- und Gehwegbereich. „Das ist schön, aber auch teurer für die Kommune.“ Das Land Hessen spendiert allerdings Zuwendungsmittel für die Gehwegsanierung und den barrierefreien Ausbau an den schmucken neuen Bushaltestellen.

Die GGEW verlegt neue Gas- und Stromleitungen und lässt Leerrohre für Glasfaserkabel installieren. Aktuell kann man die unterirdischen Versorgungsadern von der provisorischen Fußgängerpassage aus sehr gut erkennen.

Noch frisch sind die neu gepflanzten Bäume entlang der Durchfahrtsstraße. Habich betont dieses Detail besonders und wehrt sich gleichermaßen gegen jene Kritiker, die der Stadt eine gewisse Grün-Feindlichkeit unterstellen. Allein im Zuge dieser Baumaßnahme seien mehr junge Bäume gepflanzt worden als bei manch anderem Projekt.

Dass es künftig keine Haltebuchten für den ÖPNV mehr geben wird, kommentiert die Zwingenberger FDP als eher positiven Effekt, weil sich dadurch der Durchgangsverkehr etwas verlangsamen dürfte. Neben der Vorsitzenden Karin Rettig waren beim Rundgang auch die Vorstandsmitglieder Rainer Willbrand und Heiner Fels dabei.

Kita ab Januar in Betrieb

Über das Sportgelände am Gießer Weg ging es zum Areal der neu geplanten Kindertagesstätte in der Tagweide, deren Neubau im vierten Quartal dieses Jahres bezugsfertig sein soll. Holger Habich geht davon aus, dass die viergruppige Einrichtung im Januar ihren Betrieb aufnehmen wird – wahrscheinlich als Bewegungskindergarten.

Till Mansmann erfuhr vor Ort, dass der Bedarf an Betreuungsangeboten für Kinder unter drei Jahren auch in Zwingenberg enorm steigt. Von den 3,2 Millionen Euro Kosten kann die Stadt knapp eine Million über Mittel aus der Hessenkasse schultern. Das Geld stammt aus dem Fundus für Kommunen, die ihre Kassenkredite bereits ohne staatliches Entschuldungsprogramm zurückführen konnten oder erst gar nicht im Dispo waren. Die neue Kindertagesstätte in kommunaler Trägerschaft wird auf dem städtischen Grundstück gebaut, auf dem sich zuletzt das kommunale Jugendzentrum befand.

Der Bürgermeister bedauerte die Tatsache, dass die Stadt Zwingenberg beim Bundesprogramm „Kinderbetreuungsfinanzierung“ am Ende doch leer ausgegangen war. Im Finanzierungskonzept führte das zu einem Loch von einer runden Million Euro. Daher wurde ein weiterer Kredit notwendig.

Die Stadt hatte zwar rechtzeitig (über den Kreis Bergstraße) beim Land, das die Mittel verteilt, einen Förderantrag abgegeben – doch das Programm war zu diesem Zeitpunkt bereits ausgelastet. In Zwingenberg war man damals nicht davon ausgegangen, dass es hier nach dem Prinzip des „frühen Vogels“ geht. Sonst hätte man vor Ort mit Sicherheit schneller agiert, so Habich im hölzernen Rohbau.

Dabei handelt es sich um eine sogenannte CLT-Konstruktion. Die Abkürzung steht für „Cross Laminated Timber“ und bezeichnet Massivholztafeln, die aus mehreren über Kreuz miteinander verleimten Bretterlagen zusammengesetzt sind. Dadurch soll eine hohe Stabilität erreicht werden. Zudem können einige Wände unverputzt bleiben, um eine attraktive Sichtoberfläche zu bieten.

Letzte Station am Bahnhof

Letzte Station des Bundestagsabgeordneten, der in Berlin auch im Finanzausschuss sitzt, war das Gelände des alten Güterbahnhofs. Aus einer faden Industriebrache ist ein attraktiver, öffentlicher Bereich geworden mit kurzen Wegeverbindungen von der Innenstadt zum Bahnhof. Thema war hier die städtebauliche Entwicklung des Areals im Rahmen des Stadtumbaus, bei der auch der ehemalige Bauhof und das Umfeld einbezogen sind.

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