Innenstadt

Lorscher Zunftbaum präsentiert sich jetzt noch schöner

Der Gewerbeverein hat den Stamm und die Querhölzer des Wappenbaums erneuert. Die Handwerkerzeichen werden nun auch anhand einer Info-Tafel erklärt. Welche Berufe sich auf dem Zunftbaum in Lorsch finden.

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Nina Schmelzing
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Joachim Teichmann, Vorsitzender des Lorscher Gewerbevereins, begrüßte die Gäste bei der Einweihung des mit neuem Holz versehenen Zunftbaumes. © Lotz

Lorsch. Der Lorscher Zunftbaum ist stadtbildprägend. Vor Kurzem wurde er abgebaut – und wenn man im Zentrum am Alten Rathaus vorbeispazierte, merkte man sofort, dass etwas fehlte. Einige Lorscher erkundigten sich beim Gewerbeverein deshalb nach dem Verbleib. Sorge um eine dauerhafte Lücke musste aber niemand haben – und seit einiger Zeit ist der Wappenbaum zurück und sogar schöner geworden. Der Vorstand des Gewerbevereins hat ihn sanieren lassen. Die Kerb bot nun den passenden Rahmen für eine kleine Einweihungsfeier.

Diskussion um den Standort

Vorsitzender Joachim Teichmann erinnerte daran, dass man den Zunftbaum zum 100-jährigen Bestehen des Gewerbevereins angefertigt hatte. Der Verein ist inzwischen bereits mehr als 125 Jahre alt. Über den idealen Standort habe es damals unterschiedliche Ansichten gegeben, berichtete Peter Helwig. Der Ehrenvorsitzende und Lorscher Ehrenstadtrat nannte in seiner Festansprache etwa den Bereich Richtung Kirche sowie die Bahnhofstraße Ecke Rheinstraße.

„Dem wollten wir nicht zustimmen“, stellte Helwig rückblickend fest. Für die Befürworter eines Zunftbaums sei klar gewesen, dass ein solcher nicht nur in bayerischen Landschaften richtig sei, sondern auch in Lorsch – und dass der Wappenbaum selbstverständlich als Bereicherung in den Stadtkern gehöre. „Nach zähen Verhandlungen“ habe man dann auch die Skeptiker davon überzeugen können.

1996 sei das Projekt mit dem Standort in direkter Nähe zum Alten Rathaus „endlich genehmigt“ worden. Im Viernheimer Wald habe man einen Baum geschlagen, das Holz ein Jahr getrocknet, die Symbole für die verschiedenen Handwerkerzeichen hergestellt, den Querbalken angefertigt. Hunderte Zuschauer seien im Mai 1997 bei der Aufstellung des Zunftbaums dabei gewesen, sagte Helwig.

Info-Tafel liefert jetzt Erläuterungen zu den einzelnen Symbolen

Ursprünglich sollte das Schmuckstück nur einige Zeit lang an das Jubiläum erinnern. Schon bald aber wollte niemand mehr auf den Hingucker verzichten.

Der tragende Fichtenstamm wurde im Laufe der Jahre allerdings morsch, das Holz musste ausgewechselt werden. Der Gewerbevereinsvorstand entschied sich bei der Sanierung nun für ein besonders witterungsbeständiges, helles Lärchenholz. Die „Äste“ des Zunftbaums wurden moderner, als abgeschrägte Geraden gestaltet. Die insgesamt 21 Wappen wurden blankgeputzt und alle wieder befestigt.

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Besonders schön ist, dass das Lorscher Schmuckstück nun auch mit einer kleinen Info-Tafel versehen wurde, auf der die Symbole erklärt werden. Denn es wird zwar jeder das Bild mit der Brezel dem Bäckerhandwerk zuordnen können, das Auto dem Kfz-Gewerbe und die Gießkanne den Gärtnern. Viele andere Zeichen aber geben den meisten heutigen Betrachtern Rätsel auf.

Elektriker und kein Tischkicker

An einen „Tischkicker“ fühlt sich mancher etwa beim Blick auf das blaue Schild mit gelbem Symbolblitz erinnert, das in der vierten Reihe von oben außen links angebracht ist, so hieß es bei der Einweihungsfeier. Tatsächlich aber ist es das Zeichen für die Elektriker. Viele der traditionellen Geräte sind Nicht-Handwerkern aus dem Alltag nicht mehr vertraut. Eine goldglänzende Schüssel ist mancherorts zwar wieder als Werbung vor Altstadt-Friseurläden zu sehen, es symbolisiert ein Barbierbecken. Dass die Zirkel und Winkelzeichen, die auf den ersten Blick wie eine „4“ auf Beinen scheinen, den Steinmetz symbolisieren, dürfte vielen Menschen ebenso wenig geläufig sein wie die Hämmer der Dachdecker oder Gerätschaften der Glaser.

Der Lorscher Zunftbaum zeigt die Zeichen von

  • Bäcker
  • Metzger
  • Gärtner
  • Autoschlosser
  • Schlosser
  • Schmied
  • Maurer
  • Installateur
  • Steinmetz
  • Schreiner
  • Friseur
  • Elektriker
  • Maler
  • Fliesenleger
  • Glaser
  • Spengler
  • Sattler
  • Fotograf
  • Dachdecker
  • Zimmermann

Bürgermeister Christian Schönung dankte für das Engagement des Gewerbevereins, unterstrich, dass Handwerker gebraucht werden und wünschte den Betrieben eine gute Zukunft mit genug Nachwuchskräften.

Er vergaß auf Wunsch der Mitglieder auch nicht, zu erwähnen, dass die Betriebe auch als Gewerbesteuerzahler seit vielen Jahren einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung der Stadt Lorsch leisten.

Redaktion

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