Obst- und Gartenbauverein - Gut besuchter Vortrag von Agraringenieur Winfried Schmidtner im Paul-Schnitzer-Saal

Vortrag in Lorsch: Mit Stauden zu einem bienenfreundlichen Garten

Von 
Norbert Weinbach
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Agraringenieur Winfried Schmidtner konnte in Lorsch viel Wissenswertes zum Thema Stauden vermitteln. © WEINBACH

Lorsch. Mehr als 40 Gartenfreunde informierten sich bei einem Vortrag im Paul-Schnitzer-Saal über „Stauden für den naturnahen Garten“. Referent war der Agraringenieur Winfried Schmidtner. Er ist stellvertretender Fachgebietsleiter der Hessischen Gartenakademie in Geisenheim im Rheingau und hat bereits mehrere Vorträge über Pflanzen im Kreis Bergstraße gehalten. In Lorsch war er jetzt aber zum ersten Mal, war zu erfahren. Eingeladen hatten ihn gemeinsam der Kreisverband Bergstraße der Obst- und Gartenbauvereine und der Lorscher Verein.

Begrüßt wurden die Zuhörer sowohl vom Kreisvorsitzenden Wolfgang Heeb als auch vom stellvertretenden Lorscher Vorsitzenden Olaf Jünge. Der informierte die Besucher, die nicht nur aus Lorsch gekommen waren, über die Funktion des Paul-Schnitzer-Saals und auch über den Namensgeber Paul Schnitzer. Jünge erwähnte die Klostergeschichte, wo die Mönche im Skriptorium bereits im Jahr 800 das „Lorscher Arzneibuch“ geschrieben hatten. Es enthielt Rezepte mit Pfingstrosen-Stauden, die auch die Äbtissin Hildegard von Bingen in ihren Schriften erwähnte. Die Stauden seien im Schaugarten an der evangelischen Kirche zu bewundern, andere im Klostergarten. Er verwies auch auf das Problem der zunehmenden Schottergärten mit ihren schädlichen Auswirkungen auf Bienen und Insekten.

Winfried Schmidtner erläuterte, dass Stauden nur ein kleiner Teil unter den Pflanzen seien. Zu ihnen gehörten blühende Pflanzen und auch Gehölze, alle wichtig für einen naturnahen Garten. Stauden sind winterharte Gartenblumen, die über viele Jahre hinweg jedes Jahr wieder blühen. Im Gegensatz zu ein- und zweijährigen Pflanzen seien Stauden pflegeleicht, robust und frosthart. Im Winter ziehen sich manche Arten zurück in die Erde, etwa der Bärlauch und verschiedene Zwiebelgewächse wie Tulpen und Osterglocken. Im Gegensatz zur Palmlilie, die der Referent mit einem Bild zeigte.

Im Frühjahr treiben die Stauden dann wieder aus. Der Gärtner müsse wissen, dass gefüllte Blüten steril seien, also nicht geeignet für Insekten. Zahlreiche Stauden gehörten zur Gattung der Heilkräuter. Dazu gehört auch die Pfingstrose, eine seit über 1000 Jahren bekannte Arzneipflanze.

Heilkräuter für die Küche

Mit dem Blick auf mittelalterliche Klöster machte Schmidtner darauf aufmerksam, dass sich die Mönche auch mit den Heilkräutern für die Küche beschäftigten, etwa mit Fenchel und Liebstöckel. „Damals gab es noch keinen Supermarkt“ scherzte der Referent. Er plauderte in lockerem Ton und beantwortete auch immer wieder Fragen aus dem Publikum. Stauden sind seit der Antike bekannt. Die Römer hatten sie nach Germanien mitgebracht. Im Jahr 812 hatte der Abt Ansegis vom Benediktinerkloster St. Wandrille im Auftrag von Karl dem Großen (der selbst nicht schreiben konnte) die „Capitulare de villis“ verfasst. Es war die Landgüterverordnung mit 89 Nutzpflanzen, darunter sehr viele Stauden (Garten-Salbei, Wegwarte, Bärlauch, Rosmarin). Sie mussten auf den Landgütern des Kaisers (Kaiserpfalzen) angebaut werden.

Der Rückblick ging bis ins 15. Jahrhundert und auch ins 19. Jahrhundert, als die ersten Staudengärtnereien in Deutschland entstanden. Die Vielfalt der Stauden ergibt sich aus ihren Lebensbereichen. Im Gehölz wachsen Waldmeister, Leberblümchen und Fingerhut), am Gehölzrand Bergenie, Maiglöckchen und Tränendes Herz). Lavendel, Brandkraut und Duftnessel lieben trockene Freiflächen. Eher frisch mögen es Schafgarbe, Knöterich und Schirmbambus), feucht hingegen Blutweiderich, Frauenmantel und Gamander.

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Im Beet gedeihen Bergaster, Pampasgras und Sonnenhut gut, am Wasser und Wasserrand Sumpfdotterblume, Lotosblume, und Seerose. Steinanlagen wie Trockenmauern und Steinfugen (aber keine Schottergärten) werden von Felsensteinkraut, Streifenfarn und Spinnwebhauswurz besiedelt, Felssteppen von Teppichphlox, Fetthenne und Schleifenblume. In den Alpen gedeihen beispielsweise Enzian und Reiherschnabel. Zur Dachbegrünung eignen sich Edelraute und Sternmoos.

Stauden wachsen sowohl im schattigen und halbschattigen als auch im sonnigen Bereich. Wichtig sei der passende Untergrund. „Die Bodenvorbereitung ist das A und O für die richtige Staudenbepflanzung“ machte der Referent deutlich. „Stauden beschneiden, hält sie jung und verhindert ein vergreisen“, erläuterte der Referent außerdem.

Er beendete seinen Vortrag mit Erläuterungen, wie man ein Staudenbeet plant und anlegt. Weitere Informationen zu Stauden könne man auch in Gartencentern und bei Staudengärtnereien erhalten.

Wolfgang Heeb und Olaf Jünge bedankten sich bei dem Referenten Winfried Schmidtner mit einer Flasche Wein, das Publikum spendete am Ende des zweistündigen Informationsabends viel Beifall.

Freier Autor Seit mehr als 40 Jahren als freier Mitarbeiter bei verschiedenen Zeitungen aktiv, Fotograf und Berichterstatter, im Regelfall waren/sind es Zeitungen die dem BA oder ganz früher, mit dem Echo verbunden waren. Berichterstattung meistens über Lorscher Vereine und Organisationen, früher auch Sport.

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