Lorsch. Zur letzten Stadtverordnetenversammlung vor der Sommerpause sind Gremiumsmitglieder und Zuhörer heute (20.) eingeladen. Vorsteherin Christiane Ludwig-Paul wird die öffentliche Sitzung um 20 Uhr in der Nibelungenhalle eröffnen. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Beschlussfassungen zum Kindertagesstättenbedarfsplan und zum geplanten neuen Wohngebiet am Wingertsberg, dem „Wohnquartier am Kloster“. Die SPD-Fraktion will außerdem einen Antrag zur Freizeitanlage am Sachsenbuckel einbringen.
Weil Lorsch wächst und auch durch Familiennachzug und die Zuweisung von weiteren Flüchtlingen mehr Kinderbetreuungsplätze als bisher gebraucht werden, muss – zügig – eine neue Kita gebaut werden. Viergruppig soll sie werden, sowohl U3- als auch Kindergartenkinder im Alter ab drei Jahren aufnehmen. Bis diese betriebsbereit ist, sollen zwei „Übergangsgruppen“ den Bedarf decken.
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Schon ab Januar kommenden Jahres jedenfalls reichen die bestehenden Plätze in den immerhin bereits neun Lorscher Kindergärten nicht mehr aus. Rund 40 Plätze könnten, wenn nicht gehandelt wird, 2024 fehlen. Die Tatsache, dass zudem die Zahl der Kinder mit erhöhtem Förderbedarf zunimmt und übliche Gruppengrößen bei der Aufnahme von „Integrationskindern“ zwingend verkleinert werden müssen, verschärft die Lage zusätzlich.
Die Aussicht darauf, dass ihre Kinder wegen des Platzmangels nun in Containern betreut werden sollen, zog mehrere Eltern in die jüngste Sitzung des Sozialausschusses, in der über das Thema beraten wurde. Welche Jahrgänge betrifft das, wie werden die Öffnungszeiten sein und können die Kinder beim Freiwerden eines Platzes in einer regulären Kita den Container verlassen und dorthin wechseln, wollten sie unter anderem wissen.
Bürgermeister Christian Schönung erläuterte, dass manche Fragen noch nicht im Detail beantwortet werden können. Lorscher Familien seien per Eltern-Brief in Kenntnis über anstehende Neuerungen unterrichtet worden. Er kündigte neue Informationen nach der nächsten Magistratssitzung an. Im Vorfeld hatte es zahlreiche Überlegungen gegeben, wie und wo Kita-Plätze geschaffen werden könnten. Die Idee, Plätze in einer benachbarten Kommune zu nutzen, wurde dagegen wieder verworfen.
Standort Dieterswiese erhofft
Über die „temporären“ und „mobilen Lösungen“ mit den Containern zeigte sich Bürgermeister Schönung insofern glücklich, als Lorsch damit besser als manche Nachbarkommune aufgestellt sei. Grundsätzlich seien „Verschiebungen“ möglich, wenn Plätze frei werden. Die neuen kleinen Einrichtungen sollen keine Mini-Öffnungszeiten haben. Das Vorhaben, für die neuen Plätze einen Standort in unmittelbarer Nähe der erst vor drei Jahren gebauten Kita in der Dieterswiese zu nutzen, ermögliche „Synergien“, hob er hervor.
Dass es allerdings Monate, mindestens wohl anderthalb Jahre dauern wird, bis auch die neue Kita dort steht und betriebsbereit ist, fügte er an. Auch Eltern des Kita-Jahres 2024/25 werde das Thema somit noch betreffen.
Anne Metz-Denefleh (Grüne) erinnerte „als Mutter und Oma“ daran, wie wichtig verlässliche Kinderbetreuung für Eltern ist. Marco Graf (PWL) dankte der Stadtverwaltung für eine „klasse“ Leistung bei der Vorarbeit. Dass Lorsch Betreuungsplätze bieten wird und nicht an „irgendwelche Notlösungen“ wie anderswo gedacht werde, merkte Dirk Sander (SPD) an.
Diese und weitere Maßnahmen werden sich im kommenden Haushalt bei den Aufwendungen zeigen, sagte Matthias Schimpf (Grüne). Kitas seien ein Zuschussgeschäft. Dass die Planung nicht zuletzt wegen unkalkulierbarer Kinderzahlen schwierig bleibt, ergänzte er. In manchen Wochen würden Flüchtlingsgruppen ohne Kinder zugewiesen, in anderen könnten bis zu 15 Kinder mit Betreuungsbedarf neu hinzukommen. Die Zuweisungen werden die Kommunen noch lange Zeit beschäftigen, zeigte er sich sicher.
Kitabedarfsplan selbst fortschreiben
Ziel in Lorsch müsse es bleiben, für jedes Kind den Betreuungsanspruch zu erfüllen, erklärte Ferdinand Koob (CDU). Die vom Kreis gelieferten Bedarfszahlen hätten zuletzt nicht mit den realen übereingestimmt. Wichtig sei es daher, den Kitabedarfsplan in Lorsch selbst jährlich fortzuschreiben.
Margot Müller (SPD) regte an, auch weitere Betreuungsmöglichkeiten im Blick zu behalten und verwies auf Wohlfahrtsverbände, die zum Beispiel Angebote für Flüchtlingseltern und ihre Kinder machen. Das werde den Kita-Platzmangel nicht beseitigen, räumte sie ein, könne aber den Mangel vielleicht „abmildern“. Die Nachricht, dass Kita-Plätze fehlen, hatte einige enttäuschte Eltern zu „rassistischen Äußerungen“ veranlasst, hatte die Verwaltung bedauert. Könnte auch ein Angebot etwa der Caritas mit einbezogen werden, könnte das dem „sozialen Frieden“ nützen, so Müller.
Diese Idee sei „spannend“ und sollte gesondert aufgenommen werden, empfahl Matthias Schimpf dazu, der die Sozialausschuss-Sitzung leitete. Zunächst aber sei im Fachausschuss der Regelbedarf Thema. Der Beschlussempfehlung für den Kindertagesstättenbedarfsplan für 2024/25 stimmte der Sozialausschuss einhellig zu, die Stadtverordnetenversammlung will heute ebenfalls grünes Licht geben, eine Debatte dazu ist nicht vorgesehen.
Auch bei der Beschlussfassung über das weitere Vorgehen und die Aufstellung eines Bebauungsplans für das Wohnquartier am Kloster herrschte bei der ersten Beratung im Fachausschuss Einigkeit. Eine längere Diskussion ist daher auch dazu heute nicht zu erwarten. Die jüngste Sitzung des Bauausschusses dazu verfolgten mehrere Anlieger im Paul-Schnitzer-Saal live. Dirk Helfrich stellte im Auftrag des Investors das Vorhaben vor. Das Unternehmen mit Sitz in Langen entwickelt auch das Lorscher Ärztehaus mit Wohnungen in der Schulstraße.
Auf dem Gelände der Holzhandlung gegenüber dem Klostergelände sollen auf rund 6000 Quadratmetern Brutto-Wohnbaufläche 31 Wohneinheiten in Doppel-, Reihen- und Mehrfamilienhäuser entstehen. In einem weiteren, südlichen Teilbereich könnten später noch einmal so viele Wohneinheiten gebaut werden. Die Grundstücke dafür stehen aber derzeit eigentumsrechtlich nicht zur Verfügung.
Informiert wird unter anderem auch über außerplanmäßige Aufwendungen im zweiten Quartal. Dazu zählen etwa Kosten für die Wohncontainer zur Flüchtlingsunterbringung. Die mehr als 200 000 Euro könnten durch Einsparungen und Mehrerträge im Ergebnishaushalt gedeckt werden
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