Lorsch. Eine Veränderung wird es im Daubhart geben, dem größten Lorscher Gewerbegebiet. Sie betrifft vor allem Konsumenten: der „Tegut“-Markt schließt.
Von außen ist das in der Marie-Curie-Straße noch nicht zu sehen. Kein Schild, keine Baustelle weist dort darauf hin, dass die Tage gezählt sind. Wer den Supermarkt betritt, sieht aber den Hinweis an Regalen. „Wir schließen am Freitag, 15. August 2025 um 20 Uhr“ ist da zu lesen. Und in größerer Schrift: „Vielen Dank für deine Treue!“.
Der Einkaufsmarkt, der unter anderem viele Bio-Produkte im Sortiment hat, war lange eine feste Größe in Lorsch. Im Herbst 2008 wurde er eröffnet und machte den Daubhart, auf dem sich viele große Unternehmen angesiedelt haben, auch zu einer attraktiven Einkaufsadresse. Neben einem Drogeriemarkt, Discountern und einem Friseur gelegen sorgt er nicht zuletzt mit dem üppigen Parkplatz-Angebot gratis und direkt vor der Tür für bequeme Einkäufe.
Zahlreiche Bioprodukte
Mit mehr als 25.500 unterschiedlichen Artikeln im Sortiment startete der Markt vor 17 Jahren in Lorsch. Neben üblichen Supermarkt-Angeboten konzentriert sich Tegut auf hochwertige Lebensmittel und offeriert unter anderem auch eine breite Palette von Öko-Produkten und Naturkosmetik. Lorscher wünschten sich mehr Einkaufsmöglichkeiten vor Ort, so hatte es vor 20 Jahren in der Stadt immer wieder geheißen.
Bedauert wurde damals, dass mangels Angeboten vor Ort zu viel Kaufkraft in umliegende Kommunen getragen werde. Mehr als 20 Millionen Euro flössen jährlich ab, hatte man damals ermittelt und nach Möglichkeiten gesucht, mehr Geld am Ort zu halten. Wenn darauf geachtet werde, das Sortiment der neuen Märkte auf der grünen Wiese mit dem Angebot der Innenstadt-Läden abzustimmen, werde keine Konkurrenz entstehen, sondern im Gegenteil eine gegenseitige Stärkung, hieß es zu Sorgen von Skeptikern. Diese befürchteten, neue Märkte am Stadtrand könnten zu einem Ausbluten der Ortsmitte führen.
Die Situation für Lorscher konnte mit den Neueröffnungen letztlich deutlich verbessert werden, Klagen verstummten. Zumindest im Lebensmittel-Bereich ist in Lorsch auf kurzen Wegen fast alles erhältlich, was Kunden wünschen. Zudem haben die Einkaufsmärkte in der Dieterswiese vor wenigen Jahren ihre Flächen erweitert und man kann in einem von ihnen sogar bis Mitternacht einkaufen. Zum anderen gibt es – andernorts längst nicht mehr selbstverständlich – in Lorsch sogar einen kleinen Supermarkt mitten im Zentrum. Auch in Einhausen, vom Daubhart aus nur einen Katzensprung entfernt, hat sich das Einkaufsangebot vor Ort zuletzt verbessert.
Änderungen im „Tegut“ waren in den vergangenen Wochen zu registrieren. Die Frischetheke wurde Ende Juni geschlossen, Fleisch, Wurst, Käse und Antipasti waren aber weiterhin im Selbstbedienungsregal erhältlich. Auch „neue Öffnungszeiten“ wurden im Juni eingeführt. Der Markt, geöffnet ab 7 Uhr morgens, schließt seitdem abends nicht mehr um 21 Uhr, sondern um 20 Uhr.
Mancher Kunde hielt das aber nur für kurzzeitige Regelungen übergangsweise während der Sommerferien. Bauen Sie um? So lautete die verwunderte Frage einer Kundin auch am vergangenen Samstag an der Kasse im Markt. Die Schildchen mit der Information zur Schließung hatte nicht jeder wahrgenommen. „Wir schließen“, erfuhr die überraschte Dame von der Kassiererin.
Dass Veränderungen im Gange sind, konnten am Samstag auch diejenigen bemerken, die an Regalen befestigte Zettel nicht zu lesen pflegen, sondern sich auf ihren Einkauf konzentrieren. Viele Regale präsentierten sich ausgedünnt, aufgefüllt werden sollten sie offenbar nicht mehr. Dass übliche Hinweise an leeren Fächern, neue Ware sei bereits unterwegs, diesmal wohl keine Bedeutung haben, konnte sich denken, wer die vielen Schilder mit Nachlässen sah.
Verlust für Kunden bedauerlich
Über um 30 Prozent reduzierte Preise konnten sich Kunden am Wochenende auf Kaffee und Tee, Konserven, Süßigkeiten und viele andere Produkte freuen. Dass es den Markt ab Ende nächster Woche nicht mehr im Daubhart geben soll, dürfte aber viele Bergsträßer sehr betrüben.
Was die „Tegut“-Betreiber zum Aufgeben der Lorscher Adresse bewogen hat, haben sie nicht öffentlich mitgeteilt. Eine Anfrage der Redaktion an die „Tegut“-Zentrale in Fulda am vorigen Donnerstag mit der Bitte um eine rasche Antwort blieb dazu in der Sache noch unbeantwortet. Es könne sein, dass die Beantwortung Zeit brauche, wurde mitgeteilt. Auch nach der Zukunft für die Mitarbeiter wurde in der Anfrage gefragt und ob die Schließung in Lorsch Folgen für „Tegut“ in Bensheim bedeutet.
Auf dem ehemaligen AOK-Gelände eröffnete „Tegut“ im Jahr 2010 einen etwas kleineren Markt als in Lorsch. Für den Betrieb an der Heidelberger Straße am Bensheimer Stadtrand wurde ein langfristiger Mietvertrag unterschrieben.
In Lorsch ist der Mietvertrag offenbar ausgelaufen. Das Grundstück soll weder der Stadt noch dem Marktbetreiber gehören, sondern sich in dritter Hand befinden, einem irischen Rentenfonds gehören. Wie wird es im Daubhart künftig aussehen? Der weithin sichtbare Werbepylon mit der überdimensionierten Einkaufstüte und der bereits nicht mehr zutreffenden Info zu den Öffnungszeiten dürfte abgebaut werden. Das Grundstück soll aber nicht verwaisen, ist zu hören. Klappt alles wie geplant, soll wieder ein Einkaufsmarkt ansässig werden.
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