Lorsch. Die Sanierung der Alten Postbrücke hat begonnen. Als Verkehrsweg für die Allgemeinheit hat die Brücke über die Weschnitz zwischen Lorsch und Heppenheim zwar längst ausgedient, die einst schwere Fahrzeuge aushielt, später vor allem von Radlern und Joggern genutzt wurde. Das historische Bauwerk, entstanden 1780, befindet sich inzwischen im Naturschutzgebiet und ist für Durchgangsverkehr seit 2015 gesperrt. In die Erneuerung der Doppelbogen-Natursandsteinbrücke aber wird dennoch Geld investiert. Sie steht schließlich unter Denkmalschutz – und das 250 Jahre alte Bauwerk soll wieder ein echtes Schmuckstück werden.
Zuletzt starke Beschädigungen
Vor sieben Jahren hatte die 22 Meter lange Brücke Schlagzeilen gemacht, weil sie durch einen schweren Unfall stark ramponiert wurde. Durch ein großes landwirtschaftliches Fahrzeug war die Brüstung über 6,50 Meter beschädigt worden und sogar große Teile des Brückenkopfes landeten im Fluss. Auch Bemoosung und Feuchtigkeit im Mauerwerk machten ihr über die Zeit hinweg bereits sichtbar zu schaffen.
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Über Abplatzungen, Auswaschungen, fehlende Abdichtungen und also eine dringende Reparaturbedürftigkeit war die Lorscher Öffentlichkeit schon 2016 im Rahmen einer Bauausschuss-Sitzung von Ingenieur Ralf Wittenbecher informiert worden. Aus der damals bereits für 2017 vorgesehenen Sanierung wurde aber nichts. Das Vorhaben verzögerte sich über Jahre – auch weil zunächst die Umbaumaßnahmen im Naturschutzgebiet Weschnitzinsel Vorrang hatten – bis jetzt.
Kosten werden geteilt
Wittenbecher, Projektleiter der Interplan-Bauberatung aus Darmstadt, war nun auch beim Start der Sanierungsarbeiten zugegen. Zur Baustelle hatten sich unter anderem zudem Christine Bender als Erste Stadträtin der Stadt Heppenheim, Denkmalschützerinnen wie Dr.-Ingenieurin Henriette Freifrau von Preuschen als Oberkonservatorin des Landesamtes für Denkmalpflege und ihre Bergsträßer Kollegin Barbara Schäfer-Vollmer, Florian Schumacher als stellvertretender Geschäftsführer des Gewässerverbandes Bergstraße sowie Bürgermeister Christian Schönung und der Lorscher Bauamtsleiter Volker Knaup und sein Kollege Robin Stephan aufgemacht.
Die Kosten für die Sanierung tragen die beiden Städte Lorsch und Heppenheim zur Hälfte, so ist es vereinbart. Rund 390 000 Euro wird die Erneuerung der Brücke insgesamt kosten. Das Landesdenkmalamt fördert die Arbeit mit 50 000 Euro, etwa 15 000 Euro sollen aus dem Schadenersatz des Unfalls dazukommen. Auf jede Kommune entfielen damit – nach heutigem Sachstand – etwa 162 500 Euro, hieß es beim Baustellenstart. Die genaue Gesamtbausumme ergibt sich aber erst nach der Fertigstellung des Projekts.
Lorsch hat die Federführung dabei übernommen. Handwerkliche Kunst ist bei der Sanierung der Brücke aus dem 18. Jahrhundert erforderlich, erinnerten die Redner jetzt noch einmal mit Blick auf das Alter des Bauwerks. Für die Arbeiten an der Postbrücke konnte Leonard Jakaj mit seiner auf historische Sanierungen spezialisierten Fachfirma Leonard Bau aus Schaafheim gewonnen werden.
Es wurde viel „herumgeflickt“
Das Team wird sich um den Rückbau der maroden Brückenbrüstung und den Wiederaufbau mit Sandsteinen kümmern. Es werden Fugen saniert und der beschädigte Gewölbefuß entfernt. Im Rahmen der jetzt geplanten vollständigen Sanierung sollen auch die bei früheren Reparaturmaßnahmen aufgebrachten Mörtel abgetragen werden. An der Alten Postbrücke sei in den vergangenen Jahren allerhand „herumgeflickt“ worden, erinnerten die Lorscher.
Läuft beim nun begonnenen Wiederaufbau alles nach Plan, dann könnten die Arbeiten idealerweise bis Ende Februar kommenden Jahres abgeschlossen werden. Nicht zuletzt hängst das allerdings auch vom Wetter ab. Der Abbau der Brückenbrüstung könnte selbstverständlich bei beinahe jeder Witterung erfolgen. Der Mörtel, der beim Wiederaufbau verwendet werden soll, kann jedoch nur unter bestimmten Bedingungen verwendet werden, machte Bauamtsleiter Volker Knaup deutlich. Frostige Temperaturen etwa würden die Arbeit verzögern. Eine Verlängerung bis zum Herbst 2023 wäre laut Genehmigung aber möglich.
Weil über die Alte Postbrücke auch künftig kein Verkehr fließen soll und es keine öffentliche Zuwegung in den Innenbereich des Naturschutzgebietes geben soll, wird ein Zaun auf der Innenseite errichtet. In Abstimmung mit dem Gewässerverband soll zudem das Gewässerbett auf mehreren Metern auf das einstige Niveau gebracht werden. Auch durch eine ständige Wasserführung biete sich der Zutritt in das Gebiet, in dem der Natur- und Vogelschutz Vorrang genießen soll, dann nicht an.
Begehen und Verweilen erlaubt
Auch für landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge bleibt die Brücke tabu, Einsatz- und Rettungsfahrzeuge dürfen sie im Einzelfall nutzen. Das bloße Betreten und Begehen des historischen Bauwerks bleibt erlaubt. Das gilt auch fürs Verweilen auf der Brücke, die nach der Erneuerung optisch wieder ein Hingucker sein wird.
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