Lorsch. Im Jahr 2019 beim Konzert im legendären Rockpalast hatten sich die vier Schweden noch in quietschbunte 50er-Jahre-Rock‘n‘Roll-Outfits gequetscht. Dieses Jahr machen sie einen auf harte Rocker in Lederklamotten. Was sie aber nur bedingt sind, denn wie bei den Landsleuten von „Night Flight Orchestra“ mischen sich auch immer ein paar poppigere Töne darunter. Es war die richtige Melange für das zweite Konzert beim Rex-Open-Air am Kloster Lorsch – wieder bei herrlichen äußeren Bedingungen.
Obwohl der Besuch mit etwa 900 Gästen gut ist, kommt er aber an den für die einen Tag vorher spielenden „Hooters“ nicht ran. Die zogen doppelt so viele Zuschauer an. Eigentlich verwunderlich, denn die noch nicht so alten Schweden spielen die großen Festivals hoch und runter und ziehen in der Regel bei Open-Airs 2000 bis 3000 Besucher an. Aber vielleicht ist auch genau das die Crux: Gerade im Sommer ist die Band schon sehr oft in Deutschland präsent.
Warum die vier so angesagt sind, machen sie gleich deutlich: Die Post geht ab. Gnadenlos. Es herrscht eine mega Stimmung unter den zum großen Teil jüngeren Fans, auch wenn es einige ältere „Ausreißer“ gibt. Die Gruppe lässt sich darauf ein. Ein Mosh-Pit – ein Bereich vor der Bühne zum Tanzen und Austoben – wird zelebriert. Sänger Adam Grahn stellt sich in die Mitte des Publikums und fängt an zu erzählen. Für den nächsten Song holt er sich noch einen weiblichen Fan aus dem Publikum zum Mitsingen. Ein Rockstar zum Anfassen.
Die Zuschauer wiederum sind völlig aus dem Häuschen und feiern ihre „Helden“ nach allen Regeln der Kunst. Viele Wünsche nach Wiederholung erreichen später Rex-Chefin Martina Wagner, selbst ein großer Fan der Gruppe. Sie bedauert, dass sie die Band nicht in den alten Güterbahnhof holen kann, „aber dafür sind die zu groß“.
Studio ist das eine, live das andere. Grahn (Gesang, Gitarre), Hannes Irengård (Gitarre), Jonas Almén (Bass) und Per Andreasson (Schlagzeug) bieten musikalisch im Studio solide rockige Hausmannskost. Aber live gehen sie so richtig ab und sorgen für eine gnadenlose Stimmung – weit mehr als eineinhalb Stunden lang. Im Mittelpunkt steht das aktuelle Album „Love Cop“, dessen Titelsong gleich als zweites Stück ordentlich einheizt. Nicht fehlen auf der Setliste darf auch immer mit „Battery“ ein Metallica-Cover.
Die Band „Royal Republic“ weiß, wie man das Publikum animiert
Die Schweden aus Malmö gründeten sich vor 18 Jahren und platzierten sich mit ihren Veröffentlichungen bisher ziemlich weit vorn in den Charts. Die vier lassen sich mit ihrer Mixtur in keine Schublade stecken: Aus Alternative, Garage, Hard Rock und Rock‘n‘Roll ziehen sie ihre Einflüsse, gepaart mit bisschen Funk, Disco und Rap.
Als wichtige Inspirationen nennt die Gruppe „The Hives“, „Danko Jones“ oder „Gluecifer“. Das liegt daran, dass die musikalischen Wurzeln der Bandmitglieder so unterschiedlich sind. Von Klassik bis Jazz ist bei den Musikern alles dabei.
Waren funkige Gitarre und 80er-Jahre-Synthezizer auf dem vorhergehenden Album „Club Majesty“ noch prägend, so kehrt auf „LoveCop“ wieder der Hardrock zurück. Trotzdem meint man manchmal die Disco-Kugel von der Decke schweben und John Travolta bei „Saturday Night Fever“ um die Ecke blinzeln zu sehen. Auf der anderen Seite geht‘s gleich danach wieder metalmäßig in die Vollen.
Adam Grahn tobt sich wie die Kollegen auf der Bühne voll aus. Posing ist alles. Die Band weiß, wie man das Publikum animiert, ohne groß die Musik aus den Augen zu verlieren. Die vier lassen kein gewolltes Klischee der harten Rocker aus und bedienen es mit Hingabe. Gespielt werden die aktuellen Kracher wie „Boots“, aber auch die Knaller aus früheren Alben wie „Baby“ oder das ganz alte „Tommy-Gun“. Schade, dass um 22 Uhr Schluss sein musste, denn die Fans waren völlig aus dem Häuschen bei der richtig guten Rockshow.
Die richtigen Anheizer waren „Tri State Corner“ im Vorprogramm. Die vier Musiker kommen aus drei Ländern: Griechenland, Deutschland und Polen. Ihren ganz eigenen Stil nennen sie „Bouzouki-Rock“ nach dem traditionellen Instrument der griechischen Musik. Denn das spielt in den Songs eine tragende Rolle. Das Quartett schafft es, mit seiner besonderen Instrumentierung die Fans ordentlich in Schwung zu bringen.
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