Rathauskonzert

Songs von Cat Stevens sorgen für großen Andrang in Lorsch

Von „Moonshadow“ bis „Peace Train“ war beim jüngsten Rathaus-Konzert alles dabei.

Von 
Nina Schmelzing
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Peter Lotz, Adrian Schwartz und Elmar Schork (v.r.) begeisterten mit Songs von Cat Stevens. Der Nibelungensaal hatte nicht genug Platz für alle Interessierten. © Strieder

Lorsch. Für das jüngste Rathaus-Konzert musste das geplante Programm kurzfristig geändert werden. Dieter Kordes, der mit seinen Musikern stets viel Publikum anzieht, hatte seinen Auftritt aus privaten Gründen absagen müssen. Ein Konzert gab’s trotzdem. Denn Jana Lenhart und ihrem Team im Lorscher Kulturbüro gelang es, für fulminanten Ersatz zu sorgen. Die Formation „Remember Cat Stevens“ war alles andere als eine Verlegenheitslösung.

Im kleinen Nibelungensaal waren auch die zusätzlich gestellten Stühle alle im Nu besetzt. Nicht jeder, der zuhören wollte, bekam noch einen Platz. Die über 90 Besucher, die eine Karte ergattern konnten, erlebten einen wunderbaren Abend – einen Ausflug in die späten 1960er, frühen 1970er Jahre und damit in ihre Jugendzeit. Für die Reise in diese Vergangenheit gab es sehr viel Applaus.

Jeder kennt die Songs von Cat Stevens, seine frühen Werke jedenfalls, auf die sich Peter Lotz, Adrian Schwartz und Elmar Schork vor allem konzentrierten. Ob Berührendes wie das musikalische Gespräch von „Father and Son“ oder Ernüchterndes wie die Beschreibung des Arbeitsalltags in „Matthew and Son“ mit dem Reim „Work‘s never done“ – jeder kann die Texte noch mitsingen. Auch das Lorscher Publikum, von Peter Lotz, der den Bass spielt und moderiert, immer wieder dazu aufgefordert, stimmt natürlich mit ein.

Das Leben von Cat Stevens war nicht nur glanzvoll

Die Gitarristen und Sänger starteten mit dem nachdenklichen „The Wind“. Lotz informierte zwischen den Songs auf unterhaltsame Weise über biografische Stationen des 1948 als Steven Demetre Georgiou in London geborenen Künstlers, der rasch Karriere macht. Zunächst tritt der Sohn einer schwedischen Mutter und eines zypriotisch-griechischen Vaters unter dem Namen Steven Adams auf. Eine Freundin, die seine Katzen-Augen liebt, inspiriert ihn zum Künstlernamen Cat Stevens.

Der Erfolg lässt nicht lange auf sich warten. „Frauen stehen Schlange vor den Hotels“, berichtete Lotz über das Leben des gefeierten Popstars, der mit Hits wie „First cut is the deepest“, „Moonshadow“ und „Morning Has Broken“ eine riesige Fangemeinde gewinnt. All die berührenden Titel werden auch in Lorsch gespielt. Nur glanzvoll ist sein Leben deshalb aber nicht. Eine schwere Tuberkulose zwingt ihn etwa zu einem monatelangen Klinikaufenthalt. Und der Welthit „Lady d‘Arbanville“ verdankt sich der Liebesbeziehung zu einer jungen Frau, die längst „nicht so verliebt in ihn ist, wie er in sie“, wie Lotz anmerkte. Die 17-Jährige will selbst beruflich vorankommen. Verzweifelt legt Stevens sie schließlich „musikalisch ins Grab“. Auch in „Wild World“ trauert er ihr nach.

Cat Stevens ist "kein einfacher Charakter"

Adrian Schwartz kommt mit seiner vollen, sanften Stimme dem Original sehr nahe, wenn er auch beim Auftritt in Lorsch leider mit Husten zu kämpfen hat. Dass Stevens „kein einfacher Charakter“ ist, verschweigt Lotz nicht. Das ist auch kaum möglich, denn der Ausstieg aus dem Musikgeschäft ist radikal. Mit knapp 30 Jahren, nach einer Nahtoderfahrung, konvertiert Stevens zum Islam, wirft seinen Namen und die Gitarre weg.

Ein Schock bleiben die Aussagen des sich nun Yusuf Islam nennenden Musikers in einem Interview 1989 zur Fatwa gegen den Autor Salman Rushdie. So sehr sehnt man sich bis heute danach, einen starken Widerruf zu hören von einem Künstler, der doch der Welt einige der schönsten einfühlsamen und freiheitsliebenden Songs geschenkt hat. Ob im Kultfilm „Harold and Maude“ oder im frühen Öko-Song „Where do the children play“ begeistern sie unverändert und unmittelbar. Er sei falsch verstanden worden, deutlichere Klarstellungen liest man verstörenderweise nicht, falls es sie doch geben sollte, haben sie den Weg in eine größere Öffentlichkeit nicht gefunden.

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Nach jahrzehntelanger Pause, in der man von ihm vor allem durch soziales Engagement hört, ist der sechsfache Familienvater zurück auf der Bühne, auch mit der Gitarre, auch mit dem Namen Cat. „Peace Train“ gibt die „Remember“-Band mit Blick auf die heutige Weltlage mit gutem Grund als eine Zugabe.

Ein Konzert im Lorscher Alten Rathaus habe er sich seit Jahren gewünscht, bekennt Peter Lotz, der mit seiner Formation nicht zum ersten Mal in der Klosterstadt auftrat, zu dieser Premiere. Die Atmosphäre und Nähe zum Publikum im Nibelungensaal lobt er. Die Band kann schließlich auch große Hallen. Im Mai wird sie zum wiederholten Mal im Mannheimer Capitol zu hören sein, das über 1000 Besucher fasst. Der Beifall in Lorsch ist lang und kräftig.

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