Partnerschaftsverein

Mit einem Meister am Herd in Lorsch französische Klassiker gekocht

Von 
Nina Schmelzing
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Von Guy Bastian (r.) ließen sich die Vereinsmitglieder zeigen, wie ein köstliches französisches Menü entsteht. In der Küche der Siemens-Schule wurde gemeinsam Boef Bourguignon zubereitet. Eine passende Vorspeise sowie ein Dessert entstanden unter Anleitung des erfahrenen Kochs ebenso. Zum Schluss wurde getafelt. © Neu

Lorsch. Wer nähme nicht gerne die Einladung zu einem französischen Menü an? Als Vorsitzende Brunhilde Schieb jetzt zu Boef Bourguignon mit Kartoffelgratin und Prinzessbohnen mit Kräuterbutter einlud, ließen sich die Mitglieder ihres Lorscher Partnerschaftsvereins nicht lange bitten – obwohl die Einladung in diesem Fall nicht nur den kulinarischen Genuss, sondern zuvor auch einiges an Arbeit beinhaltete. Das Essen sollte schließlich gemeinsam in der Küche zubereitet werden. Und französische Köstlichkeiten gehören bekanntermaßen nicht gerade zur Fastfood-Kategorie.

Der mehrstündige Kochabend aber war dennoch schnell ausgebucht und kam bestens an.

Das lag natürlich auch daran, dass ein Meister am Herd für die Regie in der geräumigen Küche der Werner-von-Siemens-Schule gewonnen werden konnte: Guy Bastian. Den erfahrenen Koch, einen gebürtigen Elsässer, der schon lange in Bensheim lebt, hat der Partnerschaftsverein nicht zum ersten Mal als Küchenchef engagiert. Im Herbst gehört es für die Mitglieder schließlich längst zur lieb gewordenen Tradition, miteinander zu kochen und zu speisen.

Pralinen zum Weihnachtsmarkt



Der Lorscher Partnerschaftsverein hält den Kontakt zu den Partnerstädten wie Le Coteau und Zwevegem. Der Vorstand organisiert Reisen ins benachbarte Ausland, stellt Veranstaltungen zum Beispiel zum Europatag auf die Beine, unterstützt Begegnungen und den Schüleraustausch.

In diesem Jahr war der Verein um die Vorsitzende Brunhilde Schieb unter anderem bereits in Straßburg und Luxemburg unterwegs, vor wenigen Tagen wurde gemeinsam die Chagall-Ausstellung in der Frankfurter Schirn besucht. Im kommenden Jahr soll es auch wieder eine traditionelle Kunstausstellung geben.

Ein wichtiger Termin steht außerdem am ersten Adventswochenende im Terminkalender der Mitglieder: der Lorscher Weihnachtsmarkt. An der Großveranstaltung, die in Lorsch unter dem Motto „Blaues Weihnachtswunder“ vom 25. bis 27. November gefeiert wird, beteiligt sich auch der Partnerschaftsverein wieder.

In einer der typischen blauen Buden werden belgische Pralinen aus Zwevegem angeboten, kündigen Brunhilde Schieb und Gerlinde Eichheimer an. 2018, da hatte der Verein die süßen Köstlichkeiten erstmals offeriert, hatten diese sich als ein Verkaufsschlager erwiesen. sch

Bei Guy Bastian haben die Lorscher unter anderem auch bereits die Finessen der belgischen Küche kennengelernt – denn die Klosterstadt hat neben Le Coteau in Frankreich mit Zwevegem auch eine Partnerstadt in Belgien. Auch eine Einführung in die tschechische Küche haben sie gemeinsam absolviert. Ein Abend mit klassischen französischen Spezialitäten aber ist am beliebtesten, wissen die Organisatoren.

Nicht alles steht im Rezept

25 Zutaten mussten jetzt allein für das Boef Bourguignon inklusive der Gemüsebeilage verarbeitet werden. Vom Rindfleisch bis zu den Rosmarin- und Thymianzweigen und den Lorbeerblättern war im Rezept alles genau aufgelistet und eine Anleitung zur Zubereitung lag für jeden Teilnehmer ausformuliert zum Nachlesen bereit. Aber Theorie und Praxis sind manchmal zwei recht unterschiedliche Angelegenheiten.

„Guy, es köchelt“, rief ein Kochschüler am Herd also quer durch die Küche nach dem Meister: soll das so sein? Soll das Essen im Topf aufkochen? Im Rezept ist schließlich nicht jede Kleinigkeit vermerkt.

Bastian, der mit 16 Jahren seine Lehre begann, im Zwei-Sterne-Haus arbeitete und auch im Alter von 62 Jahren noch immer mit Leidenschaft hochwertige Gerichte zubereitet, zudem für eine Kochschule und als Miet-Koch arbeitet, war überall zur Stelle, wenn er gerufen wurde. Seine Kochkurs-Teilnehmer, die meisten waren nicht zum ersten Mal dabei, stellten sich „sehr gut“ an, lobte er.

Ausgelernt haben die Mitglieder des Partnerschaftsvereins aber in der Mehrzahl wohl noch nicht. Der französische Koch jedenfalls legt unter anderem viel Wert darauf, dass die Gemüsezutaten gleichmäßig von Hand geschnitten werden. Dass das keineswegs allein ästhetische Gründe hat, zeigte sich auch beim Kochabend in Lorsch. Eine der Gruppen hatte die Zucchinistreifen für die Vorspeise großzügig in unterschiedlicher Dicke zugeschnitten. Die Folge: In der heißen Pfanne schimmerte die Struktur nicht bei jedem Gemüsestück wie erwünscht durch, zeigte Bastian, nicht ganz zufrieden mit diesem Werk, auf. An der Pfanne, wie mancher meinen könnte, liegt es dann jedenfalls nicht, wenn ein Stückchen noch beinahe roh, das andere dagegen fast verkocht sein sollte, erinnerte er.

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Nina Schmelzing
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Das ein oder andere Maschinchen sowie etwa eine „Mandoline“, ein scharfes Küchenwerkzeug, um hauchdünne Gemüsescheiben zu schneiden, waren gleichfalls im Einsatz.

Selbstverständlich besteht ein französisches Festessen nicht nur aus einem Gang. Die Aktiven des Partnerschaftsvereins bereiteten als Vorspeise zum Boef Bourguignon „Gegrillten Gemüseturm mit Fetakäse und Tomatenragout“ zu, wofür ebenfalls 20 Zutaten genutzt wurden. Schlagsahne und Crème Fraiche gehörten ebenso dazu wie ordentlich Knoblauch und verschiedene Kräuter.

Auch daheim koche sie öfter. Vom Profi könne man sich aber doch einige Handgriffe abschauen und erhalte manchen Tipp, den auch Mutter und Großmutter nicht vermittelt haben, erklärte eine junge Frau auf Nachfrage, warum sie sich zum Kurs angemeldet hatte. Mit Begeisterung dabei war auch eine frühere Lehrerin der Siemens-Schule, die gerade von einem längeren Aufenthalt in Kanada zurückgekehrt war. So wunderschön es auf der „Hummer-Insel“ auch war – nachdem wochenlang vor allem Frittiertes und „Pappbrötchen“ auf dem Speisezettel standen, habe sie sich auf das französische Menü in Lorsch sehr gefreut, berichtete die Bensheimerin.

Bis auch die hauchdünn gebackenen „Crepes, gefüllt mit Ananas-Orangenfilets und Grand Marnier Sabayone“ und verfeinert mit Minze, Vanillezucker und Puderzucker als Dessert fertig waren und alle zu Tisch gebeten wurde, hatten die Hobbyköche jede Menge zu tun.

Gelassenheit und gute Weine

Die Atmosphäre in der Schulküche aber war nicht hektisch, sondern es herrschte gute Laune und echte französische Gelassenheit. Schon vor dem Kochstart fürs Schmorgericht konnte man sich außerdem mit einem hervorragenden Aperitif zuprosten und sich den gesamten Abend hinweg bestens unterhalten und das Menü schließlich bei verschiedenen Weinen genießen. Einige Mitglieder wollen die Gerichte noch einmal daheim zu Weihnachten oder Silvester für ihre Lieben zubereiten.

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