Passionszeit

Lorscher Schola beeindruckte mit Pergolesis "Stabat Mater"

Das im Jahr 1736 entstandene Werk war zugleich das letzte, das der italienische Komponist erschaffen konnte.

Von 
Nina Schmelzing
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Schola und Kammerorchester St. Nazarius sowie die Sängerinnen Tina Braun und Almuth von Wolffersdorff konzertierten unter der Leitung von Thomas Adelberger. © Neu

Lorsch. Die Heilige Woche läuft. Christen gelten die Tage zwischen Palmsonntag und Ostern als wichtigste Woche im Kirchenjahr. Es gibt auch in Lorsch mehrere Eucharistiefeiern, Betstunden und Trauermessen bis zum Hochfest der Auferstehung, das am kommenden Sonntag (9.) gefeiert wird. Einen musikalischen Auftakt in die Karwoche bot die katholische Pfarrgemeinde St. Nazarius mit dem dritten und abschließenden Teil ihrer Kreuzwegandachten. In der Kirche waren Zuhörer zu einem hochklassigen Konzert eingeladen.

Unter der Leitung von Thomas Adelberger war „Geistliche Musik zur Fastenzeit“ zu hören. Die Schola St. Nazarius präsentierte gemeinsam mit dem Kammerorchester St. Nazarius und den beiden Solistinnen – Sopranistin Tina Braun und Altistin Almuth von Wolffersdorff – „Stabat Mater“ in der Vertonung des Barock-Komponisten Giovanni Pergolesi.

Angst, Trauer und Leid

Pfarrer Michael Bartmann wies in seiner Begrüßung darauf hin, dass der Text bereits aus dem Mittelalter stammt. Es geht in dem Werk, das im Original in lateinischer Sprache von einem unbekannten Verfasser geschrieben wurde, um den Kreuzestod Jesu, und zwar aus Sicht seiner Mutter Maria. Die Kantate ist damit alles andere als leichte Kost. Besungen werden Angst und Schmerzen, Trauer und Leid.

Komponiert hat Pergolesi „Stabat Mater“ in f-Moll. Die Tonart ist prädestiniert für schwermütige und düstere Themen. Das im Jahr 1736 entstandene Werk war zugleich das letzte, das der italienische Komponist erschaffen konnte. Er starb 1736 im Alter von nur 26 Jahren.

Adelberger hatte dafür gesorgt, dass die zwölf Strophen des Gedichtes für die Konzertbesucher auf Flyern ausgedruckt bereit lagen – in deutscher Übersetzung. So konnte jeder Zuhörer mitlesen und sofort verstehen, was Chor und Solistinnen, zum Teil in Duetten, vortrugen. „Wer könnte ohne Tränen sehen / Christi Mutter also stehen / in so tiefer Jammers Not?“ heißt es im ersten Teil der Passionskantate, die beginnt mit dem Gesang des Chores und der Beschreibung von Maria, die weinend am Kreuz steht „als ihr lieber Sohn da hing“.

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Oft sind die Aktiven der Schola kaum zu sehen, wenn sie Gottesdienste mit ihrem Gesang bereichern. Denn zumeist singen sie auf der Empore im hinteren Bereich der Kirche, in unmittelbarer Nähe der Orgel, die sie begleitet. Diesmal war das anders. Die 24 Sängerinnen der Schola hatten sich – ebenso wie die vier Streicherinnen, die beiden Solistinnen und Dirigent Adelberger – vor dem Altarraum aufgestellt. Das war möglich, weil Thomas Adelberger auch ein Cembalo und eine kleine Orgel dorthin transportiert hatte.

Das Publikum hatte die Akteure, allesamt schwarz gekleidet, so bestens im Blick. Das Konzerterlebnis war auch auf Grund der geringeren Distanz intensiver. Eine Premiere war „Stabat Mater“ in der Lorscher Kirche nicht. Es ist allerdings schon rund 15 Jahre her, dass das Werk zuletzt dort zu hören war. Thomas Adelberger hatte das Stück dargeboten, als er damals die Schola als Leiter übernahm.

Erstmals aber traten die Solistinnen Tina Braun und Almuth von Wolffersdorff gemeinsam in einem Konzert in St. Nazarius auf. Einzeln waren beide Künstlerinnen in den vergangenen Wochen bereits in Lorsch zu hören und hatten für ihre Darbietungen jeweils viel Applaus erhalten.

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Auch diesmal zeigten sich die Zuhörer sehr beeindruckt. Keineswegs schließlich lieben sie nur heitere Melodien und nette Texte, weiß Adelberger. Leiden und Tod sind tiefe Erfahrungen, mit denen jeder im Leben konfrontiert wird. Pfarrer Michael Bartmann bat die Kirchenbesucher vor dem Schlusschor um ein kurzes Innehalten, um an Pein und Leid auch in der heutigen Zeit zu denken. Gemeinsam wurde ein Vaterunser gesprochen.

Nach dem Schlussgesang mit den Zeilen „Wann mein Leib wird sterben / laß’ dann meine Seele erben / deines Himmels Seligkeit“ spendeten die Zuhörer stehend Beifall. Die Künstlerinnen bedankten sich mit einem vielstimmigen „Amen“ als Zugabe.

Auftritt an Ostersonntag

Erneut zu hören ist die Schola am Ostersonntag (9.). Um 10 Uhr wird im Hochamt die „Messe in B“ von Christopher Tambling erklingen, spätnachmittags um 17 Uhr lädt das Vokalensemble zum „Evensong“, der ursprünglich aus englischen Kathedralen stammt. Auch auf das Jubiläumskonzert der Schola – sie wird 50 Jahre alt – wurden die Zuhörer hingewiesen. Termin ist am 12. November. Gefeiert wird der runde Geburtstag mit dem „Requiem“ von Gabriel Fauré.

Redaktion

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