Lorsch. Rot und Weiß waren die vorherrschenden Farben am Sonntagnachmittag im Paul-Schnitzer-Saal. Die Bürger-Funken hatten dort zu ihrem Empfang eingeladen – und natürlich freuten sich die Mitglieder, zu diesem Anlass endlich wieder ihre traditionellen Uniformen anziehen zu können.
Passt die Uniform noch?
Nach der jahrelangen Corona-Pause seien manche Aktive zudem froh darüber, dass ihnen ihre Uniform überhaupt noch passe, witzelte Funken-Vorsitzender Andreas Paul, der den rund 320 Mitglieder starken Verein seit dem vorigen Sommer führt, bei seiner Premiere als Funken-Chef. Die Änderungsschneiderei habe noch nie so viel zu tun gehabt wie zum Auftakt dieser Kampagne, schmunzelte auch Sitzungspräsident Tobias Graf in seiner Ansprache.
Die Stimmung war prächtig, denn die Lorscher Fastnachter hatten einiges zu feiern. Das geht mit der aktuellen Kampagne los: Es handelt sich um die 55. der Bürger-Funken – ein närrisches Jubiläum also für den Verein, der sich 1968 gründete. Im Rahmen der Versammlung wurden außerdem Beförderungen langjähriger Mitglieder vorgenommen, es gab mehrere Ehrungen und die neuen Preisträger des Graf-Philipp-Ordens wurden bekannt gegeben. „Zum Jubiläumsjahr sind die Bürger-Funken wieder da“, machte Tobias Graf unter dem Beifall der Besucher zusammenfassend deutlich.
Rosenmontagsparty mit Rico Bravo
Bürger-Funken-Vorsitzender Andreas Paul erinnerte beim Empfang an Fastnachtstermine des Vereins, die jetzt folgen – allen voran die beiden großen Fastnachtssitzungen. Die Funken laden am 10. und 11. Februar (Freitag/Samstag) zu „Premiere“ und „Gala“ in der Nibelungenhalle ein.
Gemeinsam unter anderem mit den Närrischen Drei werden die Funken traditionell wieder das Rathaus „erstürmen“.
In der Kirche St. Nazarius wird am 19. Februar (Sonntag) ein Fastnachtsgottesdienst gefeiert.
Am Rosenmontag richten die Funken eine Party mit Rico Bravo in der Nibelungenhalle aus.
Am 19. Februar beteiligen sich die Lorscher am Fastnachtsumzug in Heppenheim. Am Fastnachtsdienstag (21. Februar) lädt Lorsch zum großen Umzug ein. sch
Der Graf-Philipp-Orden ist die höchste Auszeichnung, die die Bürger-Funken zu vergeben haben. Seit 1971 wird regelmäßig ein Funke geehrt, der sich in herausragender Art und Weise um die Lorscher Fastnacht verdient gemacht hat. Diesmal waren es, wegen des Ausfalls der Ehrung durch die Pandemie in der Vergangenheit, sogar zwei Persönlichkeiten, denen Orden und Urkunde überreicht wurden. Die Gilde mit ihrem Sprecher Michael Heuss an der Spitze hatte sich für Melanie Drayß-Schmitt und für Matthias Rothmund entschieden – und dies für das Publikum bis zum Empfang am Sonntag geheim gehalten.
Für den Graf-Philipp-Orden kommen Fastnachter in Betracht, die sich seit Jahrzehnten einbringen. Bürger-Funke Bürgermeister Christian Schönung hielt die Laudatio auf die neuen Ordensträger, und zwar in gereimter Form. Melanie Drayß-Schmitt wurde für ihr besonderes Engagement für die Tanzgarden mit Orden, Urkunde, dem Titel und Blumen gedankt.
Das Kostüm war plötzlich unauffindbar
Die Lorscherin, die inzwischen die zweite Tanzgarde trainiert, sei „immer heiter“, ihr Lächeln „unverwechselbar“. Ein einziges Mal kam der Fastnachterin in der Vergangenheit möglicherweise doch kurz ihre gute Laune abhanden. Bürgermeister Schönung erinnerte in einer kleinen Anekdote jedenfalls an den Tag, als einmal ihr Kostüm plötzlich unauffindbar war.
Die Tanzkunst beherrscht auch Matthias Rothmund, er hat mit seinem Talent beim Männerballett der Funken, den Schützen, begeistert. In der Gruppe habe er sich auch als Chef-Koordinator hervorgetan, habe im Komitee mitgewirkt und er packe auch beim Aufbau zuverlässig mit an. Wie Drayß-Schmitt ist auch Rothmund seit mehr als 30 Jahren für die Fastnacht aktiv, sein erster Kontakt war in seinen Kindertagen der Fastnachtsumzug in Lorsch.
Gründungsmitglied ausgezeichnet
Dass die Ordensträger ihr ehrenamtliches Engagement nach so einer Auszeichnung üblicherweise trotzdem nicht einstellen, sondern sich weiter für den Verein und die Fastnacht einbinden lassen, zeigt die Ehrung „25 Jahre Graf-Philipp-Orden“. Wegen der Corona-Pause wurde jetzt nicht nur Ralf Wenzel geehrt, der den Orden vor genau einem Vierteljahrhundert, 1998 erhielt, sondern auch Aloys Leidner und Manfred Odenweller, die in den beiden Jahren davor die Ordensträger waren, wurden ausgezeichnet.
Ralf Wenzel war Gründungsmitglied der Funken. Er kümmerte sich in den Jahrzehnten seines Mitwirkens um Ton und Licht bei den Sitzungen, hilft beim Aufbau und als Büttenschieber, ist Standartenträger und der ranghöchste Offizier. Aloys Leidner lobte Michael Heuss mit Blick auf seine jahrzehntelange Live-Musik als einen „Generaldirektor Musik“ für die Funken.
Manfred Odenweller, der die Silbernadel für 25 Jahre als Graf-Philipp-Ordensträger bekam, wurde für seine Kreativität gelobt, die den Auftritten der Schützen zugute kam. Auch mit der Idee für Kinderveranstaltungen sei er vielen Vereinen voraus gewesen. Ob die Einsätze auf dem Weihnachtsmarkt oder die Städtetrips, die Lorscher Fastnachter unter anderem nach Singapur und Hongkong führten – Menschen wie Manfred Odenweller tragen entscheidend dazu bei, dass die Funken sich als „tolle Gemeinschaft“ verstehen.
Zum Hauptmann wurden zu Beginn des Empfangs Sabine Dluzak, Yvonne Hanisch und Freddy Kaupa befördert. Auch eine solche Beförderung setzt langjährige Mitgliedschaft voraus. Zwölf Jahre mindestens muss man den Bürger-Funken angehören und sechs Jahre ein verantwortungsvolles Amt ausüben, erinnerte Andreas Paul an die Regelung. Dluzak hat in allen Garden getanzt und trainiert heute die Purzelgarde, Hanisch hat ebenso von Kindesbeinen an in Garden getanzt und engagiert sich heute als Schriftführerin im Funken-Vorstand. Kaupa hat sich die Beförderung als Standartenträger und Schütze verdient und weil er „weiß, wo der Hammer hängt“.
Appetit auf die Kampagne machten die Funken ebenso. Sophie Samstag und Natalie Ring wirbelten als sportliche Tanzmariechen mit akrobatischen Sprüngen durch den Saal. Marion Walter wies in einer Büttenrede auf Probleme in einem Verein hin, machte aber klar, dass jeder einzelne Funke wichtig ist, damit das Feuer der Begeisterung an Fastnacht richtig brennt und erhielt für ihre Anmerkungen viel Applaus. Angie Helm sang Stimmungslieder, begleitet vom Duo Take Two und dem rhythmischen Mitklatschen des Publikums. Den Abschluss bildete ein dreifach donnerndes „Laurissa Helau“ und zum Bürger-Funken-Lied mit dem Refrain „Mer sin all die Bürger-Funke / mer spreche all dieselbe Sprach“ wurde in den Reihen geschunkelt, zum Teil auch im Stehen.
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