Lorsch. Einen Mangel an Flohmarkt-Terminen gibt es in Lorsch nicht. Im September erst lief der große Hofflohmarkt mit rund 200 Adressen über das gesamte Stadtgebiet, zudem werden regelmäßig zahlreiche Flohmärkte für Kindersachen veranstaltet sowie einige privat organisierte große Trödelmärkte. Skeptisch war da mancher, ob weiterer Bedarf besteht – und wurde eines Besseren belehrt. Der erste Ladies-Flohmarkt am Freitagabend jedenfalls war ein Erfolg.
Plätze waren schnell vergeben
„Super“, so freute sich Anna Helm über die starke Resonanz im Paulusheim. Die 23-jährige Lorscherin hatte die Idee für den Spezial-Flohmarkt und setzte diese in Zusammenarbeit mit dem Lorscher Verein Jugend- und Sozialwerk als Veranstalter um. Die 36 Stände waren im Vorfeld im Handumdrehen vergeben, mehrere Verkäuferinnen mussten sich mit einem Platz auf der Warteliste begnügen. Zur Eröffnung drängte sich viel Publikum im Saal.
Ein Flohmarkt, bei dem nicht Spielzeug, Bücher oder Hausrat die Tische dominieren, fehlte offenbar eben doch. Beim Ladies-Flohmarkt gibt es fast nur Frauenkleidung, zudem fanden Besucherinnen eine Vielzahl von Schuhen, Taschen und Schmuck.
„Ich bin überrascht von der Qualität“, staunte eine Einhäuserin. Vor vielen Jahren habe man auf ähnlichen Flohmärkten vor allem Kleidung präsentiert bekommen, die zuvor wohl schon jahrelang auf dem Dachboden lagerte oder im Keller müffelte und eher einer Altkleidersammlung ähnelte. Bei den neuen Ladies-Flohmärkten aber werden keine vererbten Kostüme von anno dazumal, sondern vor allem Teile dargeboten, die von den Besitzerinnen gerade noch selbst getragen wurden.
Platz im Kleiderschrank schaffen, das nannten fast alle Verkäuferinnen dann auch als Grund für ihre Teilnahme beim Markt. In allen Größen – von XS bis XL – gab es gebrauchte, aber gut erhaltene Jeans und Pullover, T-Shirts, Röcke und Kleider, zudem Mützen, Schals und Gürtel. Zahlreiche zeitlose Stücke waren dabei, praktische Alltagskleidung und schicke Outfits. „Zu schön, um sie wegzuwerfen“, erklärte eine Standbetreiberin über ihre Auswahl an aussortierten Jacken, Blazern und Blusen, von denen die meisten Markennamen hatten. Was nicht bereits an die Tochter oder an die beste Freundin verschenkt wurde, kam mit zum Ladies-Markt.
Elegante Schuhe mit hohen Absätzen, kaum getragen und deshalb wie neu, konnte man für weniger als 20 Euro erwerben. Viele Preise, die heutzutage im Laden für modische Kleidung oder Schuhe verlangt werden, seien einfach zu teuer, hieß es von mancher Flohmarkt-Kundin. Ein Ladies-Markt offeriere attraktive Alternativen. Manche T-Shirts waren bereits für einen Euro zu haben.
Entdecken konnte man einige Unikate. Die Taschen von Anna Helm gehörten dazu. Die junge Lorcherin fertigt sie aus T-Shirt-Garn in vielen bunten Farben und unterschiedlichen Größen, auf Auftrag von Kundinnen häkelt sie auch Shopper-Sondermodelle. Anregungen, wie aus ausrangierten Kleidungsstücken mit Kreativität und Können neue Mode entstehen kann, bot der Markt mehrere. Upcycling heißt das und ist wie nachhaltige Mode ein vernünftiger Trend.
Ein Hingucker war vor der Bühne im Paulusheim auch der Stand mit Baskenmützen in allen Farben und mit Hüten. Die Verkäuferin machte Interessentinnen Mut zum Hut. Sie selbst habe im Alter von 14 Jahren damit begonnen, Kopfbedeckungen zu tragen, habe keine blöden Sprüche dafür geerntet, sondern im Gegenteil meist positive Reaktionen. Wählen konnten die Flohmarktbesucherinnen unter anderem zwischen diversen Strohhüten sowie eleganten Filzhüten.
Bereitschaft zum Risiko konnte beweisen, wer bei den „Mystery“-Tüten für fünf Euro zugriff ohne vorab den Inhalt zu kennen, denn die gepackten Papiertaschen wurden verschlossen verkauft. Auch ein schönes Dirndl war beim Markt zu haben, das noch nie das Oktoberfest gesehen hat, wie die Besitzerin auf Nachfrage versicherte.
Zugegeben – auch die schönsten Pumps nützen nichts, wenn sie nur in Größe 38 angeboten werden, man selbst aber 40 braucht. Nicht jede der zahlreichen Besucherinnen wurde beim Markt fündig. Wer nichts zum Anziehen kaufte, nahm aber mindestens Tipps, Neuigkeiten und nette Gespräche mit. Sie ergaben sich an vielen Ständen und auch im Foyer, in dem Interessierte bei Cocktails und Focaccia-Brot in geselliger Runde eine Pause einlegen konnten.
Fortsetzung erwünscht
Die Premiere kam so gut an, dass der Ladies-Markt eine Fortsetzung finden sollte, so war zu hören. Nur der Termin an Halloween sei ungünstig, wurde bedauert, weil viele jüngere Mütter mit ihren Kindern unterwegs seien und keine Zeit für einen Abstecher ins Paulusheim hatten.
Lob gab es für Andreas Englert. Der Vorsitzende des Vereins Jugend- und Sozialwerk, hatte schließlich sogar daran gedacht, einen großen Spiegel aufzustellen. Falls der Markt eine Fortsetzung findet, könnten dann vielleicht auch mehr Umkleidemöglichkeiten eingerichtet werden, wünschten sich Besucherinnen. Bei der Premiere klappten die Anproben aber auch ohne eigens aufgestellte Kabinen.
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