Lorsch. Mailo, Lasse, Michel und Tom zeigten sich begeistert. Die vier Jungs sagten gestern tatsächlich: „Lasst uns auf den neuen Kindergarten anstoßen“ und sie prosteten sich zu wie die Erwachsenen, nur eben mit Orangensaft und Wasser in den Sektgläsern. Grund zum Feiern hatte das Quartett. Denn die vier Jungs werden zu den ersten gehören, die den neuen großen Kindergarten besuchen, der in der Lagerfeldstraße entsteht. Gestern wurde symbolisch der erste Spatenstich gesetzt.
Mailo, Lasse und ihre Freunde feierten nicht nur, sie durften auch mitanpacken. Wie Bürgermeister Christian Schönung, Investor Achim Romanowski, Architektin Janine Bohn, Katharina Nägele als Vorsitzende des Familienzentrums Bensheim sowie weitere Vertreter der Stadt und der Baubeteiligten, nahmen sie Spaten in die Hand und bewegten einige Schippen Erde auf der Baustelle.
Betreuung für Kinder ab einem Jahr
Der neue Kindergarten wird Platz für insgesamt sechs Gruppen haben. Vier Kindergartengruppen sowie zwei Krippengruppen für Kinder bereits ab dem Alter von einem Jahr werden dort betreut werden können. Und das schon sehr bald. Denn die Fertigstellung soll bereits im nächsten Jahr erfolgen. Investor Romanowski bekräftigte das in seiner Ansprache gestern und räumte ein: „Der Zeitplan ist ambitioniert.“
Romanowski hat allerdings 30 Jahre Erfahrung als Investor und Architekt, und das Kita-Projekt ist nicht sein erster Neubau in Lorsch. Mit ihm als Planer ist auch die neue Dreifeldsporthalle im Ehlried entstanden, die in diesem Jahr eingeweiht wurde. Innerhalb von nur anderthalb Jahren sei es nun gelungen, Verträge auszuhandeln, Planungen abzustimmen, Genehmigungen einzuholen und die passende Baufirma zu finden, zeigte sich Romanowski zuversichtlich, dass das Ziel wie gewünscht erreicht wird.
Zumal gestern – parallel zum ersten Spatenstich – längst kräftig gearbeitet wurde. Baukran und Bagger sind schon seit Wochen auf dem Gelände zu sehen, derzeit laufen die Verfüllarbeiten zum Fundamentbalken, die kapillarbrechende Schicht wird eingebaut, jetzt folgt die Bodenplatte.
„Wir wollen zum Ende des dritten Quartals übergeben“, unterstrich in seiner Rede anschließend auch Bernhard Bauer, Geschäftsführer der Bauunternehmung „Diringer und Scheidel“. Architektin Bohn hob besonders den Standort des neuen Kindergartens hervor. „Optimal“ sei dieser, begründete sie das vor allem mit der naturnahen Lage am südlichen Stadtrand. Dieser Vorzug werde sich auch im Kindergarten bemerkbar machen.
Von allen Aufenthaltsräumen ein Blick ins Grüne
Alle Haupt-Aufenthaltsräume werden mit Blick ins Grüne ausgerichtet, alle von Kindern genutzten Räume mit bodentiefen Fenstern ausgestattet, kündigte sie an. Die Kita wird zweigeschossig sein, eine Höhe von 7,20 Metern haben. Im unteren Bereich sind die Krippen-, oben die Kindergarten-Räume angeordnet. Für jede Gruppe ist ein Haupt- und ein Nebenraum vorgesehen, je zwei Gruppen werden sich einen Sanitärraum teilen, informierte Bohn. Im Obergeschoss, barrierefrei per Aufzug erreichbar, sollen außerdem ein Bistro und ein Kreativraum zu finden sein. Aufs Dach kommt eine Photovoltaik-Anlage.
Eine Besonderheit beim zehnten Lorscher Kindergarten ist, dass man sich für das Investorenmodell entschieden hat. „Wir sind nicht der Bauherr“, erinnerte Bürgermeister Schönung, dass ein Erbbaurechtsvertrag abgeschlossen wurde mit Romanowski und seiner „Future Projects GmbH“. Die Stadt Lorsch hat das Grundstück erworben und wird den fertigen Kindergarten darauf dann für die Zeit von 30 Jahren mieten. Auch dass die Architekturplanung von der Bauherrin selbst übernommen wird, sei „ungewöhnlich“, aber „sehr gut“, ergänzte Bernhard Bauer.
Einziehen wird das Familienzentrum Bensheim, das in Lorsch bereits zwei Einrichtungen betreibt: den Naturkindergarten im Bruchweg sowie die große Kita Wiesenkinder in der Dieterswiese.
Die Kinder und Erzieherinnen des kleinen Kindergartens neben der „Wiesenkinder“-Kita werden als komplettes Team als Erste in den Neubau im Lagerfeld umziehen. Denn der in Modulbauweise errichtete „Container-Kindergarten“ namens Morgentau mit 50 Plätzen hat nur eine Betriebsgenehmigung auf Zeit. Sobald die neue Kita in der Lagerfeldstraße1 steht, wechseln alle „Morgentau“-Nutzer dorthin.
Beim Spatenstich gestern unterstrichen mehrere Redner, für wie wichtig sie ein gut durchdachtes Kita-Gebäude halten. Denn hier unternehme der Nachwuchs erste Schritte in die Welt. Ein Kindergarten-Bau sei auf jeden Fall eine Investition in die Zukunft.
Dass die neuen Plätze in Lorsch gebraucht werden, wurde in den kommunalpolitischen Beratungen zuvor immer wieder betont – auch wenn die Kinderzahl insgesamt im Land im Zuge des demografischen Wandels zurückgeht. In Lorsch allerdings ist nicht nur ein weiteres neues Wohngebiet in direkter Nähe zur neuen Kita gewünscht, Betreuungsplätze werden auch gebraucht, weil in Kürze der Kindergarten St. Nazarius modernisiert werden soll – und seine Kinder und Erzieher dann einen Ersatzplatz benötigen. St. Nazarius ist der mit rund 100 Jahren älteste Kindergarten in Lorsch. Während alle anderen Kindergärten in der jüngeren Vergangenheit erweitert oder neu gebaut wurden, ist bei St. Nazarius noch nichts geschehen.
Der neue Kindergarten könnte auch die Möglichkeit bieten, kleinere Gruppen einzurichten. Zunehmend melden Eltern besonderen Förderbedarf für ihre Kinder an, was zur Folge hat, dass Gruppen verkleinert werden müssen bis hin zu einer 1:1-Betreuung. Im Bereich zur Lagerfeldstraße sollen noch ein Parkplatz und ein öffentlicher Spielplatz folgen. Nicht nur Mailo, Tom, Lasse und Michel, auch Eltern freuten sich schon gestern auf den neuen Kindergarten und lobten die schöne Lage.
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