Partnerschaftsverein

Kein Thronfolger für die Königin, die abdankte

Lorscher pflegten französisches Brauchtum / Am kommenden Montag (22.) Vortrag zum Deutsch-Französischen Tag

Von 
Nina Schmelzing
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Im Nibelungensaal trafen sich Mitglieder des Lorscher Partnerschaftsvereins um Sprecherin Brunhilde Schieb (stehend) bei Wein und Königskuchen. Elmar Ullrich unterhielt die Teilnehmer mit Akkordeon-Musik und einer Geschichte aus seinem Buch, in dem es um ein Bild des Malers Yvan Nys ging. © Neu

Lorsch. Eine schöne Tradition pflegen die Mitglieder des Lorscher Partnerschaftsvereins im Januar. Sie haben sie aus Frankreich und Belgien übernommen. In beiden Nachbarländern hat Lorsch Partnerstädte: Le Coteau in Frankreich, Zwevegem in Belgien.„Galette des Rois“ heißt der Brauch.

Blätterteig mit Vanillecreme

Anlässlich des Dreikönigstags laden Franzosen und Belgier Familie und Freunde zum Essen eines Königskuchens ein. Es handelt sich um eine Blätterteig-Köstlichkeit, verfeinert mit Puddingcreme. Friedel Drayß, Bäckermeister und Mitglied des Partnerschaftsvereins, hatte für das Lorscher Treffen Königskuchen nach dem Vorbild des Originals kostenlos auf die Backbleche gezaubert und geliefert.

Im Nibelungensaal des Alten Rathauses freuten sich die Mitglieder, als Vereinssprecherin Brunhilde Schieb die süßen Stücke auf ihre Teller verteilte und sie dankten dem Spender, der selbst nicht teilnehmen konnte, mit Applaus.

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In einem der Kuchenstücke wird traditionell eine große Mandel versteckt. Wer sie in seinem Gebäck findet, wird zum König ausgerufen, so der Brauch. Im vorigen Jahr wurde Monika Hirsch „gekrönt“. Jetzt dankte sie nach dem Auslaufen ihrer Amtszeit als Monarchin ab. Sie habe sowieso „das Regieren satt“, witzelte die Lorscherin, die es diesbezüglich wie Königin Margrethe halten wollte. Unerwarteterweise gab es für sie beim „Galette des Rois“ nun aber keinen Thronfolger.

Auf die Nachfragen von Brunhilde Schieb nach dem Mandel-Fund meldete sich jedenfalls niemand. Obwohl in der Runde ausdrücklich darauf hingewiesen war, den Kuchen sehr aufmerksam und vorsichtig zu verspeisen, hatte eines der Mitglieder den darin versteckten Glücksbringer offenbar doch unbemerkt verschluckt.

Auch ohne neuen König oder Königin verbrachten die Besucher aber einen unterhaltsamen Abend. Mitglied Elmar Ullrich brachte die Gäste mit seinem Akkordeon und dem bekannten Lied „Au clair de la lune“ in gute Stimmung, es wurde mitgesungen. Der Lorscher hatte auch wieder eine Geschichte aus einem seiner Bücher mitgebracht.

„Nicht so witzig wie im vorigen Jahr – aber auch nicht wirklich traurig“, das schickte der pensionierte Oberstudiendirektor und frühere Leiter des Studienseminars fürs Lehramt an Gymnasien der Lesung aus seinem achten Buch voran. In der Geschichte beschreibt er den Kauf eines Bildes, das er von Yvan Nys erstanden hat und lässt teilhaben an den Gedanken, die das Werk des Malers aus Zwevegem auslösen können. Das Original des Künstlers, der auch in Lorsch schon ausstellte, hatte Ullrich zur Illustration dabei.

Er machte die Zuhörer auf die kräftigen Farben Blau, Weiß und Gold aufmerksam, philosophierte anregend über mögliche Bedeutungen der nicht-figürlichen Darstellung. Für sich kam er zu dem Schluss, dass es sich bei dem deutungsoffenen, geheimnisvollen Werk mit sakraler Aura und der Assoziation, dass unser Leben Sternenstaub, getragen von einem Schutzengel sein könnte, um ein „optimistisches Bild“ handelt. In Buchform festgehalten hat Ullrich seine Betrachtungen, damit auch sein jüngster Enkel weiß, wieso dieses Gemälde im Wohnzimmer seiner Großeltern einen besonderen Platz hat.

Nächste Veranstaltung des Partnerschaftsvereins ist am Montag (22.) ein Vortrag über den Élysée-Vertrag. Referent ist Ingo Espenschied, der Publikum in Lorsch bereits zwei Mal mit Vorträgen über europäische Themen, spannend dargeboten in Multimedia-Form, begeistern konnte. Beginn am Montag ist um 19 Uhr im Paul-Schnitzer-Saal. Zuhörer sind willkommen, der Eintritt ist frei.

Redaktion

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