Lorsch. Im vorigen Jahr blühten die ersten Pflanzen bereits an Ostern. „Der Name Pfingstrose führt leicht in die Irre, will man ihre Blüten bewundern“, weiß auch Petra Raulin, die das Gärtnerinnen-Team im Lorscher Päoniengarten leitet. Denn mit über 200 Arten und Sorten, die alle unterschiedlich früh oder spät ihre Pracht entfalten, geht die Blütezeit in dem Spezialgarten rund um die evangelische Kirche, gegenüber dem Kloster gelegen, acht bis zehn Wochen lang.
Irreführender Name
Je nach Witterung ist die Blütenpracht zwischen Anfang April bis Mitte Juni zu bewundern, der Höhepunkt liegt meist deutlich vor dem Pfingstfest. „Leider wissen das die wenigsten Leute und verpassen deshalb oft viel“, bedauert die Expertin.
Verkauf solange der Vorrat reicht
Die Pfingstrosentage können wegen Corona erneut nicht in üblicher Form zusammen mit dem gewohnten Frühlingsmarkt und dem Bienen- und Dichterfest veranstaltet werden. Einen Pfingstrosen-Verkauf soll es aber auch in diesem Mai wieder geben – die Nachfrage nach den besonderen Pflanzen dürfte auch dann wieder enorm sein.
Im vorigen Mai waren die üppig blühenden Pflanzen, die bei der Frühjahrs-Aktion in einem Hof in der Johannisstraße präsentiert wurden, innerhalb von wenigen Minuten ausverkauft. Alle, die nicht mehr zum Zuge kamen, konnten beim Gärtner-Team damals immerhin noch Samentütchen und Tabakpflanzen sowie Iris als Ersatz für die Pfingstrosen mitnehmen.
Als im Oktober vorigen Jahres Exemplare der weißblühenden Züchtung der Lorscher Pfingstrose „Paeonia lactiflora Laureshamensis“ am Lorscher Kulturamt zum Verkauf angeboten wurden, war das Interesse gleichfalls sehr stark und die Pflanzen waren in Rekordzeit ausverkauft.
Auch für den Sonderverkauf am 15. und 16. Mai in der Johannisstraße Nummer 12 werden Pfingstrosen-Freunde wohl ein bisschen Glück haben müssen, wenn sie Erfolg haben wollen. Das Gärtner-Team weist darauf hin, dass verkauft wird, solange der Vorrat reicht. Die Verkaufsaktion ist über mehrere Stunden angesetzt – von 11 bis 16 Uhr. Wegen Corona soll es schließlich keinen Publikumsandrang geben. Insgesamt sollen mehr Pfingstrosen zu haben sein als im Vorjahr, hieß es gestern auf Nachfrage bei den Gärtnerinnen. sch
Das Team will auf die frühe Blüte seiner „Königin der Kräuter“ aufmerksam machen. Der Name kommt daher, dass die Pflanzen ihre Triebe im Winter nicht einziehen. Die Stiele, die die Blätter und Blüten tragen, sind deshalb nicht saftig und grün wie bei den jährlich neu austreibenden staudigen Päonien. Vielmehr sind sie verholzt und sehen aus, wie die Äste eines Baumes.
„Das Blattwerk der über zwei Meter hohen Baumpäonien ist auch lange nicht so üppig und buschig wie bei den später blühenden Staudenpäonien“, weiß auch Heike Gärtner-Deinl, Mitglied im Garten-Team, die als Stadtführerin auch Führungen durch den Lorscher Lehr- und Schaugarten anbietet. Auch Anzahl und Ausprägung der Blüten seien anders, ergänzt sie. Im 2013 angelegten Lorscher Pfingstrosengarten sitzen Baumpäonien, die bereits über zwanzig Jahre alt sind. Diese verdanken sich Schenkungen von Volker Emrich, der bei Alzey eine bekannte Päonienzüchtung unterhält.
Auch die vielen Beipflanzungen im Pfingstrosengarten sind immer wieder einen Besuch in dem kostenlos zugänglichen Lorscher Gelände wert. „Wir folgen damit einem Wunsch vieler regelmäßig wiederkehrender Gemeindemitglieder, aber auch Gartengästen, die sich ungeheuer daran freuen, wenn sie über die acht Wochen der Pfingstrosenblüte hinaus Blumen und blühende Stauden bewundern können“, erklären die ehrenamtlichen Gärtnerinnen, die auch deshalb das ganze Jahr in dem Garten zu tun haben und sich „natürlich auch selbst daran erfreuen“.
Teil der Genbank Zierpflanzen
Besonders stolz jedoch ist das Team derzeit darauf, dass der Garten in das Netzwerk Pflanzensammlungen der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft aufgenommen wurde. Dieses Netzwerk hat den Zweck, gartenbauliche Kulturpflanzen in Deutschland zu erhalten und dem fortschreitenden Verlust an Agrobiodiversität entgegen zu wirken. Es ist Teil der Deutschen Genbank Zierpflanzen, die vom Bundessortenamt koordiniert wird.
Das im Jahr 2011 gegründete Netzwerk umfasst zur Zeit über 300 Zierpflanzensammlungen in Deutschland, wozu jetzt auch der Lorscher Päoniengarten zählt, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt dazu.
„Das tröstet ein bisschen darüber hinweg, dass wir auch in diesem Jahr wieder keine Pfingstrosentage wie üblich werden feiern und anbieten können“, sagt die Leiterin des Kultur- und Tourismusamtes, Gabi Dewald. „Die Pandemie wird es lediglich ermöglichen, dass wir, wie im vergangenen Jahr, kontaktfrei getopfte Pfingstrosen, zumeist Ableger aus dem Garten, werden verkaufen können.“
Ausdrücklich aber wird die Einladung an alle Interessierten erneuert, „vor allem an die, die es sich leisten können, weil sie vor Ort oder in die Nähe wohnen“, so oft wie möglich auf eigene Faust in dem prächtigen Pfingstrosengarten vorbeizuschauen. Und sich dabei an dem „Slow-motion-Feuerwerk der Superblüher“, wie Dewald formuliert, ab sofort und bis in den Juni hinein, zu erfreuen. Wegen Corona können die Pfingstrosentage auch in diesem Jahr nicht wie gewohnt gefeiert werden. Am 15. und 16. Mai soll es aber erneut eine Verkaufsaktion geben, teilt Dewald mit. red
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