Kommunalwahl - Matthias Schimpf, seit 2016 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung, tritt erstmals als Spitzenkandidat für die Lorscher Grünen an / Musikhören und Lesen als Hobbys

Grünen-Chef kocht gern und mag Konzerte

Von 
Nina Schmelzing
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Bevor er sich als Dezernent mit dem Kreis Bergstraße beschäftigte, kannte Matthias Schimpf die Region schon durch Konzert-Besuche. Musikhören ist ein Hobby des Grünen-Spitzenkandidaten. © Funck

Lorsch. Politik macht Matthias Schimpf schon seit Schülerzeiten. Auslöser für das erste Engagement des heute 52-Jährigen, der als Spitzenkandidat für die Lorscher Grünen zur Kommunalwahl am 14. März antritt, war damals ein fehlender Aufenthaltsraum für Fahrschüler. Wer mit dem Zug oder dem Bus kam, musste die Wartezeit bis zum Unterricht „blöd auf dem Flur“ herumstehen. Bald war Schimpf Mittelstufensprecher und Schulsprecher des Gymnasiums in Groß-Gerau, Kreisschulsprecher und stellvertretender Landesschulsprecher und saß auf manchem Podium, um in der „sehr strittigen“ hessischen Schulpolitik mitzumischen. Noch als Schüler, kurz vor dem Abi, wurde er in den Kreistag gewählt.

„Ich war der mit Abstand jüngste Kreisausschuss-Vorsitzende“, erinnert sich der gebürtige Frankfurter an seine Anfänge im Sozial- und Gesundheitsausschuss. Die Politik hat ihn seither nicht mehr losgelassen. Ehrenamtlich war er viele Jahre Stadtverordneter in Groß-Gerau. Seit 2016 gehört er der Lorscher Stadtverordnetenversammlung an. Der Fraktionschef der Grünen hat dort mit zahlreichen Beiträgen für Aufmerksamkeit gesorgt, viele Diskussionen angestoßen und für eine Reihe von Anträgen erforderliche Mehrheiten im Ortsparlament überzeugen können, zuletzt etwa für die Einrichtung des Kontos „Kommunale Corona-Hilfen“, das sich als hilfreich in der Krise erwies. Drei der fünf in Lorsch vertretenen Fraktionen sind zahlenmäßig stärker als die Grünen, die 2016 fünf Sitze holten. Seine Fraktion aber sei die „fleißigste“, sagt Schimpf mit Verweis auf die Zahl der Anträge gern.

Von Nutzen ist sein immenses und detailliertes Verwaltungswissen, das er – nicht immer zur Freude aller – in die Stadtverordnetenversammlung einbringt. Der Diplom-Finanzwirt arbeitete zehn Jahre lang als hauptamtlicher Stadtrat in Bensheim, anschließend war der Grüne ab 2011 hauptamtlicher Kreisbeigeordneter. Der Vertreter des Bergsträßer CDU-Landrats managte im Landratsamt ein umfangreiches Aufgabengebiet bis Schwarz-Grün abgelöst wurde. Bevor er im Bensheimer Rathaus anfing, stand Schimpf bei der Oberfinanzdirektion in Frankfurt in Diensten. Er hatte unter anderem die Fachaufsicht über die Vollstreckungsstelle der hessischen Finanzämter inne und war Ausbilder für den gehobenen Dienst.

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Der Vorstandssprecher der Bergsträßer Grünen steht nicht nur auf der Liste für die Lorscher Stadtverordnetenversammlung, sondern kandidiert auf Listenplatz zwei auch für den Kreistag. Schimpf, verheiratet mit Eva Grabowski, die sich ebenfalls erneut für das Ortsparlament bewirbt, betreut außerdem als Wahlkreismitarbeiter für die Bundestagsabgeordnete Daniela Wagner das Regionalbüro in Bensheim.

Wer einmal erlebt hat, mit welcher Bestimmtheit und Ausdauer sich der zugezogene Lorscher in öffentlichen Sitzungen manchem kommunalpolitischen Thema widmen kann, könnte annehmen, dass ihn wenig anderes als Politik interessiert. Fragt man Matthias Schimpf, ob er sich ein Leben ohne Politik vorstellen kann, dann sagt er aber, überraschend, sofort: „Ja“.

Er würde sich dann mehr um Tiere kümmern. Ein Boxerhund sowie die fünffarbige Katze Giselher gehörten einst zum Haushalt des Tierfreunds. Beschäftigungen wie dem Lesen – etwa Biografien prominenter Grüner wie Petra Kelly und Joschka Fischer – und dem Musikhören würde er dann ebenfalls noch mehr Zeit widmen. Schimpf hört gern Rock und Pop der 70er Jahre.

Musikzeitschriften abonniert

Der Grüne hat mehrere Musik-Zeitschriften abonniert. Seine Lieblingsmusik lädt er nicht aus dem Netz, sondern kauft sie. Konzertkarten stapeln sich wegen Corona daheim bereits, weil die Veranstaltungen immer wieder verschoben werden mussten. Die Bergstraße hat er, noch bevor er sie beruflich als Dezernent kennenlernte, zuvor über das Musiktheater Rex entdeckt.

Jeden Tag am Herd

Das Hobby Musikhören, Manfred Mann ebenso wie Schillers Musikprojekt, lässt sich gut mit einer weiteren Beschäftigung verbinden, die Matthias Schimpf wichtig ist: Kochen. Weil er schon mit 18 Jahren von daheim auszog, stellte er früh fest: „Nur Tiefkühlkost ist nichts.“ Zwei Jahre lang belegte er Kochkurse und dürfte sogar selbst Unterricht am Herd geben. „Ich koche jeden Tag“, sagt der Grüne, der auf Gemüse und frische Zutaten Wert legt, aber kein Vegetarier ist. Vom Braten über Pasta bis zum Linseneintopf tischt er zur Freude seiner Frau alles auf. Auch sein Patenkind hat Interesse an seinen Küchen-Tipps.

Er sei jedoch „kein SPD-Fresser“, formuliert Schimpf, der in den Gremien nicht zimperlich auftritt und sich zudem öfter veranlasst sieht, Verwaltung, Magistrat und die Stadtverordneten an die Kontrollfunktion des Ortsparlaments zu erinnern. Trotz manchem Streit seien die meisten froh über kompetente Initiativen und Mitwirkungsangebote, ist Schimpf überzeugt. Die Stadt profitiere schließlich davon.

Ansprechbar sein und Präsenz zeigen, hält der Grünen-Chef für eminent wichtig. Das habe er unter anderem von Georg Stolle gelernt. Der frühere Bensheimer Bürgermeister sei einer seiner politischen Förderer gewesen und habe ihm den Start an der Bergstraße erleichtert. Gelernt habe er vom im vorigen Jahr verstorbenen Ehrenbürgermeister auch, dass man den Mut haben müsse, Entscheidungen zu treffen und klare Antworten zu geben.

Er sei „schon ein bisschen stolz“ darauf, was seine Fraktion mit anderen in fünf Jahren auf den Weg gebracht habe, sagt Schimpf. Keine andere Stadt habe zum Beispiel vergleichbare Corona-Hilfen oder den Klostertaler-Plus. Auch der Fortschritt bei der geplanten Dreifeldhalle im Ehlried sei „kein Verdienst des Bürgermeisters“, sondern der „massiven Einmischung“ Lorscher Fraktionen zu verdanken.

Auch in der nächsten Wahlperiode wird es viel zu tun geben – von der Sanierung der Nibelungenhalle, dem Bau der Ehlried-Sporthalle bis zur ICE- und Gütertrasse. Zu erwarten ist, dass sich Schimpf auch künftig deutlich vernehmbar zu Wort melden wird. „Wenn ich ein Mandat annehme, dann übe ich es hundertprozentig aus“, sagt der Spitzenkandidat jedenfalls.

Redaktion

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