Lorsch. Wenn die Germania-Chöre öffentlich auftreten, faszinieren ihre Musik und ihr Gesang so sehr, dass einen Moment lang das Leben in Lorsch stillzustehen scheint. Das war am Sonntagnachmittag in der Ortsmitte zu erleben. Da gestaltete der Lorscher Männergesangverein das Konzert unter freiem Himmel in der beliebten Platzkonzert-Reihe, und viel Publikum versammelte sich, um den Sängern aufmerksam zuzuhören.
Im Handumdrehen ließen sich viele Zuhörer auf den zahlreichen Stühlen in den Cafés rund ums Alte Rathaus nieder. „Da ist nichts mehr frei, überhaupt nichts“, hieß es bald von Sitzplatz-Suchenden, die erst zum Beginn des gratis zu genießenden Platzkonzerts kamen. „In Lorsch ist was los“, stellte auch ein Besucher aus Bensheim anerkennend fest.
Also nahmen sie auf den Ruhebänken Platz, nutzten auch den Tabakbrunnen und die Einfassungen der Blumenkästen als Sitzplätze und sehr viele harrten auch stehend aus. Mancher hatte sich vorsorglich einen Klappstuhl mitgebracht. Ob junge Eltern mit Kinderwagen oder Senioren mit Rollator – alle stoppten, um dem Lorscher Männergesangverein zu lauschen.
Sogar die jüngsten Zuhörer hörten hin, dämmten die Lautstärke ihrer Spiele, obwohl Kinder mit melancholischen Liebesliedern wie Freddy Quinns Seemannssong „Die Gitarre und das Meer“ wohl nur wenig anfangen können. Der Hit stammt rücksichts rüausrü den späten 1950er Jahren. Älteren Zuhörern aber ist die Geschichte von Jimmy, der seine Juanita an einen anderen verliert, noch bekannt und mancher sang leise den Refrain mit.
„Wir haben die Temperaturen für Sie heruntergedreht“, verkündete Germania-Vorsitzender Klemens Diehl-Blust zur Begrüßung angesichts eines idealen Openair-Wetters. Laut beschallen könne man den Markt- und Benediktinerplatz nicht, bat er um Verständnis dafür, dass vielleicht nicht jedes Wort der Liedtexte die Ohren aller erreichen werde. Zwischen den Chören und einem Großteil des Publikums lag schließlich die viel befahrene Römerstraße, die dort in die Bahnhofstraße mündet und auf der auch am Sonntagnachmittag nicht wenig Betrieb ist. Sogar die meisten Autofahrer waren aber während des Auftritts mit rücksichtsvoll gedrosseltem Tempo unterwegs.
„Wir sind der beste Männergesangverein in Lorsch“, hatte Diehl-Blust zum Auftakt gesagt. Sein Zusatz, dass die Germania der einzige Chor dieser Art in der Stadt ist, ging bereits im bekräftigenden Applaus der Zuhörer unter. Für jeden Titel gab es Beifall.
Ob für „Donna Maria“, das sich um den Bettler und die zwei goldenen Münzgaben dreht, „Ein Lied kann eine Brücke sein“oder englischsprachige Titel wie „Can you feel the love tonight“ und „Tears in heaven“, dargeboten von der Germaniagruppe Taktfest – die Sänger unter der musikalischen Leitung von Marc Bugert hatten ein passendes Programm für ihr Publikum zusammengestellt. Bugert dirigierte die Herren in den weißen Festtagshemden und spielte das Piano.
Auch „Heavy Metal“ wird eingeübt
Die Germania, gegründet 1898 und damit bereits 127 Jahre alt, erweitert ihr Repertoire gerade erneut. Auch einige sehr moderne „Heavy Metal“-Titel werden von ausgewählten Sängern eingeübt. „Enter Sandman“ von Metallica etwa gehört dazu und „Engel“ von Rammstein. Im Oktober lädt der Lorscher Männergesangverein zum großen Konzert „Night of Songs“ ins Paulusheim ein.
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